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Bericht: 50 Jahre Fiat 850 Spider/Coupé – Alles bestens

Benissimo. So das begeisterte Urteil von Fachpresse und fast allen Fahrern der sportlichen Fiat 850, die vor einem halben Jahrhundert vorgestellt wurden.

Gleich ob als knackig-scharfes Coupé oder als Spider im Bertone-Design, die Heckmotormodelle machten Spaß zu kleinen Kosten und bescherten Fiat satte Gewinne. Große Stückzahlen dank Großserientechnik in exklusiv anmutender Couture lautete die Erfolgsformel. Beschwingt durch die 60er

Insgesamt 342.000 Fiat 850 Coupé und mehr als 140.000 850 Spider wurden so bis 1971 bzw. 1973 verkauft. Sogar die Amerikaner begeisterten sich für die italienischen Kraftzwerge, während Seat in Spanien mit in Lizenz gefertigten 850 Sportwagen seine ersten Mini-Racer auf die Piste schickte. Hinzu kamen zahlreiche Kleinserien-Derivate und atemberaubende Concept Cars auf Basis von Fiat 850 Coupé und Spider, mit denen sich die Designer-Schickeria jener Jahre inszenieren wollte. Nicht zu vergessen die giftigen Skorpione, unter deren Signum der PS-Magier Carlo Abarth seine scharfen Fiat Coupés ins Rennen schickte. Sicher, auch all diese Fiat und Seat kämpften irgendwann mit dem Korrosionstod, aber gegen Gevatter Rost war in den Swinging Sixties kein kleines Auto wirklich nachhaltig geschützt. Umso wichtiger waren deshalb solide Verarbeitung sowie zuverlässige Mechanik und in dieser Hinsicht erhielten die Turiner Sportwagen durchweg Bestnoten.

Was vielleicht auch daran lag, dass die wichtigsten Wettbewerber des kleinen Fiats aus Großbritannien kamen, wo die Automobilindustrie ab Mitte der 1960er Jahre ganz allmählich dem Abgrund entgegen fuhr. So blieben nicht einmal Ikonen wie Triumph Spitfire, Austin-Healey Sprite und MG Midget von Qualitätsproblemen verschont. Dagegen eliminierten sich die wichtigsten kleinen deutschen Cabriolets und Coupés damals gerade selbst. Gleich ob Glas 1004 Coupé und Cabrio, NSU Wankel Spider, NSU Sport-Prinz, DKW F 12 Roadster oder BMW 700 Coupé/Cabriolet, sie alle gaben ihren Abschied mit oder kurz nach dem Erscheinen von Fiat 850 Coupé und Spider. Allein der bereits klassische VW Karmann-Ghia blieb im Angebot.

Besteht die Reifeprüfung

Entsprechend enthusiastisch war der Empfang, den die deutschen Sportwagenfans den 3,61 bis 3,78 Meter kurzen Italienern bereiteten. Tatsächlich gab es damals noch weitere Mini-Racer in Deutschland, etwa den Honda S600/800 oder das Simca 1000 Coupé, aber Fiat genoss hierzulande noch eine Popularität und einen Ruf, die denen eines einheimischen Herstellers vergleichbar waren. Möglich machten das Produktionsanlagen in Heilbronn, wo viele Fiat-Volumenmodelle auch mit NSU-Logo gefertigt wurden. Die Fiat 850 Coupé und 850 Spider kamen dagegen direkt aus Italien. Dort hatte Chefdesigner Boano für das Coupé jene Linien kreiert, die bewusst eine gewisse Verwandtschaft zur Limousine zeigen sollten. Im Interieur war das Coupé entsprechend geräumig mit brauchbarem Gepäckabteil unter der vorderen Haube. Kleine Maßnahmen wie neue Nockenwellen und höhere Verdichtung genügten, um die Leistung auf 47 PS zu steigern, genug für Tempo 135. In Tests allerdings rannte das 730 Kilogramm leichte Coupé sogar bis 146 km/h schnell und damit wichtigen Rivalen davon. Zugleich war der Preis von 5.880 Mark zugkräftig, so kostete der VW Karmann Ghia mit nur 40 PS Leistung fast 7.000 Mark.

Wer prestigeträchtige 160 km/h schnell sein wollte, konnte einen Abarth Coupé OTR 1000 ordern mit stolzen 74 PS. Oder gleich einen Superlativ im 850-Gewand bestellen: Das Abarth OT 2000 America Coupé mit 185 PS freisetzendem Rennmotor von Simca. Die eigentliche Bestimmung der Fiat Coupés und Spider war aber die Erfüllung bezahlbarer Lebensträume. Das Duo war eine Inkarnation der „bella macchina“ für La Dolce Vita diesseits und jenseits der Alpen. Und sogar auf der anderen Seite des Atlantiks, wo sich der 850 Spider mit Bertone-Logo als Miniatur-Gegenstück zum Alfa Spider von Pininfarina präsentierte. Italienische Autos auf amerikanischen Highways, das war spätestens seit Dustin Hoffmans Fahrt mit einem offenen Spider im kitschigen Kinostreifen „Die Reifeprüfung“ Kult. Weswegen es amerikanische Fiat-Fahrer kaum interessierte, als sie weit nach Produktionsende mit ihren 850 Coupé und Spider einem Rückruf wegen Rostschäden folgen sollten. Das Traumwagen-Image der Fiat mit bella figura war unberührbar. Auch in Spanien sorgten die rassigen Kleinen für automobile Klasse. Schließlich setzte Seat mit 850 Coupé und Spider von 1967 bis 1972 vorsichtige Signale der emotionalen Emanzipation von der italienischen Übermutter, die anschließend zu eigenständigen Entwicklungen führte.

Verkaufsschlager und Publikumsliebling

Optisch eigenständig, aber in keinem Fall mit so viel Lob und Erfolg bedacht wie die Originale von Fiat, waren zahlreiche Concept Cars und Kleinserien auf Basis des 850 Coupé und Spider. Vom Retro-Roadster (Siata), Flügeltürencoupé (Ghia) bis zu schlichten Stilstudien (Moretti, Pininfarina, Vignale, Zagato) reichten die Entwürfe der überwiegend italienischen Karossiers, die meist auf dem Turiner Salon vorgestellt wurden. Die Kunden wollten vor allem das Original, das gleich zu Beginn für einen Rekord gut war. Innerhalb der ersten sechs Monate lieferte Fiat über 30.000 Coupés aus, mehr als in vergleichbarer Frist bis dahin von irgendeinem italienischen Sportler gebaut worden waren. Weshalb Fiat Ende 1965 stolz mitteilte, dass die sportiven 850 nicht unerheblich dazu beigetragen hätten, die Schallmauer von einer Million Fiat per anno zu durchbrechen.

„Das reizvollste Coupé seiner Preis- und Hubraumklasse“ resümierte die Fachpresse auch noch nach Jahren über den Fiat, der als Frischluftversion in Vergleichstests über seine ganze lange Produktionszeit fast immer als Sieger hervorging. Ein einziges umfangreicheres Facelift genügte beiden 850ern um bis in die 1970er Jahre fit zu bleiben. 1968 spendierte Fiat eine neue Frontoptik (für das Coupé prestigeträchtige Doppelscheinwerfer) und einen etwas kräftigeren 0,9-Liter-Motor und schon stiegen die Verkaufszahlen nochmals an. Im Jahr 1971 erhielt das Coupé erneut andere Leuchten, aber der deutlich größere Nachfolger in Form des Fiat 128 Coupé scharrte schon mit den angetriebenen Vorderrädern. Für den 850 Spider in jenem Jahr Anlass zu zeigen, was in ihm steckt, denn das junge Fronttriebler-Cabrio Peugeot 304 konnte er in einem weiteren Vergleichstest ebenso schlagen wie die Wolfsburger Wettbewerber.

Die Verkaufszahlen der englischen Roadster-Rivalen konnte der Spider zwar nur teilweise toppen, aber seine Karriere war so glanzvoll, dass ihm Fiat einen Nachfolger unter dem Code X1/9 spendierte. Mit Mittelmotor und aggressiver Keilform fuhr dieser Targa zwar mit ganz anderem Konzept vor. Dafür hielt er die Idee des kleinen Sportwagens am Leben, nachdem sich andere Marken längst vom bezahlbaren Frischluftspaß verabschiedet hatten. Das uneingeschränkte Urteil „Benissimo!“ bleibt jedoch bis heute den Fiat 850 Coupé und Spider vorbehalten. (as/sp-x)

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