Nach einem ersten Blick auf das aus Kohlefaser gefertigte Monocoque am vergangenen Montag zeigen die Italiener nun in Genf den fertigen Boliden. Auf den Namen Aventador LP 700-4 hört das neue Flaggschiff der italienischen Audi-Tochter; benannt ist es, wie die meisten anderen Modelle, nach einem Kampfstier. Und auch wenn er geringfügig schwerer ist, als ein Rindvieh – und auch mehr wiegt, als die nur 999 Kilogramm schwere Studie Sesto Elemento –, so ist er mit 1.545 Kilogramm doch ein Leichtgewicht.
Seine geringe Masse verdankt der Aventador vor allem dem nur 147,5 Kilogramm schweren Monocoque-Chassis aus Kohlefaser; Technik aus dem Rennsport, die nun erstmals auf die Straße kommt. Genauso wie die Pushrod-Aufhängung, die die herkömmliche Feder-Dämpfer-Kombination ablösen und die ungefederte Masse weiter reduziert. Das Ziel ist klar definiert: Ein noch direkteres Fahrverhalten.
Klassische Keilform
Schon optisch lässt der Aventador keine Zweifel daran, dass er eine reinrassige Rennmaschine ist. Nur noch 1,13 Meter ist der 4,78 Meter lange Murciélago-Nachfolger hoch; geblieben sind die extrem keilförmige Front und die beiden nach oben aufschwingenden Flügeltüren. Der Innenraum ist mit feinstem Leder ausgeschlagen, die wuchtige Mittelkonsole trägt neben den klassischen Wippschaltern auch Audi-Anleihen und die Instrumente erinnern an eine Flugkanzel.
Der Motor thront seit jeher längseingebaut hinter den beiden Passagieren; im Falle des Aventador arbeitet unter der transparenten Abdeckung ein 6,5 Liter großer V12, der Sage und Schreibe 700 PS mobilisiert und 690 Newtonmeter auf die Kurbelwelle stemmt. Erstmals verbaut Lamborghini ein Doppelkupplungsgetriebe namens ISR, das Gangwechsel in nur 50 Millisekunden ermöglichen soll. Neben dem Automatik-Betrieb kann der Fahrer die Gänge mittels Schaltwippen hinter dem Lenkrad durchwechseln.
Unter drei Sekunden
Die Kraftübertragung auf die Straße erfolgt über alle vier Räder. So soll der Bolide in nur 2,9 Sekunden auf Tempo 100 katapultiert werden; die Höchstgeschwindigkeit gibt Lamborghini mit 350 km/h an, die der Sportler auch problemlos erreichen wird. Ob allerdings auch nur ein einziger Aventador-Fahrer den nach EU-Norm ermittelten Durchschnittsverbrauch von 17,2 Litern erzielt, ist fraglich. In der Praxis dürfte der 90 Liter Tank wohl nach etwas über 300 Kilometern leer sein.
Für ausreichend Frischluftzufuhr sorgen zwei Lufthutzen, die bei Bedarf seitlich am Heck ausfahren; auch der Heckspoiler variiert geschwindigkeitsabhängig in der Höhe. Einhalt gebietet dem Boliden eine Karbon-Keramik-Bremsanlage, für die Sicherheit der Insassen sorgen sechs Airbags und – erstmals bei Lamborghinis Top-Modell – ein serienmäßiges ESP.
Über 300.000 Euro
Ab Sommer ist der neue Stier aus Sant‘Agata Bolognese erhältlich, allerdings nur für einen exklusiven Kundenkreis. Denn wer Aventador fahren will, muss mindestens 303.450 Euro auf den Tisch legen. (mg)