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Als große Autohersteller vor einigen Jahren vermehrt Kleinstwagen in ihr Programm aufnahmen und sogar eigenständige Zweitmarken dafür ins Leben riefen, schaffte es das Marketing, die Fahrzeuge zu trendigen City Cars mit hohem Lifestyle-Anspruch zu machen. Doch ganz so neu, wie die Konzernstrategen suggerierten, war das Konzept der 2-Sitzer mit geringem Platzbedarf im urbanen Umfeld nicht. Denn Konstrukteure wie der französische Hersteller Chatenet waren bereits in den 1980er Jahren mit ultrakompakten 2-Sitzern auf den Märkten präsent. Als Lifestyle-Produkt galt ein Modell von Chatenet zu dieser Zeit allerdings nicht. Das lag zum einen an dem nüchternen Design der kastenförmigen Karosserie und der mit wenig Komfort verbundenen puristischen Ausstattung. Zum anderen wurde ein Chatenet aufgrund seiner besondere Konstruktionsart als so genanntes Leichtkraftfahrzeug mit klar definierten Beschränkungen für Gewicht, Hubraum und Höchstgeschwindigkeit nicht als vollwertige Alternative zum Pkw wahrgenommen. In den aktuelleren Baujahren jedoch gelang es den Franzosen, sich mit am Pkw-Bau orientierten Designkonzepten sowie Aufbauten mit Faltdach und angesagten Bauformen wie Pick-ups an die Lifestyle-Trends anzuhängen. In der Folge entwickelte das Unternehmen nun auch Modelle mit leistungsstärkeren Motoren. Den Schwerpunkt legte Chatenet allerdings weiterhin auf klassische Leichtfahrzeuge, die mit einem Vorzug punkten konnten: Die bauartbedingten Beschränkungen erlaubten es, diese Modelle von Chatenet ohne Pkw-Führerschein zu fahren.
Leichtmobile von Chatenet dürfen schon von Jugendlichen gefahren werden
Obwohl mit den Neuordnungen der Führerscheinklassen in den Jahren 2002 und 2013 die Vorschriften in Europa eigentlich vereinheitlicht werden sollten, bestanden aufgrund der nationalen Rechtsvorschriften lange weiterhin Unterschiede bei den Altersbeschränkungen zum Führen von Leichtfahrzeugen, die als Sonderform von Kleinkrafträdern behandelt wurden. Wer in Deutschland ein Modell von Chatenet fahren wollte, der musste mindestens 16 Jahre alt sein und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM vorweisen können. Im Nachbarland Österreich war das Führen eines Leichtkraftfahrzeugs von Chatenet bereits mit 15 Jahren gestattet. Und im Heimatland des Herstellers konnten die klassischen Chatenet sogar schon von Jugendlichen ab 14 Jahren gefahren werden. Eines aber war in allen Ländern gleich: Die Unterhaltskosten für die Leichtmobile von Chatenet lagen hinsichtlich der Zulassungsvorschriften und Besteuerung deutlich unter denen von Kleinstwagen mit Pkw-Zulassung. In Deutschland etwa reichte für die leistungsbeschränkten Chatenet ein Versicherungskennzeichen wie beim Kleinkraftrad aus. Entsprechend fiel keine Kfz-Steuer an und auch die für Pkw regelmäßig notwendigen technischen Untersuchungen bei TÜV & Co. waren für die Chatenet Minimobile der verschiedenen Baureihen nicht vorgeschrieben.
Chatenet bietet seine Leichtfahrzeuge in unterschiedlichen Karosserieformen an
Während der Hersteller in den 1980er Jahren das Profil seiner Fahrzeuge auf eine eher ältere Käuferschicht ausrichtete, verjüngte er in der aktuelleren Bauzeit sein Programm und entwickelte auf Basis einer Bauplattform eine kleine Modellfamilie, die mit unterschiedlichen Aufbauten antrat, um Fahranfänger und trendbewusste Städter anzusprechen. Zum neuen Konzept gehörten ein am Auftritt von Fun Cars ausgerichtetes Design mit Zweifarblackierung sowie Komfortfeatures nach den herkömmlichen Standards für Pkw. So waren auf dem Markt für Gebrauchtwagen durchaus edel ausgestattete Chatenet zu finden, die mit Alufelgen, dunkel abgetönten Seitenscheiben, elektrischen Fensterhebern, LED-Lichttechnik und Einparkhilfe viele Merkmale zu bieten hatten, die für Pkw üblich waren. Einzig bei der Auswahl der Karosseriefarben mussten Käufer von Chatenet Neu- oder Gebrauchtwagen Zugeständnisse machen. Denn anders als die großen Autobauer boten die Franzosen ihre in Kleinserien gefertigten Modelle nur in vier Lacktönen an. Dafür wertete Chatenet sein anfangs von zweitürigen Limousinen geprägtes Programm durch weitere Karosserieversionen auf: Chatenet produzierte die Neuwagen bald auch als Coupé, Kombi und Pick-up.
Die Limousinenversionen der Baureihe Chatenet CH26
In den neueren Baujahren gruppierte Chatenet seine Modellfamilie um die Baureihe CH26, in der die knapp drei Meter langen, gut 1,57 Meter breiten und 350 Kilogramm leichten Limousinen in mehreren Ausstattungsvarianten vom Band liefen. Im Modell CH26 Spring präsentierte der Hersteller eine sportlich aufgewertete Version, die über Alufelgen im Format von 15 Zoll sowie über eine Abgasanlage mit verchromten Doppelendrohren verfügte. Zur Standardausstattung der CH26 zählten Halogenscheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht, eine per Fernsteuerung bedienbare Zentralverriegelung sowie Komfortmerkmale wie Außentemperaturanzeige und Heckscheibenheizung. Als Einstiegsmodell mit einfacheren Sitzen und kleinerem Motor war die Evo-Version des CH26 erhältlich. Da die Entwicklung eines echtes Cabriolets in der Klasse der Leichtkraftfahrzeuge konstruktionsbedingt schwer realisierbar war, dachten sich die Chatenet-Ingenieure eine andere Lösung für Frischluftfans aus: Der CH26 bekam einen großen Dachausschnitt, in den ein Faltdach aus Textil eingepasst wurde, das sich auch während der Fahrt elektrisch auf Knopfdruck öffnen oder schließen ließ.
Mit dem Sporteevo präsentiert Chatenet eine Coupé-Version des CH26
Wuchtig ausgestellte Radhäuser, breite Frontschürze mit integrierten Nebelscheinwerfern, große Kühleröffnung und ein schräg abfallendes Dach mit weit in den Fahrgastraum gebogener Heckscheibe, mit diesem Merkmalen sollte der Chatenet Sporteevo als Coupé-Variante eine sportliche Alternative in der Baureihe CH26 bieten. Für die Insassen des 2-Sitzers bedeutete die Anlage der Karosserie in Coupéform keine Einschränkungen beim Platzangebot. Hinsichtlich des Kofferraumvolumen mussten allerdings Kompromisse gemacht werden: Während sich in den CH26 Limousinen bis zu 600 Liter Gepäck unterbringen ließen, standen im Sporteevo nur knapp 360 Liter im Kofferraumabteil zur Verfügung. Wer mehr Stauvolumen benötigte, für den hatte Chatenet einen Kombi im Programm, der auf Basis der Baureihe CH32 entstand.
Die Chatelet-Modelle der Baureihen CH30 und CH32
Mit seiner Breite von 1,57 Meter und einer Höhe von 1,48 Meter unterschieden sich die Kombis von Chatenet nicht von den Limousinen der Serie CH26. Doch in der Länge legten die bei den Franzosen Break genannten Dreitürer zu. Wie bereits die Baureihenbezeichnung CH32 andeutete, streckte der Hersteller die Karosserie mit dem kastenförmig ausgestellten Heck auf gut 3,20 Meter. Damit boten die Chatenet Kombis genügend Laderaum, um bis zu 800 Liter Gepäck aufnehmen zu können. Für ein Leichtmobil war das ein echter Spitzenwert. Zugleich dienten die Kombis der Baureihe CH32 als Basis für die Versionen mit offener Ladefläche, die Chatenet als Pick-up in sein Programm aufnahm. Die Chatenet Leichtmobile der unterschiedlichen Karosserieformen wurden mit 0,5 Liter Dieseln verschiedener Hersteller ausgerüstet und in der Leistung auf 4 kW beschränkt. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit lag bei 45 km/h. Eine Ausnahme stellte der Chatenet CH30 dar: Die nur als Limousine gebauten CH30 kamen mit ihrer auf 15 kW angehobenen Leistung auf 100 Stundenkilometer und durften daher nur mit einem Führerschein der Klasse B1 gefahren werden.