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Insbesondere im Sportwagenbau bemühen sich die Konstrukteure darum, leichte Karosserien mit dynamischer Ausstrahlung zu entwerfen, die in ihrer Anlage zugleich möglichst geringe Angriffsflächen für den Luftstrom bieten. Die aerodynamischen Eigenschaften drücken die Techniker im so genannten cw-Wert aus, und je niedriger dieser ist, desto vorteilhafter macht sich das beim Beschleunigungsverhalten sowie beim Handling des Fahrzeugs bemerkbar. Bei vielen Herstellern kommen heute im Karosseriebau Elemente aus dem Leichtbaumaterial Aluminium und mit Glas- oder Kohlestofffasern verstärkte Kunststoffe für die Aufbauten zum Einsatz. Diese Materialwahl ermöglicht einerseits eine Reduzierung des Fahrzeuggewichts. Andererseits lassen die aus mehreren Komponenten gefertigten Kunststoffbauteile den Designern viel Freiheit, da sie sich leicht in unterschiedliche Formen bringen lassen. Die Pioniere der Leichtbauweise kamen aus Großbritannien, dem Heimatland der ultraleichten Roadster. Einer der bekanntesten Zulieferer für die dortigen Sportwagenhersteller war das britische Unternehmen Reliant. Doch vor der Karriere als Karosseriefertiger für Fremdhersteller etablierte sich Reliant schon in den 1930er Jahren als Produzent von dreirädrigen Kleinlieferwagen und Pkw. Threewheeler blieben bis zum Ende der Reliant-Produktion im Jahr 2001 das Markenzeichen der Firma, die darüber hinaus mit eigenen Sportwagenbaureihen sowie Kleinwagen präsent war.
Das Dreirad-Konzept setzt Reliant ab den 50er Jahren auch im Pkw-Bau um
Kickstarter, Lenkstange, Frontgabel und eine offene Kabine, mit diesen Merkmalen verrieten die Premierenmodelle von Reliant trotz ihrer Konstruktion mit einer zweirädrigen Hinterachse, dass sie ihren Ursprung im Motorradbau hatten. Doch mit dem Einsatz der damals neuartigen Glasfaserkunststoffe wandelte sich das Profil von Reliant in den 1950er Jahren. Aus dem Nutzfahrzeughersteller wurde ein Pkw-Produzent, der bis zum Jahr 2001 mit unterschiedlichen Baureihen am Markt vertreten war. Ein typisches Merkmal aus der Anfangszeit des Unternehmens blieb bis zur Einstellung der Produktion allerdings erhalten: Obwohl Reliant auch vierrädrige Modelle unterschiedlicher Klassen baute, wurde die Produktion der Dreirad-Pkw und –Lieferwagen bis 2001 fortgeführt. Außerdem aber waren die Briten von 1962 bis 1995 mit Sportcoupés auf dem Markt vertreten. Cabriolets sowie ein sportlicher Shooting Brake ergänzten das Reliant-Programm. Außerhalb Großbritanniens wenig bekannt waren die konventionellen Kleinwagen der Baureihen Reliant Rebel und Kitten sowie die darauf basierenden Pick-ups, die unter dem Namen Fox in den Jahren von 1983 bis 1990 vorwiegend auf dem Heimatmarkt Reliants in den Handel kamen.
Gebrauchte Reliant repräsentieren ein Kapitel europäischer Automobilgeschichte
Da das Unternehmen seine Fahrzeugproduktion mit dem Jahr 2001 einstellte, waren Neuwagen von Reliant ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu haben. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt jedoch nahmen die Modelle der Briten gerade nach dem Produktionsstopp eine Sonderstellung ein. Der Grund: Gebrauchte Reliant-Sportwagen der Serien Sabre und Scimitar galten als Exoten und weckten natürlich damit auch das Interesse bei Oldtimer-Fans auf dem europäischen Festland. Besonders selten waren die Cabriolet-Ausführungen des Scimitar sowie die GTE-Versionen mit dem langen verglasten Heckaufbau. Doch auch den Dreirädern kam auf dem Gebrauchtmarkt eine besondere Rolle zu: Während sie in Großbritannien noch in den 1990er Jahren relativ häufig im Alltag auftauchten, waren sie auf den Straßen des Festlandes ein echter Hingucker. Denn Reliant war einer der letzten Hersteller, der diese in den 50er Jahren noch üblichere Konstruktionsart im Pkw-Bau bis zur Jahrtausendwende beibehalten hatte. Für viele Reliant-Fahrer repräsentierten daher auch noch die Dreiradmodelle der letzten Bauphase ein eigentlich längst vergangenes Kapitel europäischer Automobilgeschichte.
Die frühen Threewheeler von Reliant
Seine Nachkriegsproduktion startete Reliant mit dem 1950 präsentierten Threewheeler Regent, der als Lieferwagen in zwei Gewichtsklassen angeboten wurde. Der erste dreirädrige Pkw kam im Jahr 1952 mit dem Regal auf den Markt. Bis zum Jahr 1962 zeichneten sich die Regal durch ihre noch vom Vorgänger übernommene Holzrahmenkonstruktion aus, bevor Reliant dazu überging, die Regal mit Stahlrahmen und einer komplett aus Glasfaserkunststoffen gefertigter Karosserie herzustellen. Besonderes Kennzeichen der Reliant-Dreiradkarosserie: Durch die Konstruktion mit einem Einzelrad an der Vorderachse zeigten die Modelle keine vorderen Radausschnitte. Diese optische Besonderheit blieb auch beim Nachfolger Robin erhalten, der bei Reliant in der Zeit von 1973 bis 2001 mit kurzer Unterbrechung in den 1980er Jahren in zwei Generationen vom Band lief.
Der Robin gilt als moderner Klassiker des Herstellers Reliant
Der Robin galt als moderner Klassiker und war zugleich der letzte Threewheeler des britischen Herstellers. In kleiner Auflage lief der Robin Mk. II nach der Einstellung der Produktion bei Reliant noch bis 2002 bei einem anderen Unternehmen in England vom Band. Neben den 4-Sitzern fertigte Reliant auch dreitürige Lieferwagenversionen, die als Robin Van mit geschlossenem Laderaum produziert wurden und die Tradition der Reliant-Kleintransporter fortsetzten. Eigentlich als Nachfolger konzipiert und dann doch gemeinsam bis 1997 an der Seite des Robin produziert wurde der Reliant Rialto, den die Briten 1982 mit einem ausgesprochen kantigen Design vorstellten. Im Programm stand der Rialto als dreitürige Schräghecklimousine sowie als Kombi mit ausgestelltem Dach. Da der Rialto wiederum als dreirädriger Pkw konstruiert war, blieb das für den Hersteller typische Karosseriedesign ohne vordere Radausschnitte auch in dieser Generation der Threewheeler erhalten. Und die Nutzfahrzeugvarianten nahm Reliant ebenfalls wieder ins Programm. Neben den Vans gab es nun noch einen Rialto Pick-up mit offener Ladefläche sowie eine Ausführung mit Kabine und Pritsche für individuelle Aufbauten.
Reliant-Sportwagen der Baureihen Sabre und Scimitar
Anfang der 1960er Jahre erweiterte der Dreirad-Spezialist Reliant sein Programm um einen in Kooperation mit einem anderen Hersteller entwickelten Sportwagen, der im Zeitraum von 1961 bis 1964 in Kleinserie unter den Namen Sabre in zwei Karosserieformen als Coupé und Cabrio vom Band lief. Optisch orientierten sich die Zweisitzer an klassischen britischen Sportwagen dieser Zeit. Als Antrieb setzte Reliant Motoren des Herstellers Ford ein, der für die Einstiegsversionen Vierzylinderaggregate lieferte. Ein Jahr nach der Marktpremiere kamen die mit Sechszylindermotoren bestückten Sabre Six auf den Markt, die bis 1965 im Programm blieben. Als Nachfolger ließ Reliant eine größere 2+2-sitzige Sportwagengeneration antreten, die zunächst ausschließlich als Coupé verfügbar war. Drei Jahre nach dem Marktstart des Scimitar GT genannten Coupés präsentierte der Konstrukteur den GTE als Shooting Brake, der bis zum Jahr 1986 in zwei Generationen bei Reliant gebaut wurde. Von 1980 bis 1986 fertigten die Briten zudem die heute seltene Cabriovariante Scimitar GTC. Im Zeitraum von 1984 bis 1995 war Reliant außerdem mit den 2-Sitzern Scimitar SS/T und Scimitar Sabre als Sportwagenhersteller präsent.