Vor Freude in die Hände klatschen dürften die Scheichs beim Anblick der neuen Bentley-Studie EXP 9 F, denn pompöser und monströser kann man wohl kaum über Sanddünen hüpfen. Kaufwillige müssen allerdings etwas Geduld mitbringen. Am traditionellen Genfer VW-Konzern-Abend schickten die Marken wie Porsche und Lamborghini jeweils krachende Neuheiten auf die Bühne, doch keine Premiere konnte am 5. März 2012 der pompösen Show derart viel Glanz verleihen wie die mutmaßlich dritte Bentley-Baureihe. Dem kapitalistischen Diktat des immerwährenden Wachstums folgend, muss auch die britische Nobelmarke dem SUV-Trend Tribut zollen und dürfte dem Vernehmen nach bereits in wenigen Jahren ein entsprechendes Modell serienreif sein.
Der EXP 9 F ist ein erster konkreter Ausblick auf dieses Modell, das in seiner vorläufigen Form die Wertewelt der Marke Bentley in angemessener Weise repräsentiert. Der 9 F ist ein edler Hochsitz auf Rädern, ein zwar quaderartiger Klotz, der sich aber mit eleganten Schwüngen im Blechkleid und viel Chromzierrat nobel und distinguiert gibt. In diesem Fahrzeug mag man sich gerne sowohl die eingangs erwähnten Scheichs auf Wüstenpisten als auch die Queen auf einer Winketour durch London vorstellen. Entfernt erinnert der mit etwas zu modern wirkenden Scheinwerfern bestückte EXP 9 F wie eine XL-Variante des gewiss nicht kleinen Range Rovers.
Standesgemäßer Antrieb
Auch unter der Haube ist XL angesagt, ein großvolumiger Sechs-Liter-Zwölfzylinder sorgt für Vortrieb. In der Studie leistet der aus dem Continental (und früher auch Phaeton) bekannte W12 mit Twinturbo und Achtgang-Automatik über 610 PS und schüttelt 800 Newtonmeter aus seinen vier Zylinderbänken. Damit dürfte der 4x4-Bentley lässig die 300-km/h-Marke knacken. Verbrauchstechnisch fällt ein solches Modell allerdings völlig aus der Zeit, wohl deshalb hat Bentley bei der Präsentation gleich noch politisch korrektere Antriebe wie einen V8 und ein Hybridantrieb in Aussicht gestellt.
Der Innenraum des EXP 9 F treibt das feine Spiel mit edlen Hölzern, massiven Metallteilen und Leder auf die Spitze, offenbart allerdings auch, dass es sich hier noch um eine bastelbudig zusammengezimmerte Studie handelt. Der Wohlfühlfaktor ist nichtsdestotrotz enorm, die Verarbeitung allerdings weit von den Toleranzen einer Serienfertigung entfernt. Doch das viele helle und weiche Leder in Kombination mit schickem Wurzelholz verfehlt keineswegs seine Wirkung und wird man sich seinen britischen Nobelallradler genau so wünschen. Als Besonderheit bietet der EXP 9 F eine kleine Kühlbox in der Mittelkonsole und Aufbewahrungsbehälter für Picknick-Utensilien im Kofferraum. Einer kleinen und stilvollen Erfrischung während der schweißtreibenden Falkenjagd steht also nichts im Wege. Santé!
Auch als Office nutzbar
Wer sich nach dem Champus schlürfen noch seiner Geldvermehrung widmen will, kann alternativ den Bentley anschließend noch als rollendes Office nutzen. Das großzügige, variable Platzangebot ermöglicht einen spontanen Umbau zum Büroarbeitsplatz mit ausklappbarer Tastatur und Internetanbindung. Wer einfach nur entspannt von A nach B kommen will, kann im Fond auch eine erholsame Relax-Position einnehmen und sich von seinem Chauffeur zum Ziel bringen lassen.
Auch wenn Bentley sich aus dem Technik-Regal des VW-Konzern bedienen kann: Billig wird ein frühestens 2015 serienreifes SUV-Modell nicht und werden wohl mindestens 200.000 Euro abgerufen. Und damit wäre auch klar, dass ein Bentley-SUV nicht mit einem Range oder Cayenne konkurrieren sondern gleich in einer eigenen Liga spielen will.