Auf dem Weg nach Canyon liegt, unweit von Austin, ein weiteres Automobilmuseum und in Dick’s Classic Garage erwartet man uns schon. Mehr als 80 historische Fahrzeuge warten in der Sammlung darauf, von den Besuchern bestaunt zu werden und der Chef persönlich lässt es sich nicht nehmen, uns durch sein Reich zu führen. Beeindruckend sind nicht nur die beiden Duesenbergs, die nahezu unangetastet in der Ausstellung stehen. Überhaupt scheint es so, als hätte der Zahn der Zeit kaum an den Exponaten genagt, die meisten der heißen Schlitten tragen sogar noch ihren Originallack.
Elektromobilität – damals und heute
Das größte Highlight für uns steht gleich in der Eingangshalle. Ein Pionier der Elektromobilität: Der Milburn Electric Runabout wurde 1918 gebaut, und verfügte damals bereits über eine Reichweite von 100 Meilen (160 Kilometer). Bis die Batterie vollständig aufgeladen war, dauerte es rund 12 Stunden.
Aber: Was hat sich in den letzten einhundert Jahren eigentlich getan? Noch vor ein paar Tagen durften wir den neuen Smart electric drive testfahren, und der hat genau dieselbe elektrische Reichweite von 160 Kilometern! Ok, der Smart ist schneller geladen und natürlich auch deutlich flotter unterwegs – doch angesichts der vielen verstrichenen Zeit darf man sich schon ein wenig wundern…
Der Autoschlüssel der Zukunft
Wir verlassen die Sammlung – und sind schlagartig wieder in der Zukunft: Denn unsere E-Klasse entriegeln wir nicht etwa mit einem herkömmlichen Schlüssel, sondern mit einer App: In Deutschland heißt das Smartphone-Programm „Connect me“, in den USA „M-B mbrace“. Die Funktionen sind die gleichen, über das Handy lässt sich der Wagen öffnen und schließen, die Fahrzeugdaten können abgefragt werden, der Standort des Autos ermittelt und Navigationsziele ins System eingespeist werden.
Anders als bei uns verfügt die amerikanische Version aber noch über eine weitere Spielerei: Das Fernstarten des Motors, um den Wagen schon mal warmlaufen beziehungsweise runterkühlen zu lassen. Egal ob man morgens gemütlich beim Kaffee sitzt, im Büro arbeitet oder auf Shopping-Tour ist – ein virtueller Schlüsseldreh in der App reicht, und der Motor springt an. Bis zu zehn Minuten läuft das Triebwerk dann, damit es beim Einsteigen entweder mollig warm oder schön kühl klimatisiert ist.
Das Ostfriesland der Staaten
Wir steigen also in die wohltemperierte E-Klasse und brausen weiter. Auch heute stehen schließlich wieder über 900 Kilometer auf dem Plan. Beschwingt von den wunderschönen Fahrzeugen in Dick’s Sammlung machen wir uns auf den Weg quer durch Texas. Die Landschaft wird immer weitläufiger und trockener und auch die Wolken gehören schnell der Vergangenheit an; die Sonne brennt wieder vom Himmel. Kein Wunder, dass hier nicht mehr viel wächst, nur hier und da stehen am Straßenrad ein paar einsame Sukkulenten. Und noch etwas steht in der Gegend herum: Öl-Pumpen. Schließlich, das wissen wir nicht erst seit „Dallas“, wird in Texas das meiste Öl im Lande gefördert.
Die nicht enden wollenden texanischen Weiten taufen wir kurzerhand „Das Ostfriesland der Staaten“. Doch während man dem Nordwesten Deutschlands nachsagt, das Land sei so flach und weitläufig, dass man heute schon sehen könne, wer morgen zu Besuch käme, sieht der Texaner auch, wer übermorgen kommt.
American Way of Dinner
Wie sollte es in so einer Landschaft auch anders sein: Auch dieser Abschnitt unserer Reise scheint mal wieder kein Ende nehmen zu wollen. Erst in der stockfinsteren Nacht erreichen wir unser Hotel in der Kleinstadt Canyon, und lernen, dass es auch in Amerika durchaus Fleckchen gibt, wo um 18 Uhr die Gehsteige hochgeklappt werden. Kurzerhand entscheiden wir uns gegen die wahrscheinlich langwierige Suche nach einem Restaurant, das jetzt noch offen hat, und greifen kurzerhand auf schnelles Fertigessen aus dem naheliegenden Walmart zurück. Zum Glück sind die Hotelzimmer in den USA regelmäßig mit Mikrowellen ausgestattet – auch das gehört ja irgendwie zum ‚American way of life‘.
Zahlen des Tages
Tagesetappe: 570 Meilen (917 Kilometer); Gesamtstrecke: 2.158 Meilen (3.473 Kilometer); durchschnittliche Geschwindigkeit: 52 mph (84 km/h); durchschnittlicher Verbrauch: 35,1 mpg (6,7 Liter pro 100 Kilometer); Tankrechnung: 78,73 USD (72,52 Euro); Tankrechnung gesamt: 187,41 USD ( 172,62 Euro)