Viele sehen in dem cleveren Stadtauto einen Hochkaräter vernunftgetriebener Mobilität, dem seine Besitzer gerne auch einen besonderen Feinschliff verleihen. Diese vielfach erlebbare Sympathie für ein Industrieprodukt, ein prall gefülltes Rahmenprogramm und die spannende Zukunft der Automarke haben über 1.500 Smart-Freunde in Belgien hautnah erlebt. Die Smart Times blicken auf eine bereits längere Tradition zurück: Seit nunmehr 2000 finden sie jährlich an wechselnden Orten in Europa statt. Wobei nicht die Fans selbst sondern der Autohersteller mit reichlich Pomp und Manpower und mit letztlich kommerziellem Hintergedanken versucht, das Kultimage der Marke mit dieser Veranstaltung zu pushen und die Kundenbindung zu fördern. Das Schöne für die Teilnehmer: Der Besuch des viertägigen Festivals ist kostenfrei.
Ob Beach-Volleyball, Live-Konzerte, Riesen-Pong oder Testfahrt mit den neuen Elektromodellen - Langeweile dürfte bei den Besuchern kaum aufkommen. Höhepunkt für die Gäste ist allerdings das Flanieren durch die Ausstellungshallen und vor allem die Parkplätze, denn dort gilt es viele feine Individualisierungs-Preziosen zu entdecken. Zwar ist das Treiben hier nicht so wild und spektakulär wie zum Beispiel beim VW-Treffen am Wörthersee, dennoch steht vielen Teilnehmern der Spaß ins Gesicht geschrieben und Benzin fließt offensichtlich auch in den Adern der Smart-Fans.
Der heimliche Star
Die oft mit Hingabe und viel Aufwand verfeinerten Kleinstwagen sind Zeugnis dieser Passion und lässt so manches Individualisierungs-Projekt die vielfach vertretenen Brabus-Varianten wie dröge Stangenware erscheinen. Zwar ist der zweisitzige Fortwo in Antwerpen eindeutig in der Mehrheit, doch der heimliche Star ist die bereits vor vielen Jahren eingestellte Baureihe Roadster/Coupé. Gelegentlich finden sich auch einige Forfours, doch hat die Liebe zum Halb-Mitsubishi nur selten besondere Blüten getrieben.
Irgendwie mag man es bedauern, dass zumindest das sportlich angehauchte Coupé knallhart den Rotstiftschwingern zum Opfer gefallen ist, doch dieser Umstand macht es wohl für die Fans um so wertvoller. Die Basis ist ein allerdings verhalten dynamisches Fahrzeug, welches mit entsprechender Zuwendung durchaus zum Kurvenkracher veredelt werden kann. Ob Mini-Ferrari, als Endzeit-Racer oder mit Türen im Lambo-Style aufgepeppt – Anregungen zum Aufmotzen finden sich hier reichlich.
Eingeschworene Crossblader
Und auch der seltene und legendäre Crossblade ist in Antwerpen in beachtlicher Stückzahl vertreten. Die Besitzer dieses einst für viel Geld erkauften und nur 2.000 Mal produzierten Hardcore-Smarts sind eine eingeschworene Gemeinde, die ihr Kultcabriolet allerdings meist im Original-Zustand belassen. Britische Crossblade-Fans, die dank der nahen Fährverbindung keine allzu lange Anreise hatten, legen aber auch gerne mal Hand an den werksseitig radikal gestrippten Roadster an. Die Crossblade-Jünger veranstalten übrigens jedes Jahr ein eigenes Treffen, bei dem jedoch das direkte Fahrerlebnis einer mehrtägigen Tour im Vordergrund steht.
Doch neben den speziellen Kult-Smart kann auch der klassische Fortwo mit einigen Extrem-Umbauten viel Aufmerksamkeit erregen. So ist die deutsche Firma JW Smart mit ihrem auf 407 PS erstarkten Fortwo angereist, der als mutmaßlich schnellster seiner Art gehandelt wird. Mit einem 1,4-Liter-Motorradmotor soll der nicht straßenzugelassene Porsche-Killer den Standardsprint in unter vier Sekunden abhaken und bis zu 280 km/h schnell werden.
Fortwo mit Toyota-Benziner
Ein englischer Tüftler wiederum hat seinen Fortwo mit einem Zwei-Liter-Vierzylinder von Toyota zur Hochleistungs-Fahrmaschine getrimmt. Zwar mobilisiert dieser Sechszehn-Ventiler lediglich 165 PS, die den Autozwerg aber durchaus mit längsdynamischer Souveränität segnen. Das Einzelstück hat sogar eine Straßenzulassung und soll nach Aussage seines Erschaffers im öffentlichen Verkehr mit Durchzugsstärke und 200 km/h Top-Speed imponieren.
Ebenfalls in Antwerpen sind einige nicht minderspektakuläre Karosserie-Umbauten vorgefahren. Aus Deutschland stammt ein dreiachsiger Pick-up-Fortwo, während ein findiger Tscheche einen entkernten Fortwo zur rollenden Schlafkabine umgebaut hat, die dann von einem äußerlich identischen Fortwo als Anhänger nach Antwerpen gezogen wurde.
Und Tschechien ist nur eines von vielen Ländern, aus denen Teilnehmer bisweilen sogar viele tausend Kilometer weit angereist sind. Eine zum Beispiel 48 Mann starke Truppe hat den gut 2.000 Kilometer langen Weg aus Rumänien nach Antwerpen gefunden, während eine kleinere Gruppe es sogar aus Griechenland bis in die belgische Metropoloe schaffte.
Spannende Ausblicke
Einen nicht ganz so weiten Weg hatte da die Smart-Chefin Annette Winkler, die am Rande der Veranstaltung einigen Journalisten die Smart-Zukunft schmackhaft machte. So soll dem jüngst gestarteten elektrischen Fortwo und dem ebenfalls neuen E-Bike ab voraussichtlich 2014 noch ein E-Scooter zur Seite gestellt werden. Ebenfalls 2014 soll dann die in Kooperation mit Renault entwickelte dritte Fortwo-Generation starten, die neben dem klassischen Zwei- noch um einen Viersitzer ergänzt werden soll. Parallel plant Smart auch den weltweiten Ausbau der Car2Go-Mietflotten und drum herum ein Angebot von vielen smarten Lösungen für eine urbane, vernetzte und umweltfreundliche Mobilität.
Wem beim Warten auf das große Smart-Jahr 2014 etwas zu langweilig wird, kann ja im August 2013 bei den Smart Times in Luzern vorbeischauen. Dann werden wieder zahlreiche Schmuckstücke aus der Smart-Welt bei den Fans (und solchen die es werden wollen) für funkelnde Augen sorgen.