Wir nehmen Sie mit auf einen Rundgang über die wichtigste europäische Automesse des Jahres! Nicht weniger als fünf Neuheiten hat Mercedes mit an den Genfer See gebracht: Nach ihrer Weltpremiere vor wenigen Wochen zeigt sich die neue, nochmals verjüngte A-Klasse in Genf der Öffentlichkeit, direkt daneben steht die in Detroit präsentierte G-Klasse in der AMG-63-Ausbaustufe mit 585 V8-PS unter der Haube. Die Affalterbacher haben allerdings nicht nur den Über-Geländewagen in die Schweiz gebracht, sondern auch ihre neue Sportlimousine. Der große Bruder des AMG-GT hört auf den etwas einfallslosen Namen GT Viertürer und sieht ein bisschen aus wie ein aufgemotzter CLS – von der Eleganz des vor einem Jahr ebenfalls hier in Genf vorgestellten GT Concept hat die Serie leider einiges eingebüßt. Das versucht der GT mit Kraft im Überfluss wieder wett zu machen: Als 63 S wird er mit 639 PS ganz nebenbei zum stärksten AMG-Modell.
Mercedes’ Neuheiten-Feurwerk
Eine ganz andere Stärke hat die überarbeitete Maybach-S-Klasse: Sie bekommt als erste das derzeit wohl beste Licht am Markt. Das Digital Light kann über zwei Millionen Lichtpunkte individuell ansprechen und so den Lichtkegel noch präziser um entgegenkommende Autos herum oder in die Kurve hinein lenken. Außerdem können die High-Tech-Scheinwerfer Symbole und Hinweise wie Glatteiswarnungen oder die eigene Fahrzeugbreite als Leitlinien auf die Straße projizieren. Anfangs soll das Digital Light nur an ausgewählte Kunden ausgeliefert werden, spätestens mit der nächsten S-Klasse-Generation dürfte es aber für jedermann bestellbar sein. Ab sofort zu haben ist die Mercedes-Neuheit für die breite Masse: die aufgefrischte C-Klasse. Limousine und Kombi wurden optisch nur leicht retuschiert, kommen aber mit neuen Vierzylinder-Motoren (150 bis 245 PS) und einer an die E-Klasse angelehnten Bedienung. Das neue MBUX-Bedienkonzept aus der A-Klasse bleibt außen vor, und auch an den betagten Halogen-Scheinwerfern wurde nicht gerüttelt: zeitgemäße LED-Licht kostet nach wie vor Aufpreis.
BMW M8 und X4
Nur wenige Meter neben dem Mercedes-Stand, als wollen sie damit auf den AMG GT Viertürer zeigen, stellt BMW das M8 Gran Coupé Concept aus. Ein viertüriges Coupé, bei dem sich anders als beim Mercedes fast alle einig sind: Der in schillerndem Grün lackierte Münchner sieht einfach nur gut aus. Mit seinen großen Lufteinlässen, den schmalen Scheinwerfern und vier armdicken Endrohren nimmt die Studie nicht nur die dritte Ausbaustufe der 8er-Reihe vorweg, sondern gibt auch einen Ausblick auf die M-Versionen der „normalen“ 8er, also Coupé und Cabrio. Der Zweitürer wird noch dieses Jahr erwartet, die Offen-Version soll wie das Gran Coupé 2019 folgen. Ebenfalls neu: der X4. Nach nur vier Jahren wurde der Coupé-Bruder des X3 ausgetauscht und auf die neue Plattform gestellt. Dabei ist das SUV-Coupé um ein paar Zentimeter gewachsen geräumiger geworden. Allrad und Achtgang-Automatik sind bei den zum Start angebotenen Motoren Serie; eine Heckantriebs-Version könnte später folgen.
Hier geht’s zum Volkswagen-Konzern
Apropos später: Auch viele Neuheiten aus dem Volkswagen-Konzern kommen erst in ein paar Jahren, schließlich geben VW I.D. Vizzion, Porsche Mission E Cross Turismo oder Seat E-Racer ihren Genfer Einstand noch als mehr oder weniger seriennahe Studie. Was die Wolfsburger und ihre Töchter alles an den Genfer See mitgebracht haben, stellen wir Ihnen hier ausführlich vor.
Volvos V60
Eine klare Linie fährt Volvo – nicht nur beim Design, auch bei seiner Messe-Politik. Die Schweden sind nur noch auf drei Messen pro Jahr vertreten, und verzetteln sich dort nicht in Sondermodelle, Upgrades und Neuvorstellungen, sondern konzentrieren sich voll und ganz auf ein Modell. In Genf ist dass der neue V60, der optisch keine allzu große Überraschung ist. Wie zu erwarten war, ist der Kombi eine Mischung aus seinem SUV-Bruder XC60 und den großen 90er-Modellen. Aus dem Konzernregal übernimmt er natürlich auch die Technik, inklusive der bekannten Vierzylinder-Motoren. Mit den T6- und T8-Versionen schickt Volvo aber gleich zwei Plug-in-Hybrid-Benziner ins Rennen.
Kia Ceed SW und Mazda 6 Kombi
Neue Kombis gibt es auch von Kia und Mazda. Die Koreaner zeigen kurz nach der Ceed-Premiere in Genf erstmals den Sport Wagon, und setzen bei ihren Kompakten zukünftig nicht nur auf schickes Außendesign, sondern haben auch beim Interieur ein bisschen mehr Mut bewiesen. Verglichen mit dem Vorgänger ist der Ceed – der jetzt ohne Apostroph im Namen auskommt – deutlich moderner gestaltet. Das gilt auch für den Mazda6 Kombi, der die gleichen optischen Überarbeitungen erfährt wie die Limousine und das aufgeräumte Cockpit mit neuen Sitzen und Head-up-Display bekommt. Außerdem erfüllt der Japaner mit allen Motoren die neueste Euro 6d-TEMP-Abgasnorm.
Toyota und Lexus
Nur wenige Meter neben dem Mazda-Stand haben sich weitere japanische Hersteller versammelt. Toyota zeigt nicht nur die überarbeitete Version seines Kleinwagens Aygo, der jetzt noch ein bisschen spritziger wurde, sondern legt ebenfalls in der Kompaktklasse nach. Der nächste Auris baut auf einer komplett neuen Plattform auf, und sieht – zumindest von hinten – deutlich gefälliger aus als bisher; die Front dagegen ist immer noch ein wenig futuristisch gestaltet. Neues gibt’s auch beim Motorenangebot: Zukünftig bietet Toyota gleich zwei verschiedene Hybrid-Versionen an, mit einem 1,8-Liter-Benziner als Basis für die Sparfüchse und einer Zwei-Liter-Maschine für all diejenigen, die etwas mehr Fahrspaß wollen Am Nachbarstand zeigt die Nobel-Tochter Lexus den neuen UX: ein 4,50 Meter langes Kompakt-SUV im typisch-scharfen Lexus-Blechkleid. Natürlich fährt auch der UX mit Hybridantrieb vor, auf Wunsch gibt es sogar einen zweiten E-Motor an der Hinterachse, der den Crossover zum Allradler macht.
Honda und Hyundai
Honda bringt endlich die europäische Version des CR-V nach Genf mit, die schon seit einiger Zeit erwartet wurde. Optisch unterscheidet sich das ehemals meistverkaufte SUV der Welt kaum vom Vorgänger, hat aber größenmäßig in allen Dimensionen ein bisschen zugelegt; die Bodenfreiheit steigt auf fast 21 Zentimeter. Erstmals ist der CR-V zukünftig auch mit Hybridantrieb erhältlich und im Cockpit hat das klassische Kombiinstrument ausgedient; zukünftig gibt es digitale Instrumente. Hyundai schiebt auf dem Auto-Salon den Elektro-Kona nach, der mit zwei Batteriegrößen und Motorvarianten antritt: Die schwächere Version mit 99-kW-Antrieb soll gut 310 Kilometer weit kommen, der stärkere mit 150-kW-Motor schafft sogar 470 Kilometer. Wer’s lieber klassisch mag, findet am Hyundai-Stand auch den neue Santa Fe, der im schicken Blechkleid, allerdings ohne große Experimente antritt. Mit der Neuauflage geht der Grand Santa Fe in die Geschichte ein, zukünftig gibt es nur noch eine Version, die aber wahlweise mit fünf oder sieben sitzen.
Citroën und Peugeot
Die beiden französischen PSA-Marken treten in Genf ohne ihre neue Schwester Opel auf, dabei hätten alle drei zusammen einen Drillings-Premiere feiern können: Citroën Berlingo, Peugeot Rifter (ehemals Partner) und Opel Combo sind nämlich quasi baugleich und wollen den Nutzfahrzeugmarkt revolutionieren. Alle drei neuen Praktiker sehen deutlich mehr nach Pkw aus als ihrer Vorgänger und mit zahlreichen Assistenten, Head-up-Display, Rund-um-Kamera und aktivem Tempomat gehen sie auch in Sachen Komfort und Sicherheit weit über den üblichen Nutzfahrzeug-Standard hinaus.
Eine weitere Revolution hat Peugeot mit dem neuen 508 im Gepäck. Die Franzosen wollen endlich wieder in der Mittelklasse durchstarten und haben die bislang etwas spröde Limousine komplett erneuert und ihr einen deutlich schickeren Anzug angezogen. Feine Details wie die dreidimensionalen Rückleichten am breiten Heck oder die rahmenlosen Scheiben sind echte Hingucker. Außerdem hat der 508 abgespeckt und soll sich deutlich dynamischer fahren. Neben Benzinern und Dieseln (mit Achtgang-Automatik) bringt Peugeot Ende 2019 auch eine Plug-in-Hybrid-Version.
Jaguar und Land Rover
Während der Peugeot 508 viel Lob und Beifall erntet, gehen die Meinungen am Jaguar-Land-Rover-Stand auseinander. Zum einen ist da der I-Pace zu sehen, Jaguars erstes Elektro-Auto, das gleich mit ordentlichen 500 Kilometern Reichweite antritt, optisch allerdings nicht jedermanns Sache ist: Vorne typisch Jaguar, scheiden sich am kantigen Heck mit der etwas unglücklichen Stufe die Geister. Und auch das Range Rover SV Coupé überzeugt nicht jeden: Es soll eine Hommage an den dreitürigen Range Rover aus den 70ern sein, wirkt vor allem in der extrem langen Seitenansicht ein bisschen wie vom Tuner. Wer eins auf der Straße sieht, darf sich trotzdem glücklich schätzen: Allzu oft wird man dem auf 999 Einheiten limitierten und rund 300.000 Euro teuren Sondermodell nämlich nicht begegnen.