Erst vor wenigen Tagen schrieben wir in diesem Artikel, dass wir insgesamt um etwas mehr Zuversicht ringen sollten, geht es um unsere hiesigen Autobauer. Nun aber meldet Porsche erneut einen starken Rückgang des operativen Ergebnisses im ersten Quartal 2025 um 40,6 Prozent. Besonders in China laufen die Geschäfte weiterhin schlecht, der Umsatz brach dort im gleichen Zeitraum um deutliche 42 Prozent ein. Auch Konzernchef Oliver Blume zeigte sich zuletzt wenig begeistert. Auf der Auto Shanghai 2025 äußerte sich der Porsche-Chef dahingehend, dass man derzeit prüfe, ob der SUV- und Sportwagenbauer im Reich der Mitte weiterhin als Anbieter von Elektroautos existieren werde.
In den nächsten zwei bis drei Jahren soll die Entscheidung fallen – betrachten wir uns die miserablen Zahlen des ersten Quartals, wohl auch schon deutlich früher. Besonders der Taycan gerät angesichts der wachsenden einheimischen Konkurrenz in China immer weiter unter die Räder. Marken wie Xiaomi bieten optisch und leistungstechnisch ähnliche Fahrzeuge zu deutlich günstigeren Konditionen an. Auch wenn Porsche selbst die Fahrfähigkeiten des Taycan über die des Xiaomi SU7 lobt – die Chinesen haben bereits Ende 2024 mit einer Rekordzeit auf der Nürburgring-Nordschleife gezeigt, dass sie da durchaus mithalten können.
Porsche verliert den Anschluss bei den Stromern – werden in China bald nur noch Verbrenner angeboten?
Es dürfte dem staugeplagten Stadtbewohner in Peking, Hongkong oder Shanghai auch ziemlich egal sein, wie sich ein solches Auto auf einer Rennstrecke in Deutschland fährt. Deutlich mehr als die Maximalleistung zählt für viele ohnehin ein ultramodernes Infotainment-System mit allem möglichen Konnektivitätsschnickschnack. Genau hier können die Deutschen, aber besonders ein Hersteller wie Porsche, die das eigentliche Fahren weiterhin als Markenkern sehen, nicht mithalten. Was also tun? Womöglich erleben wir in den kommenden Monaten einen krassen Strategiewechsel. Keine massentauglichen E-Autos mehr für China, sondern ein gezielter Fokus auf exklusive Verbrenner- und Hybridmodelle.
So könnte man zunehmend dem Vorbild von Ferrari folgen: Klasse statt Masse anzubieten. Sprich, man geht bewusst das Risiko ein, in einigen Regionen der Welt deutlich weniger Fahrzeuge verkaufen zu wollen, dann aber zu deutlich höheren Preisen. Speziellen Sondermodelle, wie etwa der ebenfalls auf der Auto Shanghai vorgestellte „Porsche 911 Spirit 70“, könnten dann noch mehr als bisher in den Fokus rücken. Bereits in Deutschland soll dieses auf weltweit 1.500 Stück limitierte Modell, das am Ende kaum mehr ist als ein aufgewertetes GTS T-Hybrid Cabrio, ab 240.000 Euro kosten.
Passend dazu sagte Oliver Blume am Rande der größten Automesse in China, dass man sich nicht primär um das Volumen, sondern um die Preise der Fahrzeuge kümmern werde. Diese sollen möglichst hochgehalten werden - auf einem Niveau, das „für Porsche angemessen“ sei.
Ferrari: Weniger verkaufte Autos, trotzdem mehr Gewinn
Ferrari verfolgt diese Strategie (allerdings weltweit) seit Jahren sehr erfolgreich: Trotz eines Umsatzrückgangs von rund 22 Prozent in China im Jahr 2024 steigerten die Italiener ihren Gewinn – entgegen dem Trend – deutlich auf 1,52 Milliarden Euro. (Text: tv | Bilder: Porsche, Ferrari)