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Der chinesische Automobilhersteller Great Wall Motors – kurz GWM, vollständig Baoding Great Wall Automobile Holding Co., Ltd – stellt seit mehr als dreißig Jahren vornehmlich SUVs und Pickups her. Seit 2010 gilt das Unternehmen mit Sitz in Baoding der Provinz Hebei als Chinas größter SUV-Hersteller, insgesamt jedoch nur als siebtgrößter chinesischer Autohersteller. Etwa halb so groß wie die Produktpalette der GWM-SUVs und Pickups ist die zusätzliche Sparte der Kleinwagen, Vans und seit einigen Jahren auch Limousinen aus dem Hause Great Wall. Der Name steht im Übrigen ebenso wie das Bild des Markenlogos tatsächlich für die Chinesische Mauer. Der Hersteller möchte damit die Beständigkeit seiner Fahrzeuge unterstreichen. Wirft man einen Blick auf die Entwicklung der Produktionskapazität ist Great Wall in den letzten Jahren tatsächlich stark am Aufstreben: Waren es 2005 noch 170.000 Fahrzeuge, liefen 2010 erst 400.000 und 2012 bereits 675.000 Modelle der Marke Great Wall vom Band, wobei knapp 100.000 Stück in den Export gingen. Heute sind rund 18.000 Mitarbeiter bei Great Wall Motors beschäftigt, die Werke verteilen sich derzeit auf zwölf Staaten weltweit.
Great Wall Motors seit seiner Gründung
Nach seiner Gründung im Jahre 1984 brauchte Great Wall erst mal etwas Anlaufzeit. Zu Beginn stellte man fast ausschließlich Pickups her, bis sich die Konzentration auf nur eine Fahrzeugklasse 1998 endlich mit der Spitzenposition auf dem chinesischen Pickup-Markt auszahlte. Im selben Jahr begannen zudem größere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für neue Fahrzeuge. Im Dezember 2003 stieg Great Wall an der Hongkonger Börse ein, womit der Hersteller der erste im chinesischen Kfz-Bereich war, der sich zur Aktiengesellschaft formiert hatte. Aktuell ist eine Ausweitung auf die Börse von Shanghai geplant.
Den internationalen Verkauf startete Great Wall im Jahr 2006 mit Europa, allerdings noch in recht kleinen Dimensionen. So gingen etwa einige hundert SUVs an Italien nebst dem Angebot von kleineren Vans. Damit wurde der Hersteller im Jahr 2010 der einzige aus China, der Fahrzeuge in die EU exportierte. Um dieses Standbein zu etablieren, errichtete GWM 2011 ein Werk im bulgarischen Lowetsch, indem drei verschiedene Modelle aus sogenannten Knock-Down-Kits (CKD = Completely Knocked Down) montiert werden – also das Zusammensetzen von fertigen Teilen und Baugruppen, die aus China geliefert werden, um Kosten zu sparen.
Seit 2009 sind Fahrzeuge von Great Wall auch in Australien erhältlich. Über die Jahre hinweg kamen viele weitere Fabriken in Ecuador, Ägypten, Äthiopien, Indonesien, Iran, Nigeria, Russland, Senegal, Thailand, Vietnam und in der Ukraine hinzu. 2015 gab Great Wall bekannt, dass auf bis zu 24 Werke weltweit aufgerüstet werden soll, wobei die nächsten Standorte für Malaysia, die Philippinen, Südafrika und Venezuela geplant sind. Doch auch im heimatlichen Baoding kam 2013 ein weiteres Werk hinzu, das alleine schon 500.000 Fahrzeuge pro Jahr hervorbringen soll. Es darf also mit Spannung erwartet werden, wie sich die Produktionszahlen im Hause Great Wall weiter entwickeln werden.
Forschung und Entwicklung
Die eigene Abteilung Forschung und Entwicklung (R&D = Research & Development) wurde wie bereits erwähnt schon im Jahr 1998 gegründet. Doch damit nicht genug startete Great Wall 2010 die Konstruktion eines eigenen Technologie-Centers in Baoding, das 2013 seinen Betrieb aufnahm. Aktuell entstehen viele der Designs und technischen Entwürfe beispielsweise für Motoren, Türschließsysteme oder Airbags in enger Zusammenarbeit mit diversen ausländischen Firmen wie etwa Autoliv, Delphi Automotive, BorgWarner, Robert Bosch GmbH, Brose, Ricardo plc, TRW Automotive und Valeo.
Die wichtigsten Modelle von Great Wall
2002 kam der SUV Great Wall Safe, basierend auf den Toyota 4Runner, auf den Markt. Das Modell verfügt über einen Reihen-Vierzylinder-Ottomotor mit 2,2 Litern Hubraum, Allradantrieb und eine manuelle Fünfgang-Schaltung. Der Great Wall Safe steht in Konkurrenz mit Fahrzeugen wie dem Nissan Pathfinder oder dem Suzuki Grand Vitara, allerdings wurde die Produktion 2009 wieder eingestellt.
Ein ganz anderes Prinzip – allein schon optisch das eines Kastens – verfolgt der 2003 erschienene und bis heute produzierte Great Wall Coolbear. Der Van ist mit drei Motorisierungen von 1,2 bis 1,5 Litern Hubraum erhältlich, wobei das Spitzenmodell mit 1,5-Liter-Ottomotor maximal 77 kW (105 PS) leistet. Serienmäßig mit an Bord sind ABS und Airbags für Fahrer und Beifahrer. Auch beim Coolbear gibt es starke Ähnlichkeiten mit anderen asiatischen Fahrzeugen, wobei das Modell insbesondere dem Kia Soul oder dem Scion xB sehr nahe kommt.
Der Great Wall Hover von 2006 ist wiederum ein SUV, der in seinen Dimensionen etwa gleichauf mit dem Great Wall Safe ist. Der Hover ist in verschiedenen Ausstattungsversionen zu haben, die Einstiegsversion hat als Great Wall Haval H3 sogar einen eigene Bezeichnung. Allerdings heißt "Einstiegsversion" nicht etwa, dass Interessenten mit Minimalausstattung rechnen müssen: So sind beim Haval H3 beispielsweise Airbags für Fahrer und Beifahrer ab Werk dabei, während sie bei den anderen Hover-Versionen zusätzlich bestellt werden müssen. Dafür ist der Haval H3 als einziger nicht mit Allradantrieb erhältlich. Dieselantriebe, muss man ja sagen, sind in China äußerst rar – umso bemerkenswerter ist, dass die Modelle Hover/Haval zwei Dieselaggregate zu je 2,8 Litern Hubraum und einer Leistung von wahlweise 70 kW (95 PS) oder 85 kW (116 PS) anbieten. Hinzu kommen zwei Ottomotoren mit entweder 2,0 Liter und 90 kW (122 PS) oder 2,4 Litern und 100 kW (136 PS).
Zu den wenigen Kleinwagen von GWM zählt der Great Wall Florid, der 2009 auf den Markt kam. Dieses Modell ist unverkennbar mit der Handschrift von Toyota versehen, zumindest entsprechen Front und Armaturenbrett fast eins zu eins dem Toyota Yaris. Angetrieben wird der Florid wieder klassisch rein mit Benzin, hier haben Käufer die Wahl zwischen einem 1,3-Liter-Motor mit 68 kW (92 PS) oder einem 1,5-Liter-Motor mit 77 kW (105 PS). Bei allen Versionen sind ABS und zwei Airbags serienmäßig.
2010 führte GWM mit dem Great Wall Voleex C30 die erste Limousine ein – bis dahin hatte es nur SUVs, Vans und Kleinwagen gegeben. Das Stufenheck-Modell verfügt über einen eigens entwickelten 1,5-Liter-Ottomotor zu 77 kW (105 PS) und ist in drei Ausstattungslinien erhältlich – innerhalb der ersten zehn Monate hatte Great Wall bereits über 100.000 Einheiten produziert. Im EuroNCAP-Crashtest schnitt das Modell mit fünf von fünf Sternen vorbildlich ab und erhielt in China die Auszeichnung "2010 CCTV Compact Passenger Car of the Year". Im selben Jahr kam mit dem Great Wall Voleex C10 ein weiterer Kleinwagen von GWM auf den Markt, der erneut stark an das Design Toyota angelehnt ist. Die Motorisierung ist mit dem Great Wall Florid identisch. Die beiden Voleex-Modelle haben gemeinsam, dass sie optional anstelle des serienmäßigen Fünfgang-Getriebes mit einem stufenlosen Getriebe (CVT) bestellt werden können.