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Vorstellung: Mercedes-Benz S-Klasse – S ist angerichtet

Die Autoindustrie ist regelrecht versessen darauf, sich mit immer größerem Tamtam zu inszenieren, vor allem, wenn es um die Vorstellung von Produktneuheiten geht. Wenn es sich dann noch um die neue S-Klasse handelt, wird die Medien-Sause zum Groß-Spektakel besonderer Art.

So wie am vergangenen Mittwochabend (15. Mai) in Hamburg Finkenwerder, auf dem Gelände der EADS-Airbus-Fabrik, dort wo laut Moderatorin Judith Rakers „die Königin der Lüfte (A380, Anm. d. Red.) auf „die Königin des Asphalts“ (S-Klasse) traf. Und dieses Treffen haben die sonst als so knauserig verschrienen Schwaben in der Tat höchst aufwendig und großspurig in Szene gesetzt. Vor rund 750 Gästen moderierte die bestens aufgelegte ARD-Nachrichten-Fee Rakers, musikalisch flankiert von einer Delegation der Hamburger Symphoniker, durch die Vorträge der Daimler-Vorstandsmitglieder Dr. Dieter Zetsche, Prof. Thomas Weber und Dr. Joachim Schmidt. Die perfekt arrangierte Multimedia-Show bombardierte die Anwesenden mit großen Bildern, großen Worten und großen Gesten.

Bis sich dann überraschend die breite Wand hinter der Riesenbühne auftat und den Blick auf ein Rollfeld freigab, auf dem im Hintergrund der Riesenvogel A380 ruhte und im Vordergrund sich ein großes Autoballett weiß lackierter Mercedes-Modelle formierte, um dann im Feuerwerkstaumel die Bühnenauffahrt zweier S-Klassen zu flankieren. Wow. Und dessen nicht genug, entstieg gleich noch Alicia Keys einer S-Klasse, um ansatzlos mit einem Mini-Konzert die staunenden Gäste zusätzlich zu verzaubern.

Der eigentliche Star des Abends

Trotz des Bühnen-Blendwerks haben wir den eigentlichen Star des Abends nicht aus den Augen verloren und uns an den gelungenen Proportionen und Designfeinheiten der neuen S-Klasse ergötzt. Das Flaggschiff der Stuttgarter verblüffte uns mit einem angenehm gut sitzenden Blechkleid, welches eine für Neuzeit-Mercedes-Modelle jedoch überraschend konservative Aura vermittelt. Vom dramatischen Lichtkantenwirrwarr der kleineren Marken-Brüder CLS und CLA finden sich beim Top-Liner im Benz-Programm nur dezente Ansätze, die dem Blechkleid ein Schuss Modernität verleihen, doch dabei auf progressive Extravaganz verzichten.

Ansonsten bietet die übrigens auf einer modifizierten Plattform des Vorgängers aufsetzende S-Klasse eine weitgehend klassische Spielart der Limousinen-Form, mit Riesenradstand, Hightech-Leuchten und mächtigem Chrom-Kühlergrill. Den großen Benz lassen diese Neuerungen repräsentativer und edler als alle Vorgänger-Baureihen erscheinen und doch bleibt er ganz eindeutig als eine typische S-Klasse erkennbar.

Die Wellness-Oase

Deutlich größere Fortschritte hat die neue S-Klasse bei der Gestaltung des Innenraums machen dürfen und kann das im Vergleich zum Vorgänger eindeutig aufgewertete und modernisierte Ensemble in der Oberklasse die von Mercedes gern und oft zitierten „neuen Maßstäbe“ setzen. Neben der spürbar gestiegenen Qualitätsanmutung sind es vor allem neue Komfortoptionen, die den Aufenthalt im Aushängeschild der Daimler AG zum kontemplativen Entspannungskurzurlaub machen können. So gibt es einen Liegesessel mit Hot-Stone-Massagefunktion, beheizte Armauflagen, oder eine Burmester-Surround-Audioanlage, die der Fondgast sogar über sein Smartphone steuern kann. Zudem sorgen innen gleich 300 LEDs für ein fein abgestimmtes Ambientelicht, während die besonders windschlüpfige Karosserie (cW 0,24) zusammen mit verbesserter Akustikdämmung und verringerten Karosserie-Schwingungen die üblichen Störfaktoren beim Autofahren auf ein Minimum reduziert.

Wer vor allem den Komfort der S-Klasse aus der Fondperspektive genießen will, sollte sich am besten gleich für die um 13 Zentimeter getreckte Langversion (5,25 Meter) entscheiden, die nach Aussage von Dr. Joachim Schmidt erstmalig auch die Basis für die Entwicklung der S-Klasse war. Neben den zwei Radstands-Versionen soll es noch einen Blumenstrauß weiterer S-Klasse-Varianten geben. Neben der Neuauflage des Coupés könnten noch ein Cabriolet oder ein Shooting Brake folgen. Außerdem soll eine besonders feiste Pullmann-Variante als Maybach-Ersatz kommen. Letztere bräuchte es eigentlich gar nicht, denn bereits die lange Version der S-Klasse wirkt zumindest von schräg hinten wie eine moderne Variante des Maybachs.

Innovationen satt

Eine neue S-Klasse ist dabei immer auch mehr als nur das repräsentative Luxus-Aushängeschild der Marke Mercedes, sie ist darüber hinaus auch eine mit Innovationen vollgepumpte Demonstration des technisch Machbaren. Hier sind es vor allem wieder zahlreiche Neuheiten bei der Sicherheit, die zum Teil auch den Fahrkomfort erhöhen. Höhepunkte sind der Staufolgeassistent, der auf der Autobahn in Stausituationen die S-Klasse selbstständig bis 60 km/h beschleunigt, lenkt und wieder abbremst. Ist also Stop-and-Go-Verkehr angesagt, kann der Fahrer sich ganz entspannt anderen Dingen widmen.

Mit dem „fliegenden Teppich“ wird Mercedes darüber hinaus das erste vorausschauende Fahrwerk in den Markt bringen. Bei dieser Intelligent-Drive genannten Fahrwerksvariante tastet eine Stereokamera kontinuierlich die Beschaffenheit der vorausliegenden Straße ab und wird von der mit allen Sinnen vernetzten zentralen Rechnereinheit dem Unterbau die optimale Einstellung diktiert. Unebenheiten sollen so noch deutlich besser weggefiltert werden und der Fahrkomfort eine weitere Steigerung erfahren, obwohl man bereits dem Vorgänger-Modell hier keine wirklichen Vorwürfe machen konnte.

Zauber-Licht

Eine weitere komfort- wie sicherheitsrelevante Neuheit sind die serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer, bei denen sogar das Fernlicht mit dieser Technik erstrahlt. Die Besonderheit: Das für die Augen ermüdungsfreiere Licht verteilt sich dynamisch und sehr flexibel. So kann der Fahrer mit Dauerfernlicht unterwegs sein, während vorausfahrende oder entgegenkommende Fahrzeuge sehr präzise aus dem Leuchtkegel herausgenommen werden, aber um die Fahrzeuge herum weiterhin in die Ferne geleuchtet wird und dennoch Blendungen anderer vermieden werden.

Den sich den Lichtverhältnissen in ihrer Strahlintensität zweistufig anpassende Rückleuchten, Gurtairbags für die Fondgäste und eine schier unglaubliche Zahl an Assistenzsystemen runden das Großaufgebot an Sicherheits-Features ab. Sollte trotz dieser vielen Vorsorgeeinrichtungen der recht unwahrscheinlich erscheinende Fall eines Crashs dennoch eintreten, sorgt ein einzigartig umfangreiches Paket weiterer Techniken zum Schutz der Insassen für mutmaßlich milde Unfallfolgen für die Passagiere. Wie viele Sterne der Star und den Sternträgern beim EuroNCAP-Crashtest bekommen wird, scheint bereits im Vorfeld ganz sicher geklärt.

S wird sparsamer

Nicht ganz so innovationsgetrieben sind hingegen die wie gehabt durchweg mit einer Siebengang-Automatik gekoppelten Antriebe der neuen S-Klasse. Vorläufige Einstiegsmotorisierung ist S 350 Bluetec mit 258 PS starkem Diesel, der trotz souveräner Fahrleistungen (6,8 Sek., 250 km/h) nur 5,6 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen soll. 0,7 Liter mehr verbraucht bei gleichen Fahrleistungen der S 400 Hybrid mit einem 306 PS starken V6-Benziner. Vorläufig durstigtes Aggregat ist V8-Benziner des S 500, der mit 455 PS und 700 Newtonmeter die S-Klasse in 4,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 treibt und dennoch nur 8,6 Liter konsumieren soll.

Später werden noch weitere Antriebe folgen, wie der S 300 Bluetec Hybrid mit über 200 PS starkem Vierzylinder-Diesel, der sich mit 4,4 Litern Verbrauch bescheiden soll und so Reichweiten pro Tankfüllung von fast 1.600 Kilometern möglich macht. Für 2014 ist noch ein S 500 Plug-in Hybrid vorgesehen, der dank seiner mindestens 30 Kilometer rein elektrischer Reichweite mit einem Prüfstand-Verbrauchswert glänzen soll, der eine Drei vor dem Komma stehen hat. Wohl um zehn Liter Benzin auf 100 Kilometer dürften hingegen die AMG-Versionen brauchen, die dann mit wohl mindestens 600 PS im Gegenzug mit außergewöhnlichen Fahrleistungen imponieren dürften.

Rund 80.000 Euro Einstiegspreis

Im Juli 2013 kommt die neue S-Klasse hierzulande in den Markt. In Deutschland wird die vorläufige Basis S 350 Bluetec für 79.800 Euro in der kurzen Version angeboten. Wer eine lange S-Klasse möchte, muss sich mindestens für den dann 91.000 Euro teuren S 400 Hybrid oder alternativ den 107.600 Euro teuren S 500 entscheiden. Selbst für diesen bereits üppig ausgestatteten Luxus-Riesen lassen sich noch Extras für 20.000 und mehr Euro ordern. Irgendwo muss ja das Geld für die gigantische Präsentationsparty wieder reinkommen.

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