Strenggenommen könnte man McLaren vorwerfen, sie seien bei ihrer Namensgebung ein wenig einfallslos gewesen. So lautet der Wegbegründer einer völlig neuen Fahrzeuggattung bei den Engländern schlicht GT oder Gran Tourer. Aber weshalb große Namen kreieren, wenn es doch so einfach geht? Schließlich weiß bei jenem Kürzel jeder, was ihn erwartet. Nicht rasen, sondern reisen steht beim GT im Vordergrund, wenngleich er mit seinen 620 PS und maximal 630 Nm Drehmoment alles andere als schwachbrüstig daherkommt. Aber dennoch: Der überarbeitete M840 TE Biturbo-Achtzylinder könnte mehr leisten, soll er aber nicht. Viel mehr wurde sein Ansprechverhalten und die Leistungscharakteristik so verändern, wie es zu einem stattlichen Gran Tourer – nach Meinung seiner Erbauer – am besten passt.
V8 mit tollem Klang
Kraftvoll soll der McLaren GT daher von unten heraus agieren, eine samtige Leichtigkeit vermitteln und dadurch allerhöchsten Fahrkomfort garantieren. Wie es darum im Detail bestellt ist kann freilich nur ein Fahrbericht klären. Was wir hingegen jetzt schon sagen können: Der Gran Tourer klingt toll, verfügt über einen sehr basslastigen Achtzylinder, kann bei Bedarf aber auch äußerst leise. Erstmals gibt es bei McLaren nämlich einen Quiet-Start, damit man seine ausgedehnten Reisen selbst früh morgens beginnen kann, ohne, dass die Nachbarn im Bett aufschrecken. Ein weiteres Highlight beim McLaren GT ist sicherlich seine Variabilität. Soweit man bei einem Sportwagen davon sprechen kann.
570 Liter Kofferraumvolumen
Hinter der großen gläsernen Heckklappe verbirgt sich ein zwar flacher aber insgesamt ordentlich nutzbarer Kofferraum mit rund 420 Liter Fassungsvermögen. Erweitert wird dieser durch ein Gepäckabteil vor dem Fahrer mit weiteren 150 Liter Volumen. Als alltagstauglichen Reisewagen qualifiziert den GT zudem, dass er sowohl über ein Handschuhfach, als auch über Schminkspiegel verfügt. Wer nun meint, das sei nicht der Rede wert – bei McLaren sind jene Utensilien eher selten anzutreffen. Genauso wie Platz für Großgewachsene. Beim Probesitzen konnten wir uns allerdings davon überzeugen, dass selbst Fahrer mit einer Körpergröße von 1,94 Meter sehr bequem in den Ledersitzen verweilen können.
Kaschmir-Innenraum ab Ende 2019
Jenes Gestühl wird es zum Ende des Jahres auch mit Kaschmir bezogen zu bestellen geben. Ein neues Ausstattungsfeature innerhalb der Atelier Linie der Engländer, welches den bereits äußerst edlen Innenraum weiter aufwerten soll. Ebenfalls neu: Ein völlig überarbeitetes Infotainmentsystem, unter anderem mit einer fünfmal leistungsstärkeren CPU und einer Smartphone-ähnlichen Bedienbarkeit. Ansonsten bleibt sich Mclaren bei der Handhabung treu: Das knopflose Lenkrad verfügt weiterhin über echte Schaltwippen, Spiegel- und Lichtverstellung sind an eher unüblichen Plätzen zu finden und die Sitzverstellung ist gleichermaßen ein Ding für schmale Finger.
Bodenfreiheit auf C-Klasse Niveau
Um den hohen Alltagsnutzen des McLaren GT weiter herauszustellen betont McLaren, dass ihr GT nicht nur über eine Bodenfreiheit von 110 bis 130 Millimeter verfügt, sondern gleichermaßen über einen Rampenwinkel von gut 13 Grad. Wer mit jenen Zahlen wenig anfangen kann: Die Mercedes C-Klasse verfügt über die gleichen Werte. Insgesamt positioniert McLaren den Gran Tourer als Alternative zum Ferrari Portofino, dem Aston Martin DB11 oder dem Porsche Turbo S. Mit rund 1.530 Kilogramm ist er darüber hinaus der leichteste im Mitbewerberfeld. Das Gewicht resultiert maßgeblich aus der MonoCell 2-T Architektur und dem Einsatz leichtbauender Werkstoffe. Das Leistungsgewicht beträgt 405 PS pro Tonne, wobei die Gewichtsverteilung McLaren-typisch bei circa 46 zu 54 Prozent liegt.
Der McLaren GT wird mittelfristig den aktuellen 570 GT ersetzen, die ersten Auslieferungen sollen noch in diesem Jahr erfolgen und der Einstandspreis beträgt aktuell 198.000 Euro. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)