Langsam und unmerklich verschwand er bei den heute 40jährigen aus dem Blickfeld. Einst als das Statussymbol der Tennissocken tragenden Karottenjeans-Generation gefeiert, gab der erste sportliche Golf den Stab unmerklich an seine Nachfolger weiter. Erst gingen die Blechstoßstangen Modelle der späten 70er Jahre, dann verwandelten sich die kommenden Jahrgänge mit aufgebohrtem 1,8-Liter in wundersame spoilerbewehrte Wesen, bevor sie von Katalysator-Manie und Abwrackprämie endgültig dahingerafft wurden.
Gnadenfrist erhielt bis weit in die 90er das Sondermodell Pirelli. Es kam in auch heute noch stylischen Farben wie heliosblau, lhasagrün oder marsrot daher und trug spezielle Aluräder samt in Wagenfarbe lackierter Außenspiegel. Innen sorgten dynamische Blockstreifen auf den Sitzen sowie ein luxuriöseres Armaturenbrett für ein gehobenes Ambiente. Wer es brauchte, konnte den Golf GTI zum Schluss sogar mit vier Türen ordern. Eine heute ebenso seltene Version, wie der stilistisch zweifelhafte Jetta I, der ebenfalls mit dem Einspritzmotor des Kult Golf ausgerüstet wurde.
Rasanter Wertanstieg
Der Golf I ist mittlerweile zum Sammlerstück mutiert. War er in den frühen 90er Jahren noch ein billiger Gebrauchter, hat das stetig schrumpfende Angebot sowie die Selektion der raren Modellversionen mittlerweile für ein exorbitante Preisniveau gesorgt. Top erhaltene Einser GTIs der letzten Baujahre erreichen inzwischen problemlos die 8.000 Euro Marke, dicht gefolgt vom Golf GTI der zweiten Generation.
Begehrt beim Einser sind vor allem unverbastelte Originalzustände. Spoiler und tiefergelegte Fahrwerke gehen im Umkehrschluss genauso wenig, wie extraordinäre HiFi-Anlagen oder Umlackierungen. Fans goutieren insbesondere frühe Modelle, wie unser 1,6-Liter-Ralleyauto. Der Sound und die spielerische Drehfreude faszinieren bereits auf den ersten Metern. Ebenfalls begehrt und durchaus Objekt plumper Fälschungen ist der legendäre Pirelli GTI. Hier lohnt es, vor dem Kauf die Fahrgestellnummer bei Volkswagen überprüfen zu lassen, denn bereits mehrfach tauchten in der Szene Pirelli GTIs auf, die sich als trickreicher Umbau von Omas silbernem 70-PS-GLS-Modell entpuppten.
Wie beliebt das Sondermodell Pirelli bereits zu Lebzeiten war, zeigt die Tatsache, dass es eben dieses Modell war, in dem man zu Beginn der 80 er Jahre problemlos vor den In-Läden auf Sylt oder in München parken konnte, ohne schief angesehen zu werden. Der Golf GTI war binnen kürzester Zeit zum trendigen must have Accessoire für die Arztgattin geworden.
Fahrspaß für jeden Tag
Das dieser Status bis heute hält, wird spätestens nach dem Erwerb des Youngtimers deutlich. Denn statt ein Oldie für schöne Stunden zu sein, verzaubert der Golf den Besitzer binnen Minuten und lässt ihn nicht mehr los. Sein sportlicher Sound, sein dynamisches Fahrwerk gepaart mit hoher Alltagstauglichkeit lassen den Einser GTI schnell zum Liebling im Fuhrpark werden. Mit ihm kriegt man jede Parklücke, und ist zudem stilvoll unterwegs. Die Kosten halten sich dank preiswerter Ersatzteile und sparsamen Verbrauch in Grenzen und wer mag, kann sogar ein H-Kennzeichen beantragen und entgeht den lästigen Umweltzonen.
Den größten Wert hat der sportliche Golf für seinen Besitzer jedoch in emotionaler Hinsicht. Wie eine Zeitmaschine beamt er seine Insassen in eine Dekade der ungezügelten Fahrfreude mit weniger als 200 PS. In eine Zeit, in der der rote Lederschlips nach Feierabend lässig auf die Blockstreifenrückbank flog, um auf den serienmäßigen Sportsitzen das Feuer des 1,8-Liter-Motors zu erleben.
Frontantrieb und ein optimales Leistungsgewicht machten aus dem Golf das Sportgerät der 80er. Zu beherrschen von jedermann, gebaut um Spaß zu haben. Und der ist auch heute noch reichlich vorhanden, ganz ohne elektronischen Schnickschnack wie Sound-Generator, klappengesteuertem Auspuff oder Motormanagement. Eigentlich doch Grund genug mal wieder einen GTI zu kaufen, oder?