In einem Alter, in dem sich andere Coupés bereits in den Ruhestand verabschiedeten, drehte der 1975 vorgestellte Opel Manta (B) so richtig auf und mutierte 1981 zum üppig beflügelten Muskelpaket und Motorsportstar mit dem verheißungsvollen Power-Signet Manta 400. 400 PS waren es zwar dann doch nicht, aber immerhin 280 PS, mit denen der Manta 1984 über die Dünen der Sahara flog und die Rallye Paris-Dakar in der kategorie Auto ohne Allradantrieb gewann. Auch auf der Nürburgring-Nordschleife war der Manta nun endgültig ein Medien- und Publikumsliebling, der nicht nur in der legendären Fuchsröhre fast allen Gegnern das gewaltig dimensionierte Auspuffrohr entgegenstreckte. „Für Kenner und Könner“ war der Manta 400 laut Werbung bestimmt, und diese konnten sogar mit der 144 PS leistenden Straßenversion jeden Porsche 924/944 oder Ferrari Mondial das Fürchten lehren. Absolvierte der Opel den Sprint auf Tempo 100 doch in nur 7,5 Sekunden und das war Anfang der 1980er Jahre noch eine Ansage. Die auch der Erzrivale des Rüsselsheimer Coupés respektierten musste, denn Ford konnte sogar seinen 160-PS-Capri 2,8 Injection nur mit langsameren 8,0 Sekunden kommunizieren.
Streng limitiert
Einziger und für viele Fans leider entscheidender Nachteil des Manta 400: Er war wie alle Power-Manta streng limitiert und diente letztlich nur als Image-Lokomotive für die konventionelleren Coupés im Zeichen des Blitzes. Diese gab es gleich nach Beginn ihrer Bauzeit mit sechs Motoren. Top-Modell war dabei zunächst der Manta GT/E mit 105 PS starkem 1,9-Liter-Einspritzer, während der 55 PS leistende Manta 1.2 N die Basis setzte. Mit der schwächlichen Einstiegsmotorisierung orientierte sich der Manta (B) an seinem Vorgänger, der stets mehr Biedermann als Brandstifter war und als zwar schnell aussehender, vor allem aber erschwinglicher Familiensportler die Zulassungsstatistiken stürmte. Und so dem ähnlich konzipierten Ford Capri das Leben schwer machte.
Tatsächlich war der Rüsselsheimer Raubfisch von Anfang an eine rasante Reaktion auf das Kölner Coupé. Wie Opel-Designer George Gallion später einmal erläuterte, entstand der Prototyp des Ur-Manta im Jahr 1969 innerhalb von nur vier Wochen und bereits 1970 war die Weltpremiere. Deutlich länger dauerte die Entwicklung der zweiten Manta-Generation, die den Manta (A) auf der IAA 1975 ablöste und wenige Monate später auch als Vauxhall Cavalier Coupé debütierte. Unglaublich, aber wahr: Auf 13 europäischen Märkten standen in den Schauräumen Seite an Seite die baugleichen Opel Manta und Vauxhall Cavalier. Erst 1981 beendete der Mutterkonzern General Motors dieses interne Duell – das der Opel Manta eindeutig gewonnen hatte – und machte die Marke Vauxhall zu einer rein britischen Angelegenheit.
30 Gegner auf dem Markt
Vor allem aber musste sich der Manta natürlich mit rund 30 Gegnern anderer Marken messen, wobei er ganz nebenbei Automobilgeschichte schrieb. Denn dank seiner für Mittelklassecoupés bis heute beispiellos langen Bauzeit von 13 Jahren konkurrierte der vom biederen Ascona abgeleitete Manta mitunter gleich mit mehreren Generationen ein und desselben Rivalen. Toyota etwa konterte das Opel-Coupé mit fünf Celica-Generationen, lanciert 1972, 1976, 1978, 1982 und 1985. Auch die schnell verderblichen Sushi-Variationen von Mazda (vier Coupé-Generationen vom 616 bis zum 626) und Nissan (fünf Coupé-Reihen vom 160 J SSS bis zum Silvia) oder auch Honda (immerhin zwei Prelude) waren abwechslungsreicher als der unverwüstliche Rüsselsheimer Fisch-Eintopf.
Tatsächlich überlebte das Opel Coupé sogar die Umstellung von Hinterrad- auf Vorderradantrieb im eigenen Haus. So geschehen im Jahr 1981 als der Ascona (C) diesen technologischen Sprung machte, sich das bisherige Schwestermodell Manta der Erneuerung aber verweigerte. Mit der Konsequenz, dass der lediglich leicht facegeliftete Manta fortan gemeinsam mit dem Ford Capri zur Fraktion der antiquierten und fast überlebten Hinterrad-Quertreiber zählte. Was den Opel aber nicht hinderte, sich in Vergleichstests mit Vertretern der Moderne durchzusetzen oder zumindest wacker zu schlagen.
Sportive Eleganz und Alltagsnutzen
Speziell dafür gab es den sportiven Opel seit 1978 als Manta CC in einer zweiten, dreitürigen Karosserieform, die sportive Eleganz mit mehr Alltagsnutzen verband. Ein Trend, den ursprünglich extravagante Shooting Brakes begründet hatten und der spätestens seit Ford Capri II und Volkswagen Scirocco die ganze familienfreundliche Coupészene bewegte. Das nachgeschobene Manta Combi Coupé ließ sich deshalb mit wenigen Handgriffen vom Fünf- (!) in einen Zweisitzer verwandeln und bot dann einen für diese Klasse eindrucksvollen Stauraum von 670 Litern.
Derart aufgerüstet brauchte das Doppel aus Manta und Manta CC auch frische Wettbewerber mit Frontantrieb vorläufig wenig zu fürchten. Dazu zählten etwa Renault Fuego (Nachfolger von R15/17), Audi Coupé (ab 1981), VW Scirocco (ab 1981 in zweiter Generation) und Mitsubishi Cordia (ab 1982), nicht zu reden von den altgedienten Alfa und Lancia Coupés.
- Chronik
- Wichtige Motorisierungen
- Produktionszahlen
1970: Markteinführung des Manta A
1975: Produktionsauslauf des Manta A am 9. Juli. Auf der IAA debütiert der größere Nachfolger Manta B. Die Motorenpalette reicht zunächst von 60 PS bis 105 PS. Im November präsentiert die britische GM-Tochter Vauxhall den Cavalier als Schwestermodell von Opel Ascona und Opel Manta. Während sich die Cavalier-Limousine deutlich vom Ascona differenziert, unterscheidet sich das Cavalier Coupé fast nur durch andere Logos vom Opel Manta. Dennoch wurden in Großbritannien Cavalier Coupé und Manta parallel verkauft. Als Linkslenker wird der Cavalier auch in Belgien, Dänemark, Italien, Niederlande, Norwegen, Polen und in der Schweiz verkauft
1976: Manta ist mit neuem 55-PS-1,2-Liter-Basis-Motor lieferbar. Im August ersetzt 1,9-Liter-N-Motor den 1,6-Liter-S. Gleichzeitig entfällt das Manta-Emblem am Kotflügel. In Südafrika debütiert die Limousine Chevrolet Chevair (technisch verwandt mit Opel Ascona/Vauxhall Cavalier) mit einem Frontdesign im Stil des Opel Manta
1977: Als IAA-Premiere wird der Manta mit 110 PS starkem 2,0-Liter-Einspritzer gezeigt, der den 1,9-Liter-Einspritzer ersetzt. Irmscher bietet den Manta mit 150 PS starkem 2,8-Liter-Einspritzer (aus Opel Diplomat) an
1978: Ab Mai ersetzt 2,0-Liter-N-Motor den 1,9-Liter-S-Motor. Ab September auch als Manta CC mit Heckklappe lieferbar. Vauxhall bietet das Cavalier Coupé auch Centaur an. Insgesamt 118 dieser von Crayford durchgeführten Cabriolet-Umbauten werden ausgeliefert
1979: Im Februar ersetzt neuer 1,3-Liter-Motor das bisherige 1,2-Liter-Aggregat. Optisches Facelift im August
1980: Manta GT/J ohne Chromapplikationen, nur mit 1,3-S- und 2,0-S-Motoren
1981: Produktionsauslauf des Vauxhall Cavalier Coupé in Großbritannien, stattdessen steht nun in den Schauräumen der Vauxhall-Händer der Opel Manta. Auf dem Genfer Salon feiert der Manta 400 mit 2,4-Liter-16V-Motor und 106 kW/144 PS bis 184 kW/250 PS Leistung Premiere. Straßen- und Wettbewerbsversionen. Das Sondermodell „Manta Magic“ (Farben schwarz, polarweiß, silber, jeweils in Kombination mit dreifarbigem Streifendekor) entwickelt sich in immer neuen Auflagen zum Bestseller
1982: Nach dem Auslaufen des Ascona erneutes Facelift. Auslagerung der Manta-Produktion ins Werk Antwerpen. Ab März neuer 1,8-Liter-Motor vorübergehend im Programm, ab September ist ein Fünfganggetriebe verfügbar
1983: Ab Februar alle Manta mit großem Heckspoiler. Der Manta i 200 mit 2,0-Liter-Einspritzer mit 125 PS transferiert die Motorsporterfolge des Manta 400 auf die Straße. Sein Motorsportdebüt gibt der Manta bei der Korsika-Rallye. Erwin Weber und Gunter Wanger werden auf Opel Manta Deutscher Meister in der Rallye-Gruppe A
1984: Bei der Rallye Paris-Dakar gewinnen der Belgier Guy Colsoul und Alain Lopes mit einem Manta 400 die Wertung der Fahrzeuge ohne Allradantrieb. Im Gesamtklassement belegt der Manta 400 den vierten Rang hinter drei 4x4-Fahrzeugen. Eine Million Opel Manta seit 1970. Der GSI ersetzt den GT/E. Debüt des von Irmscher entwickelten 202 km/h schnellen Manta i 240 mit 136 PS Leistung aus 2,4 Liter Hubraum in den Schauräumen der Opel-Händler
1985: Podiumsplatz beim letzten Werkseinsatz für den Manta 400 bei der Rallye Hongkong-Peking
1986: Zweiter Platz für einen privat gestarteten Opel Manta beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring
1987: Der 2.0 GSI ist mit ungeregeltem Katalysator (Euro1) bestellbar
1988: Produktionsauslauf Manta B. Am 28. August rollt der finale weiße Manta GSI in Antwerpen vom Band und anschließend ins Werksmuseum. Mit einer Bauzeit von 13 Jahren ist der Manta das bisher am längsten produzierte Opel Modell. Als Nachfolger wird 1989 der Opel Calibra präsentiert
1991: Der Film „Manta Manta“ setzt dem Kultcoupé ein zweifelhaftes Denkmal
1,2-Liter-(40 kW/55 PS bzw.44 kW/60 PS)-Vierzylinder
1,3 Liter-(44 kW/60 PS bzw. 55 kW/75 PS)-Vierzylinder
1,6-Liter-(44 kW/60 PS bzw. 55 kW/75 PS)-Vierzylinder
1,8-Liter-(66 kW/90 PS)-Vierzylinder
1,9-Liter-(55 kW/75 PS bzw. 66 kW/90 PS bzw. 77 kW/105 PS)-Vierzylinder
2,0-Liter-(66 kW/90PS bzw. 74 kW/100 PS bzw. 81 kW/110 PS)-Vierzylinder
,2,4-Liter-16V-(100 kW/136 PS bzw. 106 kW/144 PS bzw. 184 kW/250 PS bzw. 206 kW/280 PS)- Vierzylinder-Benziner
Manta A (1970-1975): 498.553 Einheiten
Manta B (1975-1988): 557.940 Einheiten, davon 95.116 Manta CC.
Produktion nach Jahren: 1975 insgesamt 37.342 Einheiten, 1976 insgesamt 114.259 Einheiten, 1977 insgesamt 82.167 Einheiten, 1978 insgesamt 64.053 Einheiten, 1979 insgesamt 59.036 Einheiten, 1980 insgesamt 33.966 Einheiten, 1981 insgesamt 21.845 Einheiten, 1982 insgesamt 23.483 Einheiten, 1983 insgesamt 32.066 Einheiten, 1984 insgesamt 24.812 Einheiten, 1985 insgesamt 16.244 Einheiten, 1986 insgesamt 12.571 Einheiten, 1987 insgesamt 9.102 Einheiten, 1988 insgesamt 3.688 Einheiten
$("div#tabInfoboxContent").tabs();
Opel-Tugenden als Erfolgsgaranten
Vor allem die von Kunden wie Fachleuten damals hochgelobten Opel-Tugenden Verarbeitungsqualität, Zuverlässigkeit, Fahrspaß und günstige Preise waren für den Manta Erfolgsgaranten. So startete die Manta-Preisliste 1983 bei erschwinglichen 16.145 Mark, während der billigste Mitsubishi Cordia bereits 17.000 Mark, der preiswerteste VW Scirocco 18.000 Mark und der günstigste Renault Fuego 20.000 Mark kostete. Für wirklich wilde Kerle mit Manta-400-Insignien berechnete der freundliche Opel-Händler allerdings mindestens 31.201 Mark, dafür gab es bei Porsche bereits den 924.
Was die wahren Manta-Fans kaum interessiert haben wird, zumal der Porsche in der Leistung das Nachsehen hatte. Wer seinem Manta ultimative Dampfhammercharakteristik spendieren wollte, gegen die auch ein Elfer mit Saugmotor chancenlos war, orderte beim Opel-Haustuner Irmscher die Nachschärfung: Als Motorsportversion Manta 400 C brannte der Bolide mit bis zu 280 PS Werte von 5,5 Sekunden beim Sprint auf Tempo 100 in den Asphalt. Wie jung kontinuierliche Modifikationen den Manta 400 hielten, bewiesen auch anhaltende Erfolge in der „Grünen Hölle“: Noch 30 Jahre nach dem Debüt des Sportcoupés ging dort regelmäßig ein ehemaliger Werkswagen erfolgreich bei Langstreckenrennen an den Start.
Auf den Erfolg folgte der Spott
In den Verkaufsräumen der Opel-Händler war 1989 endgültig Schluss. Damals wurden die letzten Neuwagen zugelassen – die Produktion war bereits im Vorjahr eingestellt worden – um einem neuen Coupé Platz zu schaffen: dem Calibra. Derweil musste der Manta ein Kapitel für sich ertragen: Die Jahre mit Fuchsschwanz an der Antenne, Kenwood-Aufkleber im Rückfenster - und eine Manta-Witz-Welle, die sogar mit Filmen wie „Manta, Manta“ das einst seriöse Sportcoupé gnadenlos verspottete.
Vergessen, vergeben, längst haben nicht nur Liebhaber den wahren Wert der inzwischen rar gewordenen Opel Coupés entdeckt. Ein gutes Exemplar zu finden, ist gar nicht mehr so einfach. Wenn Sie jetzt die Lust auf einen Manta gepackt hat, schauen Sie am besten gleich in der AutoScout24-Börse nach, dort tummeln sich noch ein paar Dutzend Exemplare. Und auf was Sie beim Kauf achten müssen, sagt Ihnen unsere Kaufberatung.