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Bericht: 45 Jahre Opel Rekord C/Commodore A – Mittelklasse für Millionen

Er war die Wiege der populären Mittelklasse. Bis in die 1960er Jahre hinein hielt der Opel Rekord hinter dem VW Käfer seine Stellung als meistverkauftes Automobil in Deutschland.

Zu einem regelrechten Rekordbrecher wurde jedoch der 1966 vorgestellte Opel Rekord C: In gut fünf Jahren produzierten die Rüsselsheimer rund 1,3 Millionen Einheiten des Erfolgstyps. Damit verkaufte Opel erstmals über eine Million Einheiten von einer einzelnen Modellreihe. Möglich machten dies aufregende Designlinien im Coke-bottle-Stil amerikanischer Muscle-Cars, eine damals einzigartige Vielfalt von neun Karosserieformen sowie zahlreiche Spezialversionen und Sondermodelle.

"Ein Europa-Rekord" und "Einer für alle" sollte der Rekord C nach dem Willen der Werbetexter werden. Tatsächlich gelang der robusten und preiswerten Mittelklassereihe noch mehr: Unter den Marken Ranger und Chevrolet erzielte sie bis in die 1990er Jahre Absatzerfolge in Südafrika und Südamerika.

Höhere Sphären

In höhere Sphären zog es dagegen den Commodore, eine 1967 vorgestellte Luxusversion des Rekord. Mit leistungsstarken Sechszylinder-Motoren und viel Chromschmuck füllte er nicht nur die Lücke zwischen Rekord und Kapitän, der bis zu knapp 200 km/h schnelle Commodore attackierte auch erfolgreich neue Premium-Limousinen wie Mercedes 250 und NSU Ro 80.    

Das Wirtschaftswunder machte es möglich: Die Mittelklasse war Mitte der 1960er Jahre zum wichtigsten Umsatzbringer fast aller deutscher Automobilhersteller geworden. Audi, BMW, Ford, Glas, Mercedes, Volkswagen und bald auch NSU, alle wollten ihren Anteil am lukrativsten Marksegment, das sich Opel Anfangs fast nur mit Borgward teilen musste. Opels Strategie war deshalb der „Vielseitigkeits-Rekord“, wie ihn die Werbung nannte.

Chevelle als Vorbild

Mit einem breiten Modellangebot und damals begehrenswerten Linien, die an einen Mini-Straßenkreuzer erinnerten – offiziell diente die Chevrolet Chevelle als Vorbild – konterte der Rekord sogar die Attacken der Kölner Konkurrenz. Ford war mit den Modellen 17M und 20M zum härtesten Rekord-Rivalen geworden, nicht zuletzt durch die Einführung von leistungsstärkeren Vier- und prestigeträchtigen Sechszylindermotoren.

Eine erfolgreiche Strategie, die nicht einmal durch die gerade einsetzende erste wirtschaftliche Rezession in der jungen Bundesrepublik erschüttert wurde. Opel antwortete auf den geschickten Ford-Schachzug zunächst mit einer neuen Motorengeneration an Vierzylindertriebwerken, die 1965 im hastig lancierten und nur ein Jahr lang produzierten Rekord B vorgestellt wurden. Zum großen Erfolg wurden diese Vierzylinder und ein repräsentativer Sechszylinder aber erst im völlig neuen Rekord C.

Ungewöhnlich drehfreudig

Basisaggregat in der ungewöhnlich drehfreudigen, sogenannten cih-Motorenfamilie (camshaft-in-head, seitlich im Zylinderkopf angeordnete Nockenwelle) war ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 58 PS, darüber rangierten der größer dimensionierte 1,7 Liter mit 60 PS und die höher verdichtete S-Variante mit 75 PS.

Das 1,9-Liter-S-Aggregat leistete 90 PS und ein auf Komfort ausgelegter 2,2-Liter-Reihensechszylinder 95 PS. Sprintkönig in der leistungsbewussten Mittelklasse wurde der gleichnamige Rekord Sprint. Durch Doppelvergaser und höhere Verdichtung entwickelte der schnellste Serien-Rekord 106 PS und damit sogar mehr Leistung als die sportiven Messlatten BMW 2000 und 2002 aufbieten konnten.

(K)ein erfolgreicher Sprinter

Vielleicht noch wichtiger: Mit einer Spitze von 175 km/h konnte der durch Signalfarben, mattschwarze Rallyestreifen und Zusatzscheinwerfer gekennzeichnete Sprint auf der Überholspur alle Rivalen hinter sich lassen. Und dennoch: Ein lossprinten in den Verkaufsstatistiken gelang dem Sportler nicht. Zu nahe kam ihm der fast gleichzeitig ins Rennen geschickte Commodore.

Mit zugkräftigen Sechszylindermotoren und Premiumimage schickte der neue Kommandant des Rekord-Geschwaders den kaum preiswerteren Sprint zunächst auf eine unbedeutende Außenbahn und Anfang 1971 in den vorzeitigen Ruhestand. Dazu hatten allerdings auch neue, strengere Abgasvorschriften beigetragen, an denen der Sprint scheiterte.

Handwerkerautos

Nur eine Nebenrolle spielte zudem der Sechszylinder-Rekord 2200, der bis 1969 angeboten wurde. Auch er scheiterte am kaum kostspieligeren Commodore. Nicht einmal als Caravan 2200 konnte er sich durchsetzen gegen die einzige deutsche Sechszylinder-Konkurrenz, den Ford 20M.

Kombis galten in jenen Jahren noch immer als Handwerkerautos, wie 1968 das mangelnde Publikumsinteresse am Konzept eines Commodore-Kombis bewies. Mit Vierzylindermotoren und als Kastenlieferwagen kam der Rekord Caravan dafür auf fast schon sensationelle Stückzahlen, die hierzulande nur vom preiswerteren VW 1500/1600 Variant übertroffen wurden.

Einzigartig, aber erfolglos

Einzigartig, aber erfolglos war der ab 1967 werkseitig bestellbare Rekord "Sonderausführung Taxi" mit 20 Zentimeter längerem Radstand, Trennscheibe, verstärkten Sitzpolstern und 1,5-Liter-Benziner. Fast 2.000 Mark Aufpreis zur herkömmlichen Limousine waren zu viel im knapp kalkulierenden Taxigewerbe, das ohnehin die nur wenig teureren Diesel mit Stern bevorzugte.

Noch höher waren nur die Mehrkosten für die exklusiven 2+2-sitzigen Cabrioletversionen von Rekord oder Commodore, die vom Karossier Karl Deutsch in Köln zu Aufpreisen von mindestens 4.000 Mark produziert wurden. Die Basis für die raren Sonnenanbeter – insgesamt wurden bis 1971 nur etwa 50 Cabriolets produziert – bildete die bereits überaus elegante Coupé-Karosserie.

Günstige Preise

"Traumauto, zu dem auch die Vernunft rät", lautete der Slogan für die Hardtop-Coupés ohne optisch störende B-Säule. "Vernünftig" waren vor allem die relativ günstigen Preise für die schönsten Versionen von Rekord und Commodore. Dagegen erforderten die Spitzenmotorisierungen schon viel Zurückhaltung, um nicht auf der Autobahn zum Porsche- und BMW-Jäger zu werden. Vor allem die 1970 lancierten Commodore GS/E (die es auch in anderen Karosserieformen gab) kannten mit 150 PS starken Einspritzmotoren und großen Zusatzscheinwerfern keinerlei Respekt – in der Beschleunigung nicht einmal vor dem Porsche 911 T.

Passend zu so viel Leistung warteten Rekord und Commodore mit einem komplett neu konstruierten Fahrwerk auf, das die bisher übliche Starrachse durch eine spur- und sturzkonstantere sogenannte Fünf-Lenker-Hinterachse ersetzte. Als einziges Fahrzeug seiner Klasse verfügte der Rekord zudem serienmäßig über vordere Scheibenbremsen in Kombination mit Zweikreisbremse und Bremskraftverstärker.

  • Chronik
  • Preise
  • Motorisierungen

1963: Markteinführung Rekord A und Entwicklungsstart für den Rekord C

1965: Einführung eines überarbeiteten Rekord A unter der Bezeichnung Rekord B mit neuer, für den Rekord C bestimmter Motorengeneration

1966: Im August debütiert der Rekord C. Ab Dezember auch als Hardtop-Coupé und mit Sechszylindermotor lieferbar

1967: Der Karossier Karl Deutsch, Köln, produziert bis 1971 auf Basis von Rekord Coupé und Commodore Coupé 2+2sitzige Cabriolets, die über das Opel-Händlernetz vertrieben werden. Das Rekord Taxi mit verlängertem Radstand feiert Premiere. Auf dem Genfer Salon feiert der Commodore 2500 sein Debüt. Von Mai 1967 bis August 1968 gegen Minderpreis mit 2,2-Liter-Motor lieferbar. Im November Einführung des Spitzenmodells Commodore GS. Der Rekord Sprint rundet die Rekord-Palette nach oben ab. Ab Herbst „Spar-Rekord“-Sondermodelle in Basisausstattung zu besonders günstigen Preisen

1968: Auf dem Genfer Salon debütiert die Kombi-Studie Commodore Voyage. Einführung einer Dreigang-Automatik als Ersatz für die Zweigang-Powerglide-Automatik. Im November neue Auflage des Sondermodells „Spar-Rekord“ mit vereinfachter Ausstattung. Allmählicher Produktionsauslauf für den 2,2-Liter-Sechszylinder-Motor

1969: Leistungssteigerung für den Commodore 2,5-Liter-Motor. Gründliche Modellpflege für alle Rekord und Commodore

1970: Auf dem Genfer Salon debütiert der Commodore GS/E mit elektronischer Benzineinspritzung als neue Spitzenversion der Modellreihe. Zusätzlich wird der Commodore 2800 mit dem Motor des Opel Admiral ins Programm aufgenommen. Im September Entfall der modischen Zweifarblackierung für den Rekord, stattdessen Einführung eines optionalen Vinyldachs

1971: Im Sommer Sondermodell Rekord Holiday mit Zusatzscheinwerfern, Stahlschiebedach und beheizbarer Heckscheibe. Am 6. September läuft als zehnmillionster Opel ein Rekord C vom Band. Im Dezember Produktionsauslauf für den Rekord C

1972: Im Januar Produktionsende für den Commodore A. Nachfolger wird der Commodore B. Außerdem erfolgt im Januar die Präsentation des Rekord D bzw. Rekord II als Nachfolger des Rekord C

Opel Rekord 1500 (1966): ab 7.590 Mark

Opel Rekord Sonderausführung Taxi (1967): ab 9.450 Mark

Opel Rekord 1700 (1966): ab 7.630 Mark

Opel Rekord L 1700 S (1966): ab 8.480 Mark

Opel Rekord L 1900 S viertürig (1966): ab 9.095 Mark

Opel Rekord Coupé 1900 S (1966): ab 8.975 Mark

Opel Rekord Sprint 1900 H (1967): ab 9.775 Mark

Opel Rekord Caravan 1700 (1966): ab 7.990 Mark

Opel Rekord L 1900 S Caravan viertürig (1966): ab 9.560 Mark

Opel Rekord Cabrio 1900 S Karl Deutsch (1967): ab 12.975 Mark

Opel Rekord 1700 (1971): ab 8.825 Mark

Opel Rekord L 1700 S (1971): ab 9.385 Mark

Opel Rekord L 1900 S viertürig (1971): ab 9.815 Mark

Opel Rekord Coupé 1900 S (1971): ab 10.360 Mark

Opel Rekord Sprint 1900 H (1970): ab 11.105 Mark

Opel Rekord Caravan 1700 (1971): ab 9.245 Mark

Opel Rekord L 1900 S Caravan viertürig (1971): ab 10.385 Mark

Opel Commodore 2500 S zweitürig (1967): ab 9.775 Mark

Opel Commodore 2500 S Coupé (1967): ab 10.350 Mark

Opel Commodore GS viertürig (1967): ab 11.190 Mark

Opel Commodore GS Coupé (1967): ab 11.340 Mark

Opel Commodore GS/E Coupé (1971): ab 15.010 Mark

Zum Vergleich:

Ford 17 M (1966): ab 7.345 Mark

Ford 20 M (1966): ab 8.300 Mark

VW 1600 L (1966): ab 6.885 Mark

Audi 80 (1966): ab 7.700 Mark

BMW 1600-2 (1966): ab 8.650 Mark

BMW 1800 (1966): ab 10.400 Mark

Glas 1700 (1966): ab 9.250 Mark

Mercedes-Benz 200 (1966): ab 11.000 Mark

Opel Rekord 1,5 (1966-1971) mit 1,5-Liter-(43 kW/58 PS bzw. 44 kW/60 PS)-Vierzylinder-Motor

Opel Rekord 1,7 (1966-1971) mit 1,7-Liter-(44 kW/60 PS bzw. 49 kW/66 PS bzw. 55 kW/75 PS)-Vierzylinder-Motor

Opel Rekord 1,9 (1966-1971) mit 1,9-Liter-(66 kW/90 PS bzw. 78 kW/106 PS)-Vierzylinder-Motor

Opel Rekord 2,2 (1966-1969) mit 2,2-Liter-(70 kW/95 PS)-Sechszylinder-Motor

Opel Commodore 2,2 (1967-1968) mit 2,2-Liter-(70 kW/95 PS)-Sechszylinder-Motor

Opel Commodore 2,5 (1967-1972) mit 2,5-Liter-(85 kW/115 PS bzw. 88 kW/120 PS bzw. 96 kW/130 PS bzw. 110 kW/150 PS)-Sechszylinder-Motor

Opel Commodore 2,8 (1970-1972) mit 2,8-Liter-(107 kW/145 PS)-Sechszylinder-Motor

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Internationale Karriere

Mit diesen technischen Innovationen und einer gefälligen, amerikanischen Linienführung war der Rekord C geradezu prädestiniert für eine internationale Karriere. Tatsächlich wurde er denn auch auf drei Kontinenten produziert, allerdings unter anderen Modellbezeichnungen.

In Brasilien und Uruguay liefen etwa Chevrolet Opala und Commodoro vom Band, in Mexiko der Opel Olympico und in Südafrika, Belgien und der Schweiz Ranger-Modelle. Bis in die 1990er Jahre dauerte diese globale Erfolgsgeschichte, da waren die Rekord C und Commodore A aus Rüsselsheimer Produktion längst in der Youngtimerszene etabliert. Die Kurven im Stil einer Colaflasche bescherten den zuverlässigen Oldies Kultstatus.   

Mittelklasse-Millionär

Die Wachablösung für die bis dahin meistgebauten Opel-Modelle aller Zeiten war in Deutschland bereits zur Jahreswende 1971/72 erfolgt. Fast 20 Prozent Marktanteil hatte Opel während der Produktionszeit des Rekord C in Deutschland erreichen können. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den Nachfolger des Mittelklasse-Millionärs. Tatsächlich stiegen auch Rekord D und Commodore B zur meistverkauften europäischen Modellreihe der gehobenen Mittelklasse auf - den Verkaufsrekord ihrer Vorgänger konnten sie aber nicht brechen. (sp-x)

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