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Bericht: 20 Jahre Mitsubishi Evo und Subaru WRX – Allrad-Überflieger

Sie sind die aufregendsten Limousinen, die jemals die untere Mittelklasse aufmischten. Die Allrad-Rivalen Subaru Impreza WRX und Mitsubishi Lancer EVO sind seit fast 20 Jahren familientaugliche Rennwagen für die Straße, oft genug mit Ausverkaufsgarantie.

Waren in Europa die Straßenversionen der Gruppe-B-Rallyeautos von Audi, Lancia oder Peugeot der Inbegriff für den Wahnsinn auf vier Rädern, stehen in Fernost die kompakten Kraftsportler von Mitsubishi und Subaru für überschnelle Ableger profaner Großseriengewächse, gegen die bei Duellen auf Rallyepisten und bei Ampelsprints kein Kraut gewachsen ist. Nie zuvor besaßen japanische Ingenieure mehr Freiheiten bei der Entwicklung von Hochleistungssportwagen im Limousinenkleid als bei der Kreation der Kompaktklasse mit den magischen Kürzeln WRX und EVO.

Von Beginn an wollten die Techniker die Chance nutzen, der etablierten europäischen Konkurrenz einmal zu zeigen, welche Dynamik in den biederen Viertürern Subaru Impreza und MItsubishi Lancer steckt. So entstanden puristische Allrad-Renner mit gewaltigem Flügelwerk, die bei der Rallye-WM Titel und Trophäen in Serie sammelten, auf der Straße bis zu 411 PS freisetzten, in den limitierten Editionen Mitsubishi EVO I bis IX meist schneller vergriffen waren, als man bestellen konnte und in den bislang drei Auflagen des Subaru WRX einen Kultstatus gewannen, von dem die ganze Marke profitierte.

Experimente

Lediglich die Experimente mit Lancer EVO Kombis und fünftürigen Impreza WRX wurden von den Fans zuletzt weniger goutiert. Belebt wurde die Nachfrage dagegen erst unlängst durch Gerüchte über ein bevorstehendes Aus für den aktuellen Lancer EVO X und eine andere Ausrichtung künftiger Impreza-Generationen. Immerhin will Mitsubishi globaler Vorreiter bei der CO2-Reduzierung sein, es wurde gar eine EVO-i-MIEV-Variante gezeigt.

Erstmals angekündigt wurde die japanische Antwort auf Autos wie Lancia Delta HF Integrale, BMW M3 oder Ford Escort RS Cosworth vor 20 Jahren, der Serienstart von Lancer EVO I und Impreza WRX erfolgte allerdings erst Ende 1992. Mit mächtigen Spoilern und auffälligen Farben kündete das starke Duo bereits optisch von viel Leistung, die vom Allradantrieb mit Sperren auch abseits asphaltierter Wege in heftige Beschleunigung verwandelt werden konnte.

Junge Wilde

Waren es anfangs noch Werte von 240 PS (Impreza) und 250 PS (Lancer), mit denen die japanischen jungen Wilden Staub aufwirbelten, verbliesen sie später mit der Kraft von bis zu 300 PS (Impreza) und 411 PS (Lancer) nicht nur die ganze familientaugliche Konkurrenz, sondern sogar manche hochkarätigen Supersportwagen.

Mit Sprintwerten von knapp über vier Sekunden bis zum Passieren der Tempo-100-Marke und einer Nürburgring-Nordschleifenhatz in unter acht Minuten wurden die Boliden in Biedermann-Karosserien ihren Namen gerecht: Die Bezeichnung Impreza ist eine Ableitung des englischen „to impress“, also „beeindrucken“ - und Lancer soll so viel wie Speerspitze bedeuten.

Rallye-Könige

Die Modellzusätze WRX und EVO beziehungsweise Evolution wiederum mutierten rasch zu globalen Synonymen für superschnelle automobile Athleten mit monströsen Muskeln unter der Motorhaube, drehfreudigen Turbotriebwerken, gigantischen aerodynamischen Assistenzsystemen aus Kunststoff an der Karosserie und einem alle Rallyepisten bezwingenden Allradantrieb. So eroberte der Subaru viermal die Krone der Rallye-Weltmeisterschaft, davon sogar zwei Konstrukteurstitel, während Mitsubishi-Fahrer Tommi Mäkinen viermal die Fahrerwertung der WM gewann.

Bis die aggressiv gestalteten und in grellen Farben leuchtenden Tempobolzer tatsächlich zum globalen Synonym für überschnelle, ursprünglich spießbürgerliche Limousinen mutierten, sollte allerdings fast ein Jahrzehnt vergehen. Anfangs donnerten die drehzahlgierigen Rallye-Ableger nur über japanische und australische Autobahnen und Flaniermeilen. Dort verschreckten sie mit ihrem lautstarken Auftritt die Passanten, während die frustrierten Piloten von Supersportlern japanischer Provenienz, aber auch Porsche- und Ferrari-Fahrer bei Ampelsprints meist nur noch Rücklichter und Auspuffendrohre der Allradlimousinen zu sehen bekamen.

Leichtgewichte

Erst zur Jahrtausendwende war es auch in Europa und Amerika vorbei mit dem Gefühl der Überlegenheit für die Fahrer kompakter westlicher Leistungsträger wie BMW M3 oder Mercedes C-Klasse AMG. Jetzt stürmten die außergewöhnlich leichtgewichtigen Impreza WRX und Mitsubishi EVO die Neue und die Alte Welt. Auch hier als spurtstarke Turbos, die mit der Traktion der vier Räder und viel Ladedruck den etablierten Muskelprotzen gehörig den Marsch bliesen. So nachdrücklich, dass die Marken Mitsubishi und Subaru fortan nicht nur mit Qualität und Solidität, sondern auch mit Sportlichkeit in Verbindung gebracht wurden.

Die Basis dafür hatten bereits die Rallye-WM-Erfolge gelegt, den Urknall zur Markteinführung setzten aber das auf 1.000 Einheiten limitierte Sondermodell Subaru Impreza STi ProDrive und der Mitsubishi Lancer EVO VII, der sich hierzulande noch unter der Bezeichnung Carisma GT versteckte. Die für Deutschland vorgesehenen 301 Einheiten des EVO VII waren weit schneller vergriffen als man es bei Mitsubishi für möglich gehalten hatte – trotz oder gerade wegen des scheinbar astronomisch hohen Preises von 43.600 Euro, der bereits auf Augenhöhe mit Porsche lag. Ähnlich rasch war die erste Lieferung des Impreza STi ausverkauft.

Phantasiepreise

Kreiert werden die Vmax-Ikonen mit dem Kürzel STi seit 1993 von Subaru Tecnica International, der Hochleistungsdivision des Konzerns Fuji Heavy. Auch wenn der Export der STi-Typen später startete als bei der Evolution-Serie von Mitsubishi, eint die beiden High-Tech-Sportwagen im Limousinengewand doch die explosive Mischung aus Leistung, Sporterfolgen und limitierten Auflagen. Rasch entwickelte sich daraus ein Sammler- und Kultstatus, den sogar BMW M3 oder Porsche-Sonderserien kaum erreichen.

  • Modellhistorie
  • Motorisierungen
  • Chronik

Ausgewählte Produktionszahlen limitierter Editionen

Subaru Impreza WRX V-Limited: 1.000 Einheiten (1995-1996)

Subaru Impreza WRX STi V-Limited: 555 Einheiten (1995-1996)

Subaru Impreza WRX STi V-Limited Coupé: 1.000 Einheiten (1999-2000)

Subaru Impreza WRX RA Limited 4türig: 1.000 Einheiten (1999-2000)

Subaru Impreza WRX STi RA Limited 4türig: 2.000 Einheiten (1999-2000)

Subaru Impreza WRX STi Limited 5türig: 500 Einheiten (1999-2000)

Subaru Impreza WRX STi ProDrive: 1.000 Einheiten (2002)

Mitsubishi Lancer EVO I: 7.899 Einheiten (1992-1993)

Mitsubishi Lancer EVO II: 5.000 Einheiten (1993-1994)

Mitsubishi Lancer EVO III: 7.000 Einheiten (1995)

Mitsubishi Lancer EVO IV: 12.000 Einheiten (1996-1997)

Mitsubishi Lancer EVO V: 6.000 Einheiten (1998)

Mitsubishi Lancer EVO VI: 5.000 Einheiten (1999)

Mitsubishi Lancer EVO VII: 10.580 Einheiten (2001-2003)

Mitsubishi Lancer EVO VIII bzw. EVO IX: k.A. (2004-2007)

Mitsubishi Lancer EVO IX Wagon (Kombi): 2.500 Einheiten (2006-2007)

Subaru Impreza WRX 4türig mit 2,0-Liter-(177 kW/240 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 1992)

Subaru Impreza WRX 5türig mit 2,0-Liter-(162 kW/220 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 1993)

Subaru Impreza WRX 4türig mit 2,0-Liter-(190 kW/260 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 1992)

Subaru Impreza WRX STi 4- bzw. 5türig  mit 2,0-Liter-(184 kW/250 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 1993)

Subaru Impreza WRX STi 4türig mit 2,0-Liter-(200 kW/275 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 1994)

Subaru Impreza WRX STi 4 bzw. 5türig mit 2,0-Liter-(190 kW/260 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 1995)

Subaru Impreza WRX STi 4türig mit 2,0-Liter-(221 kW/300 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (1996-1997)

Subaru Impreza WRX STi 4türig bzw. 5türig bzw. Coupé 2türig mit 2,0-Liter-(206 kW/280 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 1996)

Subaru Impreza GT 2.0 Turbo Limousine mit 2,0-Liter-(155 kW/211 PS bzw. ab 2000 mit 160 kW/218 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 1998, deutsche Version)        

Subaru Impreza WRX Limousine mit 2,0-Liter-(160 kW/218 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 2001, deutsche Version)        

Subaru Impreza WRX STi Limousine mit 2,0-Liter-(195 kW/260 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 2002, deutsche Version)       

Subaru Impreza WRX STi Limousine mit 2,5-Liter-(221 kW/300 PS)-Vierzylinder-Boxer-Motor (ab 2009, deutsche Version)

Mitsubishi Lancer EVO I bzw. EVO II mit 2,0-Liter-(184 kW/250 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 1992 bzw. 1993)

Mitsubishi Lancer EVO III mit 2,0-Liter-(199 kW/270 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 1995)

Mitsubishi Lancer EVO IV bzw. V bzw, VI bzw. VII bzw. IX mit 2,0-Liter-(206 kW/280 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 1996 bzw. 1998 bzw. 1999 bzw. 2001 bzw. 2005)

Mitsubishi Lancer EVO VIII mit 2,0-Liter-(195 kW/265 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 2004)

Mitsubishi Lancer EVO IX Wagon (Kombi) mit 2,0-Liter-(200 kW/ 272 PS bzw. 206 kW/280 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 2006)               

Mitsubishi Carisma GT EVO VII mit 2,0-Liter-(206 kW/280 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 2002, deutsche Version)

Mitsubishi Lancer EVO VIII mit 2,0-Liter-(195 kW/265 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 2004, deutsche Version)

Mitsubishi Lancer EVO IX mit 2,0-Liter-(206 kW/280 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 2005, deutsche Version)               

Mitsubishi Lancer EVO X mit 2,0-Liter-(217 kW/295 PS)-Vierzylinder-Motor (ab 2008, deutsche Version)        

1992: Produktionsstart für Subaru Impreza und Mitsubishi Lancer EVO I im Oktober. Einen Monat später Vertriebsbeginn in Japan  

1993: Europäischer Verkaufsstart für den Impreza. Im August gibt der Impreza sein WRC-Debüt. Am 9. Oktober präsentiert Subaru den Impreza Wagon WRX, wenig später den ersten STi. Im Dezember läuft die Fertigung des Mitsubishi Lancer EVO II an

1994: Am 20. Januar erfolgt der japanische Verkaufsstart für den Impreza WRX STI. In der Rallye-WM belegt Subaru in Fahrer- (Carlos Sainz) und Konstrukteurswertung Rang zwei

1995: Im Januar wird der Mitsubishi Lancer EVO III eingeführt. Colin McRae gewinnt die Rallye-WM in der Fahrer- und Konstrukteurswertung für Subaru. Am 22. August präsentiert Subaru die WRX STI II-Modelle, zusammen mit dem WRX STI II 555-Modell, einem Nachbau des Rallye-WM-Autos, Farbe Blue Mica mit goldenen BBS-Felgen. Sondermodelle WRX VV-Limited, Auflage 555 und WRX STI V-Limited, Auflage 1.000 Einheiten aus Anlass des Titelgewinns in der Rallye-WM

1996: Im August läuft die Produktion des Lancer EVO IV an. Subaru präsentiert im September das erste Impreza Coupé als WRX STi. Zudem gewinnt Subaru die Konstrukteurswertung in der Rallye-WM

1997: Am 22. Januar wird ein WRX STI III genanntes Coupé vorgestellt. Erneuter Rallye-WM-Titel in der Konstrukteurswertung für Subaru

1998: Im Januar feiert der Lancer EVO V sein Debüt. Dritter Platz in Fahrer- (Colin McRae) und Konstrukteurswertung der Rallye-WM für Subaru  

1999: Produktionsanlauf für den Lancer EVO VI im Januar. Einführung der Lancer-Sondermodelle „RS Baltic“, „Zero Fighter“, „eXtreme“ und „Tommi Mäkinen“. Zweiter Platz in Fahrer- (Richard Burns) und Konstrukteurswertung der Rallye-WM für Subaru   

2000: Zweiter Platz in Fahrerwertung (Richard Burns) und dritter Platz in Konstrukteurswertung der Rallye-WM für Subaru

2001: Einführung des Lancer EVO VII, Vertrieb in Deutschland unter der Bezeichnung Carisma GT EVO VII. Richard Burns gewinnt die Rallye-WM für Subaru. In den USA wird der Impreza WRX erst jetzt eingeführt, allerdings mit nur 169 kW/227 PS Leistung. In Europa wird zur Markteinführung des Impreza STi ein auf 1.000 Einheiten limitiertes „ProDrive“-Sondermodell vorgestellt

2002: Zweiter Platz in Fahrerwertung (Petter Solberg) und dritter Platz in Konstrukteurswertung der Rallye-WM für Subaru. Der Impreza wird vom amerikanischen Magazin „Car and Driver“  zu den zehn besten Neuheiten der Jahre 2002 und 2003 gekürt

2003: Petter Solberg gewinnt die Rallye-WM für Subaru. In den USA wird der leistungsstärkere Impreza WRX STi eingeführt, um die Marke sportlicher zu positionieren. Außerdem bildet der WRX STi die Basis für den Saab 9-2X Aero

2004: Im August Produktionsanlauf des Lancer EVO VIII. Zweiter Platz in Fahrerwertung (Petter Solberg) und dritter Platz in Konstrukteurswertung der Rallye-WM für Subaru

2005: Im März feiert der Lancer EVO IX Premiere. Erneut zweiter Platz für Subaru in Fahrerwertung (Petter Solberg)

2006: Bis 2008 erringt Subaru jährlich den dritten Rang in der Konstrukteurswertung der Rallye-WM. Mitsubishi präsentiert den Lancer Evolution IX Wagon (Kombi). Die Markteinführung erfolgt in Japan

2007: Premiere für den Lancer EVO X, die Produktion startet im Folgejahr. Auf der New York Auto Show präsentiert Subaru die dritte Impreza-Generation. Die Markteinführung in Deutschland erfolgt im Herbst

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Fast im Jahresrhythmus präsentierten Mitsubishi und Subaru ab 1993 verfeinerte oder erneuerte Editionen ihrer Kraftwerke. Von den Fans wurden sie immer sehnsüchtig erwartet und den Händlern fast aus den Händen gerissen. Nicht selten wurden die Überflieger anschließend auf dem Liebhabermarkt zu Phantasiepreisen angeboten - dies sogar noch, als sich Mitsubishi und Subaru bereits aus der Rallye-WM verabschiedet hatten.

Ende der Verkaufs-Garantie

Erst als die Japaner die selbstauferlegte strenge Stückzahlbegrenzung aufgaben und der Impreza WRX STi vorübergehend nur noch als Familien-Fünftürer bestellbar war, vor allem aber die fahrdynamische Überlegenheit des Nippon-Duos im Vergleich zum westlichen Wettbewerb verschwunden war, war es mit der „Ausverkaufs-Garantie“ für STi und EVO vorbei.

Dennoch: Technisch weitgehend unkapriziös und trotzdem hochgerüstet zählen Nippons schnellste Schwerter im Kurvenkampf diesseits und jenseits des Asphalts zu den attraktivsten Wertanlagen für jede Garagensammlung im Zeichen des Motorsports. Dies gilt vermutlich auch für die aktuellen Versionen von Subaru WRX STi und Mitsubishi EVO X, sollten die Hersteller die Pflege ihrer legendären Leistungskulturen nicht fortsetzen wollen. (SP-X)

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