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VW Golf: Auto-Cockpit im Wandel der Zeit

Am Volkswagen Golf lässt sich am besten erkennen, wohin sich das Automobil mittlerweile entwickelt hat. 46 Jahre auf dem Markt, hat der Wolfsburger so ziemlich alle Evolutionsstufen mitgemacht. Wir blicken auf die Innenraumentwicklung von 1974 bis 2020.

Der Volkswagen Golf. Seit 1974 mittlerweile in achter Generation auf dem Markt. Von den einen geliebt, von den anderen geschmäht. Er brachte nach dem Käfer die Massenmobilität, auf ihm lernte man das Fahren, mit ihm rutschte man im Winter vielleicht das erste Mal in den Graben. Und: Der VW Golf war immer auch ein Lehrstück in Sachen innovativer Innenraumgestaltung. Wir werfen einen Blick zurück und nach vorne. War früher wirklich alles besser, wo liegen die Tücken heutiger Bediensysteme?

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Golf I: Aschenbecher und UKW-Radio machten glücklich

Einige Bedienelemente sind seit 46 Jahren nahezu unverändert geblieben, andere wurden neu entworfen oder ersetzt. Alles begann mit dem Golf I und einem schlichten, aber gleichermaßen sehr funktionalen Cockpit. Lenkrad, Blinker- und Scheibenwischerhebel sowie die Gangschaltung sind da, wo wir sie auch heute noch finden. Direkt erreichbar war auch das UKW-Radio (mit manuellen Schiebepfeilen zur "Senderspeicherung"), die Lüftersteuerung (ohne Klimaanlage) sowie Zigarettenanzünder und Aschenbecher. Mittlerweile ein Relikt aus vergangenen Tagen: die Handkurbel für den Fensterheber.

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Golf II: Erstmals mit Digitaltacho lieferbar

Deutlich stärker verkleidet als das Erstlingswerk kam der Golf II daher. Dickere Kunststoffe, breitere Türen, aber alle Bedienelemente nach wie vor dort, wo man sie erwartet. Elektrische Fensterheber und eine Klimaanlage werteten den Volkswagen der 1980er Jahre spürbar auf. Größere Experimente wagten die Wolfsburger beim Tachometer. Erstmals gab es den Vorläufer heutiger Digitaltachos zu kaufen. Den „DigiFiz“. Das digitale Fahrerinformationszentrum, wie es Volkswagen nannte, war ein Flüssigkristallbildschirm und konnte elementare Parameter, wie Geschwindigkeit, Wegstrecke, Kraftstoffreserve oder den Servicebedarf anzeigen.

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Golf III: Von 300.000 auf 0 Kilometer

Aufgrund fehlender Nachfrage wurde das DigiFiz im Golf III ab 1991 nicht mehr angeboten. Durchsetzen konnten sich einzig zwei digitale Anzeigen im Kombiinstrument, die den Gesamtkilometerstand, Tageskilometer und den Servicebedarf angezeigt haben. Optional stand ein erweiterter Bordcomputer zur Wahl. Bereits diese Art der „Digitalisierung“ hatte jedoch einen entscheidenden Nachteil. Erreicht ein Golf III die 300.000 Kilometer, springt die Gesamtlaufleistung zurück auf null. Elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel und eine Klimaanlage waren weiterhin nicht Serie, gehörten aber mittlerweile zum guten Ton der Extraausstattung. Erstmals gab es einen Drehschalter für das Fahrlicht, der Airbag wurde eingeführt.

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Golf IV: Oberklasse im Kompaktformat

Einer Revolution gleich kam das Cockpit des VW Golf IV ab 1997. Gegen Aufpreis war nun alles zu haben, was man in jener Zeit sonst nur aus der Oberklasse kannte: Bordcomputer mit Fahrerinformationssystem, Kartennavigation, Telefon mit Freisprecheinrichtung. Die Klimabedienung rückte zum Unmut vieler weiter nach unten, wichtiger war nun das „Bordinfotainment“. Es entstanden erste Konflikte in der Benutzerfreundlichkeit. So war das optionale MFD Radio Navigation System zwar damals modernste Technik, glänzte aber nicht immer durch seine durchdachte Menüführung. Zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten lenkten den Fahrer von der Straße ab. Elektrische Fensterheber vorne waren immer noch nicht Serie.

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Golf V: Doppel-DIN und Lenkradbedienung

Volkswagen reagierte auf die Kritik mit dem Golf V ab 2003. Das Cockpit orientierte sich nunmehr immer an einem „Doppel-DIN-Layout“ der Radio- und Navigationssysteme, die Klimabedienung rückte wieder ein Stück weit nach oben. Erstmals war eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung zu haben, ein weiteres Novum waren Bedienknöpfe am Lenkrad. Das stetig fortschreitende Medienangebot machte es notwendig, dem Fahrer zusätzliche Bedienmöglichkeiten quasi in die Hand zu geben.

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Golf VI: Eigentlich nur ein Facelift

Ab dem Jahr 2008 war der Golf VI zu haben. Er stellte die logische Weiterentwicklung des Vorgängers dar und wurde im Innenraum nur leicht verändert. Die Bedienung über das Lenkrad rückte weiter in den Fokus. Das Fahrerinformation im Kombiinstrument erhielt wiederum zusätzliche Funktionen und auch eine Sprachbedienung gab es zu bestellen.

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Golf VII: Quantensprung in Richtung Moderne

Da sich die Änderungen im Vergleich zum Golf V in Grenzen hielten, wird dem Golf VI auch gerne nachgesagt, er sei nicht mehr gewesen als ein größeres Facelift. Dementsprechend kurz war seine Bauzeit und schon im Jahr 2012 folgte die siebte Golf-Generation. Ein Quantensprung in die Moderne. Noch mehr Knöpfe am Lenkrad, zahlreiche Assistenzsysteme, hochaufgelöste Bildschirme und zuletzt sogar ein volldigitaler Instrumenteneinsatz. Neben der umfangreichen Medien- und Smartphone-Einbindung, Stichwort Apple CarPlay und Android Auto, diente der Touchbildschirm erstmals auch zur Einstellung fahrrelevanter Parameter. Volkswagen begann die Abkehr von echten Schaltern und Knöpfen, zuletzt verschwand der haptische Lautstärkenregler.

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Golf VIII: Digitaler Overkill

Die neue Radikale im Kompaktsegment wurde Ende 2019 der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Der Golf VIII bricht mit zahlreichen Traditionen, reduziert die Bedienelemente auf das Wesentliche und schickt selbst die Klimabedienung in Rente. Vielmehr spielt sich die Fahrzeugbedienung jetzt über den zentralen Bordbildschirm ab. Egal ob Radioeinstellung, Innenraumtemperatur oder das Verstellen der einzelnen Fahrmodi – im achten Golf erfolgt all das über den fahrerorientierten Touchscreen. Eine weiterentwickelte Sprachbedienung und noch mehr Drücker auf dem Lenkrad sollen den Wegfall echter Schalter erträglich machen.

Hinter dem Lenkrad haben analoge Instrumente ausgedient. Ein Handschalter ist noch lieferbar, der Automatikwahlhebel wurde allerdings durch einen Wählstummel mit Shift-by-Wire-Technologie ersetzt. Die Bedienung des Golfs geriet in Kritik, da der Fahrer mehr denn je vom Straßengeschehen abgelenkt ist. Erstmals ist auch ein scheibenloses Head-up-Display lieferbar.


Fazit


Vom mobilisierenden Massenphänomen zum digitalen Kommandostand. 46 Jahre hält die Erfolgsgeschichte des VW Golf nun an, die Zeiten, in denen manuelle Fensterheber und ein Aschenbecher reichten, um die potentiellen Käufer zufriedenzustellen, sind endgültig vorbei. Doch befindet sich nicht nur Volkswagen im immer größer werdenden Konflikt zwischen zunehmender Digitalisierung und Bedienbarkeit. Der Golf VIII markiert hier eine Grenze, die nicht mehr ohne weiteres überschritten werden kann. Für das erste Facelift des Golf VIII in ein paar Jahren wünschen wir uns vor allem etwas Rückbesinnung auf das Altbewährte. Denn früher war eben doch nicht alles schlechter. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

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