Maut in Deutschland: Alle Regelungen im Überblick

Inhalt

• Gescheiterte Pkw-Maut in Deutschland
• Wer zahlt bereits Maut in Deutschland?
• Kosten für die Lkw-Maut in Deutschland
• Zukunftspläne für die Maut
• Weitere nützliche Hinweise

Pkw-Maut in Deutschland: lange geplant und kläglich gescheitert

Pläne für eine Pkw-Maut in Deutschland gab es im letzten Jahrzehnt viele, die Umsetzung scheiterte letztlich aus verschiedenen Gründen. Bereits 2013 nahm die Bundesregierung die Maut in den damaligen Koalitionsvertrag auf. Amtlich als Infrastrukturabgabe bezeichnet, wurde sie dann zum Jahresbeginn 2016 formal für alle deutschen Straßen eingeführt. Zu einer Erhebung sollte es jedoch erst kommen, wenn die dafür notwendigen Systeme einsatzbereit sind.

Über einen Freibetrag in der Kfz-Steuer war für Inländer eine vollständige Kompensation der Infrastrukturabgabe vorgesehen. Ausschließlich für Halter von im Ausland zugelassenen Pkw sollte die Nutzung von Autobahnen über den Kauf von Vignetten kostenpflichtig werden. Diese ungleiche Behandlung stufte der Europäische Gerichtshof als diskriminierend ein – die Einführung der Maut wurde gekippt. Ein kostspieliges Debakel: Aufgrund der gekündigten Betreiberverträge stehen Schadensersatzforderungen von 560 Millionen Euro im Raum, der Rechtsstreit könnte noch Jahre andauern.

Maut: Deutschland vs. andere EU-Länder

So kommt es, dass Deutschland als eines der wenigen Länder der Europäischen Union keine Pkw-Maut erhebt. Die Systeme anderer EU-Länder variieren teilweise stark: Sowohl die Art und Weise, wie Gebühren erhoben werden als auch die Höhe der Maut-Kosten weichen voneinander ab. Besonders verbreitet ist die Abrechnung über Maut-Stationen – so zum Beispiel bei der Autobahnmaut in Italien. Die Höhe der Maut-Kosten wird neben der Fahrzeugklasse durch weitere Faktoren beeinflusst. Beispielsweise ist für die Maut in Kroatien ebenfalls der Reisezeitpunkt und der Streckenabschnitt ausschlaggebend.

Übrigens: Die Maut in Spanien entfällt auf mehr und mehr zuvor noch gebührenpflichtigen Autobahnabschnitten. Viele der privat betriebenen Autopistas fallen zurück in die öffentliche Hand – diese betreibt ihr Straßennetz ohne Gebühren.

Ausnahmen: Wo wird in Deutschland eine Maut für Pkw fällig?

Momentan fallen für Pkw in Deutschland lediglich bei der Durchfahrt zweier Tunnel Kosten an:

• Warnowtunnel in Rostock: Die Tarife für eine einfache Fahrt liegen je nach Fahrzeug (Pkw, Wohnmobil, Kleintransporter) und Saison zwischen 2,78 und 5,40 Euro.
• Herrentunnel bei Lübeck: Die Tarife für eine einfache Fahrt liegen je nach Fahrzeuggröße zwischen 1,90 und 3,50 Euro.

Wer zahlt bereits flächendeckend Maut in Deutschland?

Seit 2005 gilt in Deutschland eine Mautpflicht für Lkw und Fahrzeugkombinationen ab einem zulässigen Gesamtgewicht (zGG) von 7,5 Tonnen, solange diese für den Güterverkehr bestimmt sind. Somit sind neben Pkw auch Wohnmobile von der Maut ausgeschlossen.

Zunächst galt die Lkw-Maut ausschließlich für die Nutzung von Autobahnen und ausgewählte Bundesstraßen – seit 2018 sind alle Bundesstraßen in gleicher Höhe gebührenpflichtig. Der zu entrichtende Preis richtet sich nach Achsanzahl, Gewichts- und Emissionsklasse sowie Streckenlänge.

Was kostet die Maut in Deutschland?

Pkw und Privatreisende bezahlen in Deutschland außer für die Durchquerung der oben erwähnten Tunnel (Warnowtunnel und Herrentunnel) keine Maut. Für Güter-LKW über 7,5 Tonnen zGG berechnet sich der zu entrichtende Mautsatz pro Kilometer aus folgenden Einflussgrößen:

• Schadstoffklasse
• Lärmbelästigung
• Gewichtsklasse
• Achsanzahl

Daraus resultieren die abzuführenden ca. 9 bis 26 Cent pro Kilometer – bezahlbar per On-Board Unit oder am Maut-Terminal an Autohöfen, Rastplätzen oder Tankstellen. Auch per App oder über das Internet lassen sich Strecke, Fahrtbeginn sowie Zahlungsmittel einbuchen. Mehr Informationen sowie das detaillierte Tarifgefüge inklusive Mautrechner sind über die Webseite des Betreibers Toll Collect abrufbar.

Ein Blick in die Zukunft: Wann kommt die Pkw-Maut in Deutschland?

Mit Blick auf den weiterhin anhaltenden Rechtsstreit hinsichtlich der 2019 gescheiterten Infrastrukturabgabe ist in naher Zukunft mit keiner Umsetzung einer Pkw-Maut in Deutschland zu rechnen. Entsprechend liegen auch im Koalitionsvertrag der neuen Regierung keine Pläne vor, die gescheiterten Mautvorhaben wieder aufzugreifen.

Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshof wurden allerdings Stimmen für eine sogenannte “Straßennutzungsgebühr” laut – diese soll ohne steuerliche Kompensationen für alle Autofahrer gelten. Viele Politiker betonen, dass eine neue Maut in Zukunft notwendig sei, um die Verkehrswende zu finanzieren und Klimaziele einzuhalten. Für Autofahrer schaffen die Gebühren zudem sinnvolle Anreize für emissionsärmere Alternativen.

Weitere nützliche Hinweise für die Pkw-Reise in Deutschland

Die Geldbörse der deutschen Autofahrer wird also allem Anschein nach auch in den kommenden Jahren weiterhin verschont bleiben – eine Maut auf Deutschlands Straßen ist nicht in Sicht. Dafür gibt es genügend andere Regelungen, die vor Reiseantritt beachtet werden sollten. Ein gutes Beispiel ist die Richtgeschwindigkeit: Deren Überschreitung stellt keine Ordnungswidrigkeit dar, kann jedoch bei einem Unfall zu einer Mithaftung führen – trotz Unschuld am Crash. Einen ersten Überblick der wichtigsten Infos zu Tempolimits, Bußgeldern und Notfällen verschafft die folgende Auflistung.

Mehr zu den Bußgeldern in Deutschland:

• Falschparken: 10 – 100 €
• Handy am Steuer: 100 – 200 €

Stand: März 2022, alle Angaben ohne Gewähr