Zur Erinnerung: General Motors existiert nur deshalb noch, weil die Obama Administration GM-Chef Rick Wagoner rausschmiss und dessen Nachfolger Fritz Henderson innerhalb von zwei Monaten das "Chapter 11" genannte Insolvenzverfahren des Konzerns einleitete. An dessen Ende standen Schulden in Höhe von über 170 Milliarden US-Dollar, der amerikanische Steuerzahler sprang mit 50 Milliarden in die Bresche, der Konzern wurde daraufhin verstaatlicht, die Pensionsansprüche ausgelagert. Ende 2010 konnte GM, verschlankt und frei von Altlasten, reprivatisiert werden. Neben dem Verlust von mindestens 35.000 Stellen und der Trennung von den Marken Saturn, Hummer und Saab ging nebenbei noch die prominente Marke Pontiac über den Jordan.
Drei Jahre, drei Vorstandschefs und drei Finanzvorstände später kann General Motors wieder Gewinn machen. Unter anderem, weil die Verluste der Vergangenheit Steuererleichterungen in Höhe von 45 Milliarden Dollar in den kommenden 20 Jahren ermöglichen.
Vor diesem Hintergrund gehört eine gewisse Chuzpe dazu, der Europatochter Opel anhaltenden Verluste vorzuwerfen, möglicherweise ist dies auch auf die Vergesslichkeit des mittlerweile mehrfach ausgetauschten Managements zurück zu führen. Doch kann die Amnesie in Detroit nicht davon ablenken, dass General Motors die lukrativen Expansionsmärkte in Asien den eigenen, amerikanischen Marken vorbehält und gleichzeitig die russischen Produktionsstandorte für den Opel Astra gegen die deutschen ausspielt. In China wird der Opel Insignia als Buick Regal verkauft, während Opel seine Modelle weder dort noch in den USA anbieten darf. Dabei leidet die Marke mit dem Blitz, als Volumenhersteller von Klein- und Kompaktwagen, vor allem unter der schwachen, teilweise völlig eingebrochenen Nachfrage in Italien, Spanien und Frankreich sowie unter den Überkapazitäten. Dazu kommt, dass GM auch den hausinternen Konkurrenzkampf der Marken in Europa durch die Chevrolet noch anheizt, unter deren Label in Korea produzierte Kleinwagen in den Markt gedrückt werden.
Vor diesem Hintergrund musste Stracke gegen den Kostendruck aus den USA und auf dem limitierten Markt in Europa gegen Massenentlassungen ankämpfen. Und gleichzeitig bekamen seine Autos keine Chance sich auch global zu bewähren. Astra, Zafira und Insignia hätten als Pontiac sehr gut funktionieren können, Mokka und Adam sind wie gemacht für die aufstrebende Mittelschicht in China während sich dort die Wachstumseuphorie in der Premiumklasse bereits eintrübt.
Nun wird Steven Girsky kommissarisch übernehmen, harte Kostensenkungen werden die Folge sein. Statt der überzeugenden Produkte werden in den kommenden Wochen also schlechte Nachrichten Opel in die Schlagzeilen bringen. Schade.