Alle Autos können irgendwann rosten
Das am weitesten verbreitete Material im Karosseriebau ist Stahl. Stahl hat viele Vorzüge: Es ist preiswerter als beispielsweise Aluminium. Es ist steif, aber in gewissen Grenzen flexibel und bricht - anders als Aluminium - nicht. Es verbiegt sich nur. Der große Nachteil des Materials ist: Stahl rostet.
Rost ist eine zwangsläufig eintretende chemische Reaktion: Oxidation von Eisen als Bestandteil des Blechs unter dem Einfluss von Sauerstoff und Wasser. Blech beginnt zu rosten, wo Luft und Feuchtigkeit einwirken. Also gilt es, beides fernzuhalten. Diese Aufgabe übernehmen der Lack deines Autos und die Beschichtung am Unterboden, falls sie nicht beschädigt sind.
Wesentlich robuster als Lack ist eine Zinkschicht. Sie ist durch einen galvanischen oder thermischen Prozess bei der Herstellung direkt mit dem Stahl verbunden. Zink korrodiert, aber die dünne Zinkpatina schützt das Material gleichzeitig gegen Korrosion. Rost "frisst" sich weiter ins Material hinein, da er Sauerstoff und Feuchtigkeit durchlässt. So kann es zur vollständigen Durchrostung kommen.
Ähnlich wie der Lack soll die Zinkschicht den Stahl gegen Feuchtigkeit und Sauerstoff versiegeln. Vor allem schützt Zink - anders als Lack - durch eine weitere Eigenschaft: Sauerstoff und Feuchtigkeit setzen einen chemischen Prozess zwischen den beiden Metallen in Gang. Dabei wird Zink (anstelle des Stahls) verbraucht, es wird zur sogenannten "Opferanode" (elektrochemischer Prozess). Theoretisch ist der Stahl irgendwann ungeschützt.
Daher rosten auch verzinkte Autos, wenn sie nicht durch den Lack zusätzlich geschützt sind.
Produktionsbedingte Schwachstellen
Auch eine flammneue Zinkschicht schützt lediglich die Stellen Ihres Autos, wo sie auf dem Stahl liegt. Schnittkanten am Blech und Bohrlöcher für Schrauben sind Angriffspunkte für Sauerstoff und Feuchtigkeit, die zu Rost führen. Hier liegt der Stahl zunächst frei. Wo das Blech gebogen ist, ist die Stärke der Zinkschicht und somit die Wirksamkeit des Korrosionsschutzes verringert. Zum Schweißen muss der Stahl blank sein. So ist dies eine Problemstelle. Rundum geschützt ist ein Teil, wenn es nach allen Blech-, Bohr- und Schweißarbeiten vollverzinkt ist. Die Verwendung verzinkter Bleche alleine ist noch lange nicht das Optimum.
So kann es bei deinem neuen Auto Stellen geben, an denen der optimale Schutz nicht mehr vorhanden ist. Wird nachträglich eine Kaltverzinkung oder eine Wachsschicht aufgebracht, ist diese weniger wirkungsvoll als die zuvor intakte Verzinkung. Besonders wichtig ist die Verzinkung im Bereich des Unterbodens oder der Heckklappe - in allen Bereichen, die mit Wasser, Salz und Schmutz in Berührung kommen. Bei Teilen im Inneren deines Fahrzeugs ist normaler Stahl ausreichend.
Das Für und Wider verzinkter Autos
Die Wirksamkeit des Korrosionsschutzes durch Verzinken steht und fällt mit der Sorgfalt, die der Hersteller im gesamten Produktionsprozess auf den Erhalt des Rostschutzes verwendet. Jede Bohrung, jede Schweißnaht verletzt die Zinkschicht. Hier muss der Rostschutz durch Kaltverzinkung wieder hergestellt werden. Diese bleibt an dieser Stelle weniger wirkungsvoll als die ursprüngliche Verzinkung. Solche Schwachstellen kann der Hersteller vermeiden, wenn die Karosserie erst nach Abschluss aller Arbeiten im Ganzen verzinkt wird. Er muss dies bei allen Arbeitsschritten von der Konstruktion bis zur Endauslieferung berücksichtigen. Das bedeutet mehr Aufwand, der die Produktionskosten erhöht. Beispielsweise müssen bei der Konstruktion alle Modellvarianten vom Kombi bis zum Cabrio berücksichtigt werden. Jeder Durchmesser einer Bohrung muss vorher feststehen. Nachträgliche Arbeiten verletzen die Zinkschicht.
Das macht den Rostschutz um so teurer, je wirkungsvoller er ist. Ob du als Kunde den Preis für einen optimalen Rostschutz zahlst, hängt davon ab, ob du ein langlebiges Fahrzeug zu einem entsprechenden Mehrpreis wünschst. Der Automarkt ist kurzlebiger geworden. Die Käufer verlangen nach Innovationen. Das steht dem Aufwand für eine derart widerstandsfähige Karosserie entgegen. Eine gut verarbeitete und gepflegte Lackschicht schützt das Auto länger als es normalerweise in Betrieb sein wird. Das Auto verzinken ist lediglich ein zusätzlicher Schutz.
Die Beschichtung mit einer Zink-Magnesium-Legierung könnte zukünftig noch eine weitere Verbesserung des Rostschutzes bedeuten. Das Verfahren ist noch im Laborstadium, wird aber in absehbarer Zeit marktreif sein. Ob es überhaupt oder nur im Premiumbereich zum Einsatz kommt, ist davon abhängig, welche Mehrkosten der Hersteller an den Endkunden weitergeben kann.
Wie du dein Auto schützt
Auch für verzinkte Autos gilt, achte auf den Lack und den Unterbodenschutz. Sie müssen ohne Beschädigungen sein. Schiebe Reparaturen nicht auf die lange Bank. Auch ein kleiner Steinschlag kann sich zu einem größeren Rostschaden entwickeln, wenn er unbehandelt bleibt. Hier wirken Sauerstoff und Feuchtigkeit auf das Blech ein - und zwar sofort. Vor allem wenn neben dem Lack, die Zinkschicht verletzt ist. Willst du den Unterbodenschutz erneuern, ist eine umsichtige Arbeitsweise erforderlich.
- Für einen Steinschlag ist die Lackpipette die derzeit beste Reparaturmethode. Hiermit stellst du den Schutz für das Blech im Handumdrehen wieder her. Du erhältst die Lackpipette nur im Internet.
- Unterbodenschutz zum Auftragen mit dem Pinsel erhältst du im Fachhandel. Damit reparierst du leicht Beschädigungen des Unterbodenschutzes an deinem Fahrzeug. Beachte die Anweisungen des Herstellers. Entferne mit einem Spachtel losen Unterbodenschutz und mache das Blech mit einer Topfbürste (Vorsatz für die Bohrmaschine) blank. Dann trage erst die Grundierung und nach dem Trocknen den Unterbodenschutz satt auf. Unterbodenschutz in Sprühdosen ist teurer und nicht einfacher in der Anwendung.
- Achte auf die Verkleidungen: Wenn sich beispielsweise die Innenverkleidungen in den Radkästen auf dem darunterliegenden Blech hin und her bewegen, wirken sie in Verbindung mit Wasser und Schmutz wie Schmirgelpapier. Auch hier solltest du nachbessern: Entferne die Verkleidungen wenn möglich, reinige und versiegel die Kontaktflächen und schraube die Teile fest an.
- Wachse den Lack deines Fahrzeugs regelmäßig. Das ist nicht nur eine Sache der Optik, sondern dient dem Werterhalt.
- Bei allen nachträglichen Arbeiten - sei es der Einbau einer Antenne oder die Montage von Zusatzscheinwerfern - musst du die Stellen schützen, an denen die "Haut" Ihres Autos verletzt ist. Lasse dich im Fachhandel beraten, welches Korrosionsschutzmittel du am besten verwendest.
- Achte auf eine intakte Hohlraumversiegelung. Auch Selbermacher sind hier in einer Fachwerkstatt am besten aufgehoben.