Das EU-Verbrenner-Verbot ist streng und bietet nur wenig Kompromiss-Spielraum
Der Gesetzestext, auf den sich Kommission und Mitgliedsstaaten geeinigt haben, liest sich überraschend scharf. Auch der Raum für Kompromisse und Schlupflöcher ist außergewöhnlich klein. Einzig: In vier Jahren soll noch einmal nachjustiert werden, sofern es Probleme in der Zieleinhaltung gibt – allerdings bleibt man hier in der Formulierung eher vage.
Bis 2030 soll sich der CO2-Ausstoß halbieren
Waren vor allem in Deutschland in der Vergangenheit Feinstaub und die von Dieseln verstärkt ausgestoßenen Stickoxide ein Thema, geht es beim neuen Gesetz mit dem Verbot der Verbrenner-Zulassungen hauptsächlich um die Vermeidung von CO2. Der Verkehr ist maßgeblich an der Emission des Treibhausgases beteiligt, weshalb der Umstieg auf elektrische Antriebe EU-weit forciert werden soll. Die Ziele hierfür sind exakt definiert: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß um 55 Prozent im Vergleich zu 2021 gesenkt werden. Selbst für Kleinserienhersteller wie Lamborghini und Ferrari gibt es nur wenige Ausnahmen. Ihnen werden nur 12 Monate mehr Zeit gewährt für die Umstellung auf elektrische Antriebe, bis 2036 müssen auch sie soweit sein.
Die Nachverhandlung als große Unbekannte
Für einige Irritation sorgt allerdings die im Jahr 2026 angesetzte Nachverhandlung. Hierbei soll es allerdings nicht um eine Aufweichung des Verbots gehen. Viel mehr will die Kommission bis dahin überprüfen, ob die Zielsetzung erreichbar ist und entsprechend nachsteuern, sollten einzelne Länder und Unternehmen hier Probleme haben. Auch soll die Überlegung, wie mit E-Fuel-Zulassungen verfahren wird, bis dahin abgeschlossen sein.
Alternative wie E-Fuels werden nur noch von relativ wenigen Unternehmen verfolgt
Viele Verbrenner-Freunde hatten bis zuletzt Hoffnung, dass mit synthetischem Kraftstoff betriebene Fahrzeuge vom Zulassungs-Verbot ausgenommen werden. Dies hat sich nicht bewahrheitet – zumindest dem aktuellen Stand nach. Allerdings setzen vor allem BMW und Porsche weiterhin auf die E-Fuels, besonders der Sportwagenhersteller hat massiv in die Technologie investiert und betreibt in Südamerika sogar eine eigene Pilotanlage. Porsche geht es allerdings nicht zwingend um den Weiterverkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor – der Taycan erzielt heute schon höhere Verkaufszahlen als der 911 – es geht vor allem um die Pflege der Historie. Denn mit dem Synthetik-Treibstoff sollen vor allem hochwertige Fahrzeuge und Oldtimer auf der Straße gehalten werden können.
Greenpeace geht das Verbot nicht weit genug
Doch das Verbot erhält auch Gegenwind – und zwar aus überraschender Richtung. Denn gerade die Umweltverbände wie Greenpeace laufen Sturm gegen das Gesetz der EU. Allerdings aus einem einfachen Grund: Es geht ihnen nicht weit genug. 2035 ist zu spät für eine Einführung des Verbots. Das Weltklima sei bis dahin über mehrere Kipppunkte hinweg und der Wandel nicht mehr abzuwenden. Greenpeace drängt deshalb weiterhin massiv auf ein noch früheres Verbot und nennt 2028 als Ausstiegsdatum. (Text: Fabian Mechtel)