Ob nun doch eine heimliche Huldigung von Adam Opel drin steckt oder nicht: Was nützt der Name, wenn er nicht zum Wagen passt. Frisch, innovativ und modern soll der bislang unter dem Arbeitsnamen Junior geführte Kleinstwagen, der auf dem Pariser Auto Salon 2012 debütieren und ab nächstem Jahr in Eisenach vom Band laufen wird, auftreten und der angeschlagenen Marke neuen Schwung verleihen. Dem Fiat 500 will man damit Konkurrenz machen und dem Mini. Und sicher auch dem VW Up.
Und dann das: Adam. Zwar muss man Opel hoch anrechnen, dass sie dem Trend nach kryptischen Wortschöpfungen ein Ende setzen und einen deutschen Vornamen wählten – Hut ab! Dass die Wahl allerdings auf einen so altertümlicheren Namen für ein frisches, flottes Automobil fiel, war unglücklich; in der Statistik der beliebtesten Vornamen für Jungen schafft es Adam hierzulande nicht einmal unter die Top 150. Selbst die vor einiger Zeit gerüchtweise verbreitete Bezeichnung Allegra vermochte mehr Spritzigkeit zu versprühen; dass dabei Assoziationen an Damenbinden geweckt werden, sei dahin gestellt.
Da kann Opel auch noch so sehr beteuern, der Name sei universell, kurz, technisch und nicht zu süß – modern wird er dadurch nicht. Zumal ihm nicht zuletzt ein wenig Süße vielleicht gar nicht zum Schaden gereicht hätte: Kleinstwagen werden schließlich vor allem von Frauen gekauft, und diese stehen doch auf alles, was süß ist.
Im Hebräischen steht der Name Adam für Erdling, das Wort adamah bezeichnet den Erdboden, aus dessen Staub, wie uns das Buch Genesis lehrt, der erste Mensch von Gott gebildet wurde. Böse Zungen mögen behaupten, das passe wunderbar zu Opel: ein angestaubter Name für eine angestaubte Marke. Doch dem Ziel des von einer zur nächsten Krise mäandernden Konzerns, doch einmal wieder wie Phoenix aus der Asche aufzuerstehen, dürfte es nicht zuträglich sein, dass es dem neuen Hoffnungsträger schon im Namen an Überzeugungskraft mangelt.
Denn an emotionslosen Modellen hat Opel wahrlich genug im Portfolio, und das nicht erst seit gestern. Erfolgreiche Rüsselsheimer hießen Kadett, Diplomat oder Manta. Große Namen, die noch heute den mittlerweile verblassten Glanz der Marke in sich tragen. Doch seit den 1980er Jahren verloren nicht nur die Namen ihren großen Klang, sondern auch die Autos ihren Charme und ihre Tugenden. Man denke nur an den unrühmlichen Rekord-Nachfolger Omega; an den Corsa, an den Agila. Wenig innovatives Design, auf dem Mist des Spar-Meisters López gewachsene Qualitätsprobleme und Fehlentscheidungen der Konzernmutter GM halbierten den Marktanteil in Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten von sechzehn auf derzeit nur noch acht Prozent.
Sicher: Ob Adam Opel aus der Krise führen kann, hängt freilich nicht allein vom Namen ab. Die Qualität muss stimmen. Und der Preis. Das Potential, sein ermattetes Image aufzupolieren, das in einem komplett neuen Wagen wie dem Adam zweifelsohne steckt, hätte Opel jedoch mit einem einfallsreicheren, frischeren Namen eindeutig besser nutzen und damit vielleicht der ganzen Marke einen neuen Impuls geben können.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Name des Firmengründers nicht gar ein schlechtes Omen ist. Adam Opel hatte das Unternehmen zwar 1862 ins Leben gerufen, baute seinerzeit aber Nähmaschinen und Fahrräder. Und dem "Stinkkasten" beschied der gelernte Schlossermeister kurz vor seinem Tod im Jahre 1895 – das Auto war da noch keine zehn Jahre alt – skeptisch ein wenig rühmliches Nischendasein: als Spielzeug für Millionäre, die nicht wüssten, wie sie ihr Geld wegwerfen sollten.
Kleiner Tipp an Opel: Einfach ein Cabrio nachlegen, das Eva getauft wird. Dann passt’s wieder. Vielleicht wird daraus ja sogar ein Trend und der nächste Volvo heißt Olaf oder BMW besinnt sich seiner bajuwarischen Heimat und benennt den kommenden i3 kurzerhand noch in Ludwig um.
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