- Startseite
- Auto
- Zotye
Zotye: Vom dreisten Design-Klau zu luxuriösen Eigenproduktionen
Spätestens seit dem Zotye SR8 bzw. Zotye SR9 ist der Name des Autoherstellers Zotye über die chinesische Grenze hin-aus bekannt. Denn der Hersteller lässt sich gerne mal von anderen Marken inspirieren und hat sein Auge vor allem auf Modelle des Volkswagen Konzerns geworfen. Für den Zotye SR9 stand der Porsche Macan Modell, dessen Design der chinesische Hersteller exakt nachgebaut hat. Damit war bei vielen Porsche-Liebhabern eine Grenze überschritten. Denn bisher hatten Hersteller aus dem Reich der Mitte nur einzelne Elemente von anderen Fahr-zeugen kopiert. Doch ein ganzes Auto exakt nachzubauen, sodass am Ende nur ein anderes Logo draufklebt, das ging aus der Sicht von Porsche-Fahrern dann doch etwas zu weit. Vor allem, weil der Preisunterschied zwischen einem neuen Porsche Macan und einem nachgebauten Zotye SR9 bei mindestens 65.000 Euro liegt.
Dreiste Design-Kopie des Porsche Macan
Natürlich spielen der SR9 und der Macan nicht in der gleichen Liga – so einfach lässt sich ein ausgereifter Porsche nicht kopieren. Und wer einen Porsche haben will, der wird sich auch einen Porsche kaufen. Somit sprechen beide Fahrzeuge verschiedene Zielgruppen an, wobei der Macan immer noch seine wohlhabende Käuferschaft auf dem chinesischen Markt findet. Trotzdem haben einige Porsche-Fahrer protestiert, denn auf den ersten Blick lässt sich nicht erkennen, ob sie einen echten Porsche oder einen Zotye-Abklatsch fahren. Doch während der SR9 mit einem 2,0-Liter-Motor und 192 PS von Mitsubishi unterwegs ist, steckt im Macan-Basismodell ebenfalls ein 2,0-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor mit 237 PS, der in 6,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Der schnellste Macan schafft die Marke sogar in 4,4 Sekunden. Doch diesen Anspruch hat Zotye gar nicht. Beim Kopieren ging es in erster Linie ums Design. Denn das Design europäi-scher Fahrzeuge hat auch in China einen sehr guten Ruf und deshalb dient es für viele chinesische Hersteller als Vorlage. Zotye bedient sich dabei vor allem an Modellen aus dem Volkswagen Konzern. Doch wie die chinesischen Automessen der vergangenen Jahre zeigen, setzen immer mehr Hersteller auf eine eigene Design-Linie. Deshalb nimmt die Plagiats-welle allmählich ab.
Internationale Handelsgesellschaft als Mutterkonzern
Der Ursprung von Zotye liegt eigentlich im Importgeschäft. Die Muttergesellschaft Zotye Holding Group ist eine Handels-organisation, die ökonomische und technologische Erzeugnisse aus dem Ausland importiert und mit Unternehmen auf anderen Märkten tauscht. Bis 2005 war sie auf fast allen Kontinenten als zuverlässiger Handelspartner bekannt und hat mehrere internationale Handelsposten errichtet. Die Gründung des Tochterunternehmens Zotye International im Jahr 2005 war der Einstieg in die Automobilherstellung. Seitdem hat sich auch die Holding Group mehr auf die Automobilin-dustrie fokussiert.
Aufbau einer breiten Modellpalette ab 2008
Die erste Eigenproduktion war der Zotye RV6400. Die Karosserie des kleinen Geländewagens erinnert an den SUV Dario Terios des japanischen Herstellers Toyota. Der originale Geländewagen wurde 2006 eingestellt, zwei Jahre später stand der chinesische Nachbau mit dem Namen Zotye 2008 auf der Straße. Für den Export ab 2009 bekam er den Namen Zo-tye Nomad und wurde parallel auf Sri Lanka produziert. Das zweite Zotye-Modell war ein Van mit dem ursprünglichen Namen Zotye Multiplan. Schon der Name ist eine direkte Referenz auf das Vorbild: den Fiat Multipla. Während Fiat die Produktion 2010 einstellte, lief der Zotye-Van in China unter der Bezeichnung M300 noch bis 2013 vom Band. Zu dieser Zeit kaufte Zotye auch die schwächelnde chinesische Zhangjiagang Jiangnan Automobile Ma-nufacture auf, die bis dahin Nutzfahrzeuge und Pkws unter der Marke Jiangnan produzierte. Den beliebten Kleinwagen JN Auto führte Zotye nach einem Facelift weiter fort.
Design-Klau aus Europa als Modellstrategie
Ebenfalls 2009 brachte der Hersteller noch die Überarbeitung des Zotye 2008 auf den Markt: den Zotye 5008. Zum Ex-port bekam er den Namen Zotye Nomad II. Anfang 2010 folgte eine Elektroversion des Geländewagens für den europäi-schen Markt. In rasanter Geschwindigkeit wuchs die Modellpalette von Zotye, wobei fast jedes Fahrzeug Ähnlichkeiten zu europäischen Vorbildern aufweisen kann. Zusammen mit der Fiat-Gruppe entwickelte der chinesische Hersteller den Zotye Langjun und den Zotye Langjie, die beide mit dem Kompaktwagen Fiat Albea verwandt sind. Danach sind noch weitere Nachahmungen entstanden, wobei der Design-Klau zur Modellstrategie von Zotye wurde:
- Zotye SR7 = Audi Q3
- Zotye SR8/SR9 = Porsche Macan
- Zotye T500 = Audi Q5
- Zotye Z700 = Audi A6
- Zotye Damai X5 = VW Tiguan
- Zotye Damai X7 = VW CrossBlue Coupé Concept
Rasanter Zuwachs dank des SUVs Zotye T600
Gegen das dreiste Kopieren der Designs können die europäischen Hersteller nicht viel unternehmen, denn das chinesische Recht bietet nicht den notwendigen Schutz für die Marken. In den folgenden Jahren versuchte sich Zotye aber auch an eigenen Designs, zum Beispiel für das SUV Zotye T700 bzw. Zotye Z8 für den vietnamesischen Markt. Die Mischung aus Design-Klau und Eigenproduktion scheint zu funktionieren, denn gerade in den vergangenen Jahren hat Zotye ordentlich zugelegt und kann die höchste Zuwachsrate auf dem chinesischen Automarkt vorweisen. Waren es 2015 noch 210.000 verkaufte Fahrzeuge, stieg die Zahl ein Jahr später schon auf 327.000 Exemplare an. Dabei fallen 113.000 verkaufte Autos allein auf den Zotye T600 – das erfolgreichste Modell der Marke. 2017 übernahm der Zulieferer Jinma für 1,6 Milliarden US-Dollar den Zotye Automobilhersteller und etablierte noch im gleichen Jahr eine neue Submarke für die jüngere Zielgruppe namens „Traum“ bzw. „Junma“. Die Traum-Autos stammen aus dem ehemaligen Jiangnan-Werk, das weiterhin in der Hand von Zotye betrieben wurde und früher mal das billigste Auto Chinas gebaut hat: den Jiangnan TT. Unter Jinma spezialisierte sich die Marke Traum auf SUVs und brachte 2018 als erstes Fahrzeug den Traum S70 auf den chinesischen Markt.