Auf der Motor Show in Tokio geben die Wolfsburger mit der Studie Concept Cross Coupé Ausblick auf ein mögliches neues Modell – und gleichzeitig auf neue Technik und Design. Gescholten hat man BMW seinerzeit für den X6, ein SUV-Coupé sei überflüssig und sinnlos. Und auch wenn dies nüchtern betrachtet stimmen mag, verkauft sich das bayrische Ungetüm prächtig. Davon wollen auch andere Hersteller profitieren, doch bislang gibt es außer dem Infiniti FX keinen wirklichen Mitbewerber.
Gewiss ist, dass Mercedes an einem M-Klasse Coupé arbeitet, das aber frühestens 2015 auf den Markt kommen wird. Auf der Tokyo Motor Show gesellte sich nun ein weiterer, möglicher Kandidat dazu: das VW Cross Coupé; allerdings momentan nur als Studie.
Coupé auf Tiguan-Basis
Zum einen gibt VW mit dem Concept Car einen recht seriennahen Ausblick auf ein SUV-Coupé. Anders als bei BMW und Mercedes, die ihre Dickschiffe X5 und ML als Basis nehmen, greift VW aber nicht auf den Touareg zurück, sondern auf dessen kleineren Bruder Tiguan; so wollen die Wolfsburger eine deutlich größere Zielgruppe ansprechen, als mit einem Luxus-SUV.
Gleichzeitig gibt das 4,32 Meter lange Cross Coupé einen Ausblick auf die zukünftige Designsprache des Wolfsburger Autobauers. Deutlich zu erkennen sind die stärker in den mächtigen Kühlergrill integrierten Scheinwerfer sowie deutlich verkürzte Überhänge; das erwartet uns bei kommenden Modellen wie etwa dem 2012 startenden Golf 7. Ansonsten zeichnet sich das Cross Coupé durch klares Design mit markanten Sicken, eine üppige C-Säule, das flach abfallende Heck und schmale Rückleuchten aus.
Baukasten-Prinzip
Doch nicht nur auf das zukünftige Design lässt sich mit dem Cross Coupé schließen, auch unter dem Blech gibt das SUV-Coupé den Blick in die Zukunft frei. So feiert mit der Studie VWs neue Modellarchitektur ihre Premiere. Der sogenannte modulare Querbaukasten soll sich durch eine deutlich gesteigerte Flexibilität auszeichnen und eine Vielzahl unterschiedlicher Kompaktklasse-Modelle zu günstigen Preisen ermöglichen.
Zukünftig sollen mindestens 43 Modelle mit den gleichen Modulen (Boden, Achsen, Lenkung, Sitzgestelle und Motor-Getriebe-Einheit) gebaut werden; und das konzernweit, also auch bei Audi, Skoda und Seat. Ein ähnliches Konzept gibt es bereites bei Audi, wo seit 2007 der Modulare Längsbaukasten zum Einsatz kommt. Erstes Serienfahrzeug auf Basis des neuen Baukastens ist im kommenden Jahr der neue Golf.
Plug-In-Hybrid mit zwei E-Motoren
Neue Technik gibt es außerdem in Sachen Antrieb zu vermelden. Im Cross Coupé zeigt VW erstmals eine neuartige, insgesamt 265 PS starke Hybridkombination aus zwei E-Motoren und einem Benziner. An der Vorderachse sitzt ein 40 Kilowatt starker Elektromotor, an der Hinterachse einer mit 84 Kilowatt Leistung. Der doppelte Antrieb macht eine Verbindung von vorne nach hinten, die Kardanwelle, überflüssig; VW nutzt den freigewordenen Platz im Kardantunnel und bringt dort die Lithium-Ionen-Akkus unter. Deren 9,8 Kilowattstunden sollen bei rein elektrischer Fahrt für rund 45 Kilometer reichen.
Ist der Speicher leer, greift der 150-PS-Benziner ein und das Cross Coupé fährt als normaler Hybrid. Die maximal 270 Newtonmeter des Ottomotors gehen an die Vorderachse; wird hinten Kraft benötigt, agiert der vordere E-Motor als vom Benziner angetriebener Generator und versorgt seinen Bruder an der Hinterachse mit Strom.
Drei Lademöglichkeiten
Die Batterien werden an der Steckdose oder durch Rekuperation beim Bremsen und im Schiebebetrieb geladen. Per Knopfdruck lassen sich die Akkus während der Fahrt auch direkt über den Verbrenner auffüllen; etwa wenn am Zielort rein elektrisch gefahren werden soll – oder es in Zukunft eventuell, zum Beispiel in Innenstädten, sogar vorgeschrieben ist.
Die Gesamtreichweite des Cross Coupé mit vollem Benzin- und Stromtank bei 855 Kilometern liegt. Für die ersten 100 Kilometer gibt VW einen Verbrauch (im Mix aus E- und Hybridantrieb) von nur 2,7 Litern an; läuft der Benziner danach ständig, steigt der Konsum freilich.
Elektrisch nur Tempo 120
In Sachen Fahrleistungen zeigt sich das Cross Coupé durchaus sportlich. Mit einer Sprintzeit von sieben Sekunden kommt der 1.748 Kilogramm schwere VW flott vom Fleck, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 201 km/h. Allerdings nur, wenn der Benziner mitarbeitet: Ist man rein elektrisch unterwegs, ist Tempo 120 das höchste der Gefühle. So sollen die Akkus geschont werden.
Ob und wann das Cross Coupé an den Start gehen könnte, ist noch offen. Das hängt, so VW-Entwicklungsvorstand Dr. Ulrich Hackenberg in Tokio, auch von den Kundenreaktionen ab. Anstelle eines Coupé-Ablegers wäre laut Hackenberg auch ein dynamischer gezeichneter Tiguan-Nachfolger denkbar.