Es zeichnete sich schon länger ab, was nun Gewissheit wurde: Im zweiten Jahr in Folge brach der Gewinn bei Daimler massiv ein, sank im Vergleich zum Vorjahr um satte 61 Prozent und lässt vor allem die 298.655 Beschäftigten im Konzern massiv um ihre Arbeitsplätze bangen. So verbuchte man in der Daimler AG nur noch ein schmales Plus von 2,4 Milliarden Euro, obwohl der Umsatz im Vergleich zu 2018 erneut leicht auf 172,7 Milliarden Euro gestiegen war.
Trotz steigendem Umsatz nur marginaler Gewinn
Mercedes-Benz konnte in 2019 derweil 2,38 Millionen Pkws absetzen, was nochmals eine Steigerung zum Vorjahr darstellt. Nichts desto trotz belastet das schrumpfende Lkw-Geschäft der Stuttgarter die Bilanz, genauso wie größere Rückrufaktionen und Rückstellungen für die hauseigene Dieselaffäre. Bisher bestreitet man bei Mercedes vehement, ähnliche Tricksereien wie Volkswagen begangen zu haben. Dem gegenüber steht allen voran das Kraftfahrzeug-Bundesamt, das Unregelmäßigkeiten bei bestimmten Mercedes Dieselmotoren als erwiesen ansieht.
Hohe Rückstellungen für Dieselaffäre erwartet
1,6 Milliarden Euro musste Daimler bisher für die Ungereimtheiten beim Diesel aufwenden, nochmals 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro werden allerdings folgen. Doch nicht nur beim Diesel droht dem Traditionsunternehmen Ungemach. Wie auch bei Volkswagen und BMW, wird es Daimler 2020 voraussichtlich nicht schaffen, die strengeren EU-Emissionsvorschriften beim Flottenverbrauch einzuhalten. Mit Beginn 2021 drohen so Strafzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe. Spätestens ab hier muss gefragt werden, was das Management die letzten Jahre so getrieben hat.
Die Fehler des Managements
Vor ziemlich genau einem Jahr beendete der einstige Daimler Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche sein aktives Wirken beim Autobauer und übergab das Zepter an seinen Nachfolger Ola Källenius. Seither haben die Stuttgarter rekordverdächtige vier Gewinnwarnungen herausgegeben und scheinen von der Realität auf dem Auto- und Nutzfahrzeugmarkt eingeholt worden zu sein. Allen voran bei der CO2-neutralen Mobilität, die man sich für die nächsten Jahre gerne auf die Fahne schreibt, hinkt man Jahre hinterher, bewegte sich zu wenig und setze auf wenig Nachhaltigkeit. Das erste wirkliche Elektroauto, der Mercedes EQC, ist ein Flop, zudem scheint die generelle Kostenstruktur aus dem Ruder gelaufen zu sein und so sind es nunmehr die Arbeitnehmer, die Fehler im Management ausbaden dürfen.
Einschnitte zunächst bei den Beschäftigten
Von den weltweit 298.655 Stellen bei Daimler könnten bis 2022 10.000 gestrichen werden – geht man nach dem „Handelsblatt“, sind sogar 15.000 Stellen betroffen. Zunächst werden allerdings die Prämien der 130.000 Tarifbeschäftigten gekürzt. Von zuletzt 4.965 auf nunmehr 597 Euro. Hinzu kommt noch eine einmalige „Anerkennungsprämie“ von 500 Euro. Auf der anderen Seite fehlt es dem Autobauer aber an Fachkräften für die E-Mobilität und für andere Zukunftsfelder, etwa im Bereich der Digitalisierung. Nicht zuletzt aus Spargründen hat man daher die Weiterentwicklung des visionären „Robotaxi“ zunächst deutlich nach unten priorisiert, es könnte gar zu einem Ausstieg aus der Formel 1 kommen. (Text: Thomas Vogelhuber)