Helferlein im Überfluss?
Um diese beiden Systeme herum, die mittlerweile erfreulicherweise zur Fahrzeug-Grundausstattung gehören, gruppieren sich inzwischen Dutzende neuer Assistenten. Beispiel Audi: Im neuen A4 sind bis zu 30 Fahrer-Unterstützungs- und Überwachungssysteme aktivbar – genauso viele wie im neuen Q7 und mehr als in jedem Konkurrenzprodukt. Erwerben kann sie der Kunde teils einzeln, teils im Rahmen von Paketen nach dem Motto „im (halben) Dutzend billiger“. Nur ein paar Systeme sind unabhängig davon, wieviel der A4 kostet, an Bord: Über Unverzichtbares - ESP, ABS, Antriebsschlupfregelung und elektronische Differenzialsperre - hinaus bestückt Audi das neue Mittelklassemodell serienmäßig mit dem Pre-sense-city-System, das einen Zusammenprall mit Fußgänger und anderen Fahrzeugen im Innerortsverkehr notfalls dadurch zu verhindern sucht, dass es den Wagen abbremst, wenn der Fahrer sämtliche Warnsignale ignoriert. Des Weiteren treten alle A4 mit Geschwindigkeitsbegrenzer und Müdigkeitsassistent an.
Die zubuchbaren Helfer vorzustellen, dauert länger, und noch mehr Zeilen wären einzuplanen, wollte man alle im Detail beschreiben. Deshalb hier nur die wichtigsten im Schnelldurchlauf: Als Sonderausstattung gibt es Tempomat, Verkehrszeichen-Erkennung, Anfahr-, Kreuzungs-, Spurwechsel- und Querverkehrassistenten sowie diverse Einparkhilfen. Sind zwölf Ultraschallsensoren an Bord, lenkt ein Assistent den Wagen automatisch in Längs- und Querparklücken passender Größe: Der Fahrer muss nur noch Gas geben, schalten und bremsen. Selbst das automatische Ausparken beherrscht ein damit ausgerüsteter A4 - allerdings nur wenn parallel zum Bordstein eingeparkt wurde.
Perfekte Rundumsicht garantiert
Technisch besonders anspruchsvoll ist das optionale Tour-Paket rund um die adaptive Abstandsregelung ACC, die selbst bei Höchstgeschwindigkeit eine vorgegebene Distanz zum Vordermann konstant hält, bei Bedarf bremst und selbsttätig auch wieder anfährt. Sogar Ausweichmanöver kann das System im Gefahrenfall ausführen – die Initiative muss allerdings vom Fahrer ausgehen. Das Lenken kann er ebenfalls dem System überlassen – unter der Voraussetzung dass er regelmäßig das Lenkrad berührt. Tut er das nicht, stellt der Assistent nach einer Vorwarnung die Arbeit ein.
Zusätzlich enthält das 1640 Euro teure Paket Stau-, Abbiege-, Spurhalte- und Fernlichtassistenten und die pre sense-front-Technik, die Auffahrunfälle verhindern kann. Soweit, so gut – doch es geht noch mehr, denn man kann die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung und die im Navigationssystem hinterlegten Informationen auch dazu nutzen, die vorgewählte Geschwindigkeit an den Streckenverlauf anzupassen.
„Prädiktiv“ nennt Audi diese Funktion, was der Duden mit „vorhersehbar“ übersetzt und auf die Straße übertragen besagt, dass die Technik bei aktiviertem ACC-System vorausschauend agiert und dabei sogar Gegebenheiten einkalkuliert, die sich noch außerhalb des Fahrer-Sichtfelds befinden. Nähert sich der Wagen beispielsweise einer Kurve oder einer Zone mit Tempolimit, wird die Fahrt prädiktiv so verlangsamt, dass am Verkehrsschild der Tacho die vorgeschriebene Geschwindigkeit anzeigt. Und führt der Weg bergauf, berücksichtigt das System bereits vorm höchsten Punkt der Steigung, dass der Wagen im Gefälle wieder schneller wird.
Grenzen gibt es nach wie vor
Mit dieser Technik, erläutert Audi, ließen sich auf Landstraßen bis zu zehn Prozent Kraftstoff einsparen. Den allerdings verfeuern höchstwahrscheinlich die hinterherfahrenden Verkehrsteilnehmer, die den Grund der Temporeduzierung nicht kennen und deshalb den auf geringsten Verbrauch abzielenden A4 samt Fahrer als Spaßbremsen einstufen, die es schnellstmöglich und oft mit hohem Risiko zu überholen gilt. Was wiederum vermuten lässt, dass sich ein anderes Mitglied im Audi-Assistenzteam – es verhindert das Türöffnen und damit Folgeschäden, wenn sich von hinten ein Fahrzeug nähert - schneller bezahlt machen wird als der Effizienzassistent.
Hier geht's zu einer Kurzübersicht "Pro und Contra neuer Audi A4" >>