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Vorstellung: BMW 2er Active Tourer – Spätzünder

Selbstverständlich inszeniert sich BMW gerne als Trendsetter, doch manchmal sind die Münchener eben doch spät dran.

Denn wo sich Mercedes schon seit vielen Jahren mit der B-Klasse erfolgreich Marktanteile sichert, zieht BMW erst jetzt nach: Auf einer gänzlich neuen Frontantriebsarchitektur kommt der Kompakt-Van 2er Active Tourer, der im Serienornat auf dem Genfer Autosalon (6. bis 16. März 2014) seine Weltpremiere feiert und wenige Monate später in den Markt kommt. Optisch ist der 4,34 Meter lange Active Tourer zunächst einmal ein klassischer Vertreter der Kompaktklasse-Vans, denn auch ihm ist eine kurze Front, eine hochbauende Fahrgastzelle und ein steiles Heck mit großer Klappe zu eigen. Hier sind die Ähnlichkeiten zur Mercedes B-Klasse oder dem VW Golf Sportsvan groß. Im Detail trägt der 2er allerdings eine ausgeprägte und zudem sehenswerte BMW-Signatur. Die große Niere als Kühlergrill, die scharf dreinblickenden Augen mit LED-Corona-Ringen oder das dynamische Sickenspiel in der Blechhaut kennzeichnen den Active Tourer als den BMW unter den Vans.

Mit Head-up-Display

Auch der Innenraum bietet viele Elemente, die man von anderen aktuellen BMW-Modellen her kennt: Durchs Lenkrad blickt der Fahrer auf ein Kombiinstrument, welches klassisch analoge Rundinstrumente mit Display-Anzeigen im unteren Drittel vereint. Zusätzlich gibt es für den Active Tourer ein Head-up-Display, welches transparent Fahrinformationen direkt im Blickfeld des Fahrers anzeigt. Allerdings werden die Informationen nicht direkt in die Windschutzscheibe, sondern in eine kleine, vorgelagerte Plastikscheibe projiziert.

Am oberen Rand der Mittelkonsole fällt außerdem der große Bildschirm des Navi-Infotainment-Systems auf, welches sich über den iDrive-Controller in der Mittelkonsole steuern lässt. Auch sonst befindet sich alles dort, wo es hingehört und wurden die Bedienelemente übersichtlich und funktional angeordnet. Hier wird man sich sowohl leicht zurechtfinden als auch wohlfühlen, denn die Materialien dürften ebenfalls von BMW-typisch guter Qualität sein. Feine Ledersitze oder schmucke Holzapplikationen lassen sich selbstredend gegen Aufpreis dazu bestellen.

Reichlich Platz

Und bequem soll der Active Tourer außerdem sein. Das mit 1,56 Meter etwas höher bauende Fahrzeug ermöglicht den Insassen eine leicht erhöhte Sitzposition bei großzügiger Kopffreiheit und einen entsprechend bequemen Einstieg. Gleiches dürfte auch für die Fondpassagiere zutreffen, die sich zudem über eine ordentliche Beinfreiheit freuen können. Erst der raumsparende Frontantrieb macht dieses nutzraumoptimierte Packaging möglich.

So gibt es außerdem einen großzügig dimensionierten Kofferraum, der bereits 468 Liter aufnehmen kann. Dank einer dreigeteilt (40:20:40) umlegbaren Rückbank kann das Gepäckabteil auf 1.510 Liter Fassungsvermögen wachsen, was knapp unterhalb der B-Klasse liegt, die für 488 bis 1.547 Liter gut ist. Der dann fast ebene Laderaum des 2er-Vans kann auch zum Transport von bis zu 2,40 Meter langen Gegenständen genutzt werden, sofern man die umlegbare Beifahrerlehne mitbestellt hat. Praktisch außerdem: Die optional elektrisch öffnende und schließende Heckklappe, die auch per Gestensteuerung aktiviert werden kann. Viele zusätzliche Ablagen und Staufächer, ein faltbarer Zwischenboden, Verzurrösen und Gepäckhaken runden das Nutzwertkonzept ab. Wem das Platzangebot nicht reicht, sollte sich noch ein wenig gedulden, denn BMW hat noch eine größere Siebensitzer-Variante des Active Tourer in der Pipeline.

Fahrspaß ist Trumpf

Der 2er Active Tourer will aber mehr als nur ein nutzwertorientiertes Modell sein, denn bereits der Name legt nahe, dass es hier auch um Fahrspaß gehen soll. Hier hat bereits der neue Mini gezeigt, dass die neue Frontantriebsplattform neben scharfer Links-Rechts-Gaudi außerdem noch einen gediegenen Fahrkomfort bieten kann. Das Fahrwerk mit einer Eingelenk-Federbeinachse vorne und einer Mehrlenkerachse hinten soll nach Aussage von BMW hohe Agilität und Zielgenauigkeit garantieren. Dem Fahrspaß zuträglich soll auch das geringen Gewicht sein, welches motorisierungs- und ausstattungsabhängig zwischen 1,3 und 1,5 Tonnen liegen wird.

Bei den Antrieben setzt BMW auf konventionelle Verbrenner, wobei als vorläufiges Einstiegsaggregat (218i) ein Dreizylinder-Benziner zum Einsatz kommt, auf den man sich freuen darf. Denn auch dieser hat bereits im neuen Mini als dynamischer Sparmotor überzeugt: Laufruhig, spontan und vehement konnte er BMWs kultigen Kleinwagen ordentlich Beine machen. Und auch beim 2er-Van deutet sich sein spritziges Naturell an: Seine 136 PS und 220 Newtonmeter sorgen für einen 9,3 Sekunden kurzen Sprint und 200 km/h Topspeed. Wichtig ist beim Twinscroll-Turbo-Dreizylinder vor allem auch seine Effizienz, die laut Prüfstandmessung mit 4,9 Liter auf 100 Kilometer recht ordentlich ist.

Starke Zweiliter

Es geht freilich noch effizienter, wenn man sich für einen Diesel entscheidet. Hier wird zunächst nur der 150 PS und 330 Newtonmeter starke 218d zur Wahl stehen, dessen Zweiliter-Vierzylinder einen Normwert von 4,1 Litern ermöglichen soll. Und wie es sich für einen BMW gehört, ist dieser auch recht flott unterwegs: 8,9 Sekunden für den Sprint und 205 km/h Spitze sind drin.

Das stärkste Aggregat ist dann der 225i, bei dem ebenfalls ein Zweiliter-Vierzylinder zum Einsatz kommt, der mit Twinscroll-Turbotechnik und Direkteinspritzung auf 231 PS und 350 Newtonmeter kommt. 6,8 Sekunden und 235 km/h stehen einem Normverbrauch von glatt sechs Litern gegenüber.

Der 225i ist übrigens die einzige Motorisierung, die serienmäßig mit Achtgang-Automatik angeboten wird. Für die anderen beiden sind manuelle Sechsgang-Getriebe Serie, wobei es für den Diesel optional auch eine Achtgang-Automatik geben wird, während der Dreizylinder mit einer Sechsgang-Automatik kombiniert werden kann. Kombinierbar soll der 2er-Van im Herbst 2014 auch mit dem Allradantrieb xDrive sein.

Viele nette Extras

Und wie es sich für einen modernen BMW gehört, steht für den Active Tourer ein Blumenstrauß an Assistenzsystemen und intelligenten Helfern zur Verfügung. Ein Stauassistent oder die kamerabasierte Geschwindigkeitsregelung mit Stop&Go-Funktion gehören dazu. Auch ein Spurverlassenswarner, ein Fernlicht- und ein Einparkassistent sind bestellbar. Zum üblichen Arsenal elektronischer Regelsysteme gehört auch das neue elektronische Sperrdifferenzial an der Vorderachse, mit dessen Hilfe Kurvenfahrten noch dynamischer von der Hand gehen sollen. Und mit BMW ConnectedDrive Services & Apps kommen Smartphone-Anwendungen ins Fahrzeug oder es können innovative Dienste wie der Concierge Service oder Real Time Traffic Information genutzt werden.

Viele dieser Nettigkeiten für den ab Sommer 2014 verfügbaren 2er Active Tourer werden selbstredend optional angeboten und dürften entsprechend die sehr wahrscheinlich ohnehin schon happigen Preise weiter nach oben treiben. Vermutlich wird das Einstiegsmodell mit Dreizylinder preislich knapp unterhalb der Mercedes B-Klasse bleiben und also zwischen 25.000 und 27.000 Euro kosten. Als 225i mit reichlich Ausstattung sollte auch ein doppelt so hoher Preis möglich sein. BMW reagiert erst spät auf den schon lang anhaltenden Trend kompakter Vans. Vielleicht auch deshalb, weil ein solches Modell nicht so recht zu den Kernmarkenwerten von BMW gepasst hat. BMW-Traditionalisten dürften sich angesichts der Van-Form, dem Frontantrieb und dem Dreizylindermotor die Haare raufen.

Und doch: Dieser Kompakt-Van dürfte viele anspruchsvollere Kunden überzeugen und BMW auf ein Neues Wachstum generieren und vor allem Mercedes einige B-Klasse-Kunden abjagen können.

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