Mercedes-AMG SL

Gute Gründe

• Design und Antrieb machen den Mercedes-AMG SL athletisch
• In Sachen Fahrdynamik und Leistung legt der Roadster zu
• Innovativer Fahrzeugbau mit High-Tech-Komponenten
• Sportliches Frischluft-Vergnügen, wahlweise geschlossen
• Als Wertanlage potenziell hervorragend geeignet

Daten

Motorisierung

Weniger ist mehr? Nicht immer. Der Mercedes-AMG SL ist leistungsfähiger, als all seine Vorfahren. Die nun siebte Generation rückt angesichts exorbitanter Fahrleistungen in den Bereich reinrassiger Fahrmaschinen hervor. Dass der Komfort darunter leidet, davon ist nicht auszugehen - er spielt jedoch eine untergeordnete(re) Rolle. Zum ersten Mal ist die SL- Modellreihe von der Performance-Schmiede AMG entwickelt worden, statt im Mutterkonzern. Seit Ende 2021 läuft der neue, kernige Sport-Roadster in Bremen vom Band, der 2+2-Sitzer ist in drei verschiedenen Leistungsstufen erhältlich. Bereits ausgeliefert wird das Topmodell SL 63 4MATIC+, der abgeschwächte SL 55 4MATIC+ dürfte spätestens 2023 nach Deutschland kommen. Das dynamische Duo besitzt ein V8-Biturbo-Herzstück mit vier Liter Hubraum, bei beiden Athleten ist (erstmals in der Modellhistorie) Allradantrieb für die Kraftübertragung zuständig. Den sportlichen Takt übernimmt bei der Baureihe Mercedes-AMG R 232 eine Neun-Stufen-Automatik (AMG Speedshift MCT 9G) - automatisch oder per Schaltpaddel am Lenkrad. Wem die 476 bzw. 585 PS zu viel sind, wählt als dezente Option die ab Mai verfügbare Einstiegsversion mit vier statt acht Zylindern: Der Mercedes-AMG SL 43 besitzt Hinterradantrieb und generiert immer noch stattliche 381 PS. Zwei Liter Hubraum und eine 48-Volt-Mildhybrid-Technik sind wesentliche Merkmale des sparsamsten Aggregats. Dem Vernehmen nach wird mittelfristig auch eine Sechszylinder-Variante des Mercedes-Roadsters angeboten.

Nichtsdestotrotz erfordern solche Leistungsdaten ein Fahrwerk, das eine derartige Performance bewältigen kann. Im Mercedes-AMG SL 2022 kommt ein spezielles Active-Ride-Control-Fahrwerk zum Einsatz (nur beim Topmodell SL 63 Serie). Das System beeindruckt mit Wankstabilisierung und hydraulischer Steuerung. Besonderes Merkmal: Jedes Feder-Dämpfer-Element wird hydraulisch einzeln angesteuert. Im Millisekundenbereich ändere das System den Druck auf Stabilisatoren. Das wirkt sich je nach Fahrmodus unterschiedlich aus: So neigt sich der SL von AMG im Modus Comfort in Kurven noch zur Seite, im Sportmodus bleibt er steif wie ein Rennwagen. Für das Nonplusultra an Agilität gibt es gegen Aufpreis eine aktive Hinterachslenkung (ebenfalls Serie im SL 63). Ein optionales Aero-Paket fährt je nach Fahrprogramm eine Platte am Unterboden herunter - und erzeugt vorne mehr Abtrieb.

Abmessungen

Obwohl der Mercedes-AMG SL die Transformation vom komfortabel-schicken Cruiser hin zur Freiluft-Asphalt-Rakete vollzieht, bringt der schwäbische Sportwagen ein stattliches Gewicht auf die Waage. Das Gewicht der Grundkarosserie habe sich angeblich um rund 270 kg verringert, insgesamt wurde der Roadster jedoch nicht leichter: Die PS-starken V8-Speerspitzen haben ein Leergewicht von knapp zwei Tonnen. Das Einstiegsmodell Mercedes-AMG SL 43 bringt mit Vierzylinder rund 1,8 Tonnen auf das Datenblatt. Gegenüber der vorherigen Ausführung der Mercedes-SL-Klasse wächst die SL-Neuheit auch in den Dimensionen: Der Sportwagen von 2022 ist knapp zehn Zentimeter länger, dazu etwas breiter und minimal höher. Was die Fahrdaten betrifft, agieren die V8-Modelle im Grenzbereich: In unter vier Sekunden wird der Sprint von 0 auf 100 km/h bewältigt, das Drehmoment liegt bei 700 bzw. 800 Newtonmeter (Mercedes-AMG SL 63).

Humaner als bei den Achtzylinder-Brüdern geht es beim Einstiegs-SL mit vier Zylindern zu: Verbrauch (nach WLTP unter zehn Liter) und Schadstoffausstoß bewegen sich beim Mercedes-AMG SL Roadster auf einem Niveau, das auch abseits von Rennpisten als tauglich erscheint.

Technische Daten im Überblick:

Varianten

Gemäß seiner Tradition ist der Mercedes-AMG SL ein klassischer Sportroadster - jedoch mit einer satten Vitaminkur inklusive. Geschlossen gibt es den Silberpfeil aus Affalterbach dann, wenn sich das im Kofferraum verstaute Stoffdach elektronisch über die Fahrgastzelle hebt. Die Wahl der Variante entscheidet sich mit der Motorisierung, hängt dementsprechend auch mit dem Preisgefüge zusammen. Wer auf ein Nonplusultra an Traktion Wert legt und über das nötige Geld verfügt, lässt sich das mit Allrad-Topmodell weit über 100.000 Euro kosten. Andernfalls erscheint die Basisausführung mit Heckantrieb, Vierzylinder (und dennoch Formel-1-Genen) eine vorzügliche Wahl: Denn sie bedeutet eine Symbiose aus Performance und Vernunft. Wir vermuten, dass nicht wenige klassische SL-Liebhaber vom neuen Wesen der Evolution verschreckt sein könnten. Bei der Speerspitze Mercedes-AMG SL 63 4Matic+ befindet sich eine Handvoll Features serienmäßig an Bord, welche bei den schwächer motorisierten Ausführungen Aufpreis kosten, dazu gehört das adaptive Sportfahrwerk (“AMG ACTIVE RIDE CONTROL”), eine Hinterachslenkung, oder auch 20-Zoll-Alufelgen in diversen Ausführungen.

Preis

Wer sich einen Mercedes-AMG SL in die Garage (oder die Scheune) stellen möchte, zahlt weit über 100.000 Euro. Der Konfigurator hält für den sportiv-eleganten Roadster aus dem Hause Mercedes im Frühsommer 2022 zwei Möglichkeiten bereit: Die Kosten für das Basismodell SL 43 betragen gemäß Preisliste mindestens 118.702,50 Euro. Das zweite bislang in Deutschland bestellbare Modell ist die Topversion Mercedes-AMG SL 63 4MATIC+. Die Preise beginnen hier bei stolzen 187.097,75 Euro. Die etwas schwächere V8-Version Mercedes-AMG SL 63 4MATIC+ gibt es in Deutschland derzeit nicht zu kaufen, auf Wunsch kommt ein Auto-Import aus dem benachbarten Ausland infrage. Junge Gebrauchte und Neuwagen mit Tageszulassung gibt es trotz der kürzlich vollzogenen Markteinführung bereits auch in Deutschland, V8-Modelle mit reichlich Ausstattung und Zusatzfeatures werden auf Portalen wie Autoscout24.de (noch) mit Preisen weit über 200.000 Euro gehandelt.

Design

Exterieur

Kurze Überhänge, eine flache Silhouette und eine lange Motorhaube prägen beim Mercedes-AMG SL den optischen Charakter: Letztlich erinnert das Erscheinungsbild jedoch nur grob an die traditionsreichen Urväter: Die Formgebung der Wiedergeburt ist fließend und die markanten, aber irgendwie auch dezenten Scheinwerfer fügen sich nahtlos in die Karosserie. Die vertikalen Streben am Kühlergrill gelten als Hommage an den Mercedes SL 300 von Anfang der 50er-Jahre. Aerodynamik und auch das technische Konstrukt beherbergen beim von AMG entwickelten Mercedes SL einige aus dem Motorsport übernommene Komponenten. Beispiel: Ab 80 km/h fährt automatisiert der Heckspoiler aus, mit unterschiedlicher Beschaffenheit je nach Fahrmodus. Aufgrund der Abkehr vom klappbaren Stahldach hin zum Stoffdach konnten 21 Kilogramm gespart werden. Der äußere Bezug des Stoffverdecks ist in drei Farben wählbar: Schwarz, Grau oder Rot. Für den Mercedes-AMG SL Roadster hält das Angebot zwölf Lackierungen bereit. Außergewöhnliche Farben (z. B. hyperblau, hightechsilber, spektralblau) gibt es bei der Speerspitze des SL-Roadsters ohne Aufpreis. Für das Basismodell steht kostenfrei einzig “sonnengelb” zur Verfügung. Dazu kann der visuelle Auftritt des Mercedes-AMG SL mit Exterieur-Paketen aufgepeppt werden:

• AMG Chrom-Paket Exterieur
• AMG Night-Paket
• AMG Carbon-Paket Exterieur

Interieur

Die augenscheinlichste Neuerung im Innenraum bekommt der Mercedes-AMG SL im Hinblick auf Praktikabilität: Erstmals seit der SL-Baureihe R 129 (ab 1989) bietet Mercedes für die Modellreihe wieder eine viersitzige Platz-Konfiguration an. Jedoch sind die zusätzlichen Plätze im Fond faktisch nur für Kinder tauglich - denn sie sind für Personen bis zu einer Körpergröße von 1,50 Meter. Zumindest als erweiterte Gepäckablage ist diese Neuerung hilfreich, denn die maximal 240 Liter Kofferraumvolumen sind nicht üppig.

Im Cockpit macht sich modernes Raumschiff-Feeling breit: Für die Kombiinstrumente und das Infotainment stehen große Displays bereit, im Mercedes-AMG SL kommt die zweite MBUX-Generation (Mercedes-Benz User Experience), angereichert mit AMG-spezifischen Details zum Einsatz. Die Fahrdaten-Anzeige verschwindet unter einer Abdeckung, um sie beim Cabrio-Modus vor Sonnenlicht zu schützen. Aus dem gleichen Grund lässt sich die Einstellung des mittig platzierten Touchscreens in der Neigung um 30 Grad variieren.

Beim Interieur des AMG SL herrscht erwartungsgemäß eine anspruchsvolle Mischung aus Luxus und Dynamik. An Bord sind zahlreiche Komponenten, die nicht immer notwendig sind, jedoch das Fahrgefühl aufpolieren: High-End-Soundsystem, Leder mit Ziernähten, variable Belüftung dank Klimaautomatik (inklusive Nackenföhn!) und mehr. Das Zubehör hält weitere Features bereit, mit denen sich wahlweise der Sport-Charakter, der Komfort oder die Konnektivität veredeln lassen: AMG-Performance-Sitze, Carbon, Alcantara, Renngurte, die Fahrdaten-Auswertung Track Pace oder auch Head-up-Display lassen sich einzeln oder anhand hochpreisiger Pakete hinzu kaufen.

Sicherheit

Der Mercedes-AMG SL ist die vorläufige Evolutionsspitze der sieben Generationen umfassenden Modellreihe. Eine derartige Leistungsentfaltung erfordert ein Sportfahrwerk und weitere Komponenten, die für die Sicherheit essenziell sind: Eine Hochleistungsbremsanlage? Bei den Beschleunigungskräften des pfeilschnellen Mercedes-Roadsters unverzichtbar: 390 Millimeter (vorne) und 360 Millimeter (hinten) große Verbundbremsscheiben sind serienmäßig verbaut. Optional bietet Mercedes-AMG Keramikscheiben (402 mm) an - auch das ist ein Merkmal von Supersportwagen und wohl dadurch mit ermöglicht, weil der Nachfolger des Mercedes-AMG GT auf der gleichen Plattform entsteht. Das Fahrwerks-Setup hält fünf Konfigurationen bereit: "Glätte", "Comfort", "Sport", "Sport +" und "Individual". Dazu kommt eine “Race”-Funktion beim optionalen "AMG Dynamic Plus"-Paket. Weitere technische Helferlein unterstützen bei der Bewältigung des Sportwagens: aktiver Spurhalte-Assistent, Verkehrszeichen-Assistent, Pre-Safe-System (vor einem Aufprall erzeugt das System ein Bündel an Schutzmaßnahmen), Totwinkel-Assistent oder auch ein Park-Paket sind beim Mercedes-AMG SL serienmäßig vorhanden. Aufpreispflichtig sind beispielsweise ein weiteres Fahrassistenz-Paket und der Feuerlöscher.

Vergleich /Alternativen

So exklusiv die Klasse der hochpreisigen, PS-starken Roadster erscheinen mag: Es gibt nicht wenige Autohersteller, die sich der Entwicklung eines derartigen Boliden verschreiben. Der Automarkt hält faszinierende Modelle mit einem anmutigen Design, Frischluft-Vergnügen und exzellenten Fahreigenschaften bereit, sowohl bei Neu- als auch Gebrauchtwagen. Freilich ist die Gattung der sportlichen Roadster im Vergleich zu populären (und bezahlbaren) Segmenten seltener anzutreffen. Welche weiteren Autos bieten sich an, mit denen es die Mercedes-Neuheit aufnimmt? Eine Auswahl der potenziellen Rivalen des Mercedes-AMG SL:

• Porsche 911 Cabrio
• Aston Martin DB11 Volante
• Jaguar F-Type
• Bentley Continental GT
• BMW 8er Cabriolet
• Lexus LC
• Chevrolet Corvette Cabrio
• Ferrari Portofino

Als Alternative zu hoch motorisierten Oben-ohne-Spaßmachern sind Roadster mit weniger PS eine agile Cabrio-Alternative. Speziell gebrauchte Modelle sind teilweise günstig zu haben und eignen sich hervorragend als Einstieg ins Segment.