Und so feiert der Lamborghini Urus sein Debüt nun auf der Automesse in Peking. Dort wollen die Italiener auch einen erklecklichen Teil der Produktion absetzen, wenn der Allradler in vier Jahren in Serie geht. Reiche Chinesen dürften sich um den Renn-SUV reißen. Die SUV-Studie hört auf die Modellbezeichnung Urus - abgeleitet vom Auerochsen (target=undefined), einer Wildform des Rindes. Diese Tiere zeichneten sich durch ihr aggressives Kampfverhalten aus, womit die Brücke zu den Lamborghini-Sportwagen geschlagen ist, die traditionell nach Kampfstieren benannt sind.
Mit 4,99 Metern Länge und 1,99 Metern Breite liegt der Urus nahe an den Abmessungen des Audi Q7, mit 1,66 Metern Höhe ist er allerdings erheblich flacher. Das Serienmodell wird nach Aussage von Entwicklern etwas kürzer ausfallen und auf der nächsten Generation des von Audi entwickelten modularen Längsbaukastens (MLB) aufbauen.
Über 300 km/h möglich
Die angepeilte Leistung liegt bei 600 PS. Es ist davon auszugehen, dass dabei ein V8-Biturbo aus dem konzerneigenen Baukasten eingesetzt wird; Spekulationen über einen V10 oder einen V12 gehören wohl ins Reich der Fabel. Dagegen scheint eine Hybrid-Variante oder ein V8-Turbodiesel durchaus wahrscheinlich. Die Kraft soll über ein Doppelkupplungs-Getriebe auf alle vier Räder übertragen werden. Nach bester Lamborghini-Sitte wird der Urus nicht abgeregelt - er könnte damit als erster Serien-Geländewagen die 300 km/h-Marke knacken.
Bei Karosserie und Struktur will Lamborghini neueste Kohlefaser-Technik nutzen, wodurch allerdings nur rund 100 Kilogramm Gewicht eingespart werden sollen. Aktive Spoiler und eine verstellbare Bodenfreiheit verbessern die Aerodynamik. Die LED-Scheinwerfer mit ihrem relativ konventionellen Umriss liefern hervorragende Lichtausbeute. Ein futuristisches Detail sind die Kameras, mit denen die klassischen Außenspiegel ersetzt werden sollen; der Volkswagen-Konzern arbeitet mit Hochdruck an der Legalisierung solcher Lösungen.
Künftiges Zugpferd der Marke
Stilistisch verzichtet der Lamborghini Urus auf die extrem kantigen Linien, die bislang den besonderen Charakter der Marke ausmachten. Die Dachkontur und die hinteren Kotflügel sind sehr rundlich ausgefallen, die Frontscheibe steht relativ steil, die Gandini-inspirierten Umrisse der Radkästen sind bis zur Unkenntlichkeit weichgespült. Auch die 24(!)-Zoll-Felgen sind eher konventionell gezeichnet, und das futuristische Interieur wird dem Vernehmen nach zum Serienstart deutlich braver aussehen. Offensichtlich will die Marke zum ersten Mal auch dem Geschmack einer weiblichen Kundschaft entsprechen - und der scheint man in Sant'Agata Bolognese wenig Sinn für extreme Formen zuzutrauen.
Lamborghini will 3.000 Einheiten pro Jahr herstellen. Damit würden die Italiener im Vergleich zu 2011 ihre Produktion verdreifachen. Preislich wird sich der Frauenversteher in der Region des Einstiegs-Sportwagens Gallardo bewegen - nach heutigen Preisen wären das deutlich unter 200.000 Euro. In diesem Segment trifft er auf die Spitzenversionen von Range Rover, BMW X5 und X6 sowie Mercedes M-Klasse, eventuell auch auf einen kommenden Bentley-SUV.
Mit dem SUV-Modell wird Lamborghini übrigens nicht Neuland betreten. Die Italiener, die sich ja ursprünglich dem Traktorenbau widmeten, haben bereits Mitte der 1980er Jahre mit dem LM002 einen recht kruden Offroader in der Markt gebracht, der mit einigen Superlativen von sich reden machte. Ein Erfolg war der kantige Kasten allerdings nicht und sind in sieben Jahren nur wenige hundert Fahrzeuge produziert worden. (mh/sp-x)