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Lange bevor europäische Fahrzeughersteller als Global Player mit eigenen Produktionsstätten in Amerika, Asien oder selbst in Afrika ihre Stellung auf den Weltmärkten ausbauten, zeigten die großen US-Konzerne der Branche internationale Präsenz. So begann General Motors (GM) bereits in den 1920er Jahren damit, in Europa bis dahin unabhängige Hersteller oder deren Marken durch Aufkäufe und Kapitalbeteiligungen unter das eigene Firmendach zu holen. Während sich GM auf den Märkten des europäischen Festlands mit dem deutschen Konstrukteur Opel verband, bot sich für die Amerikaner in Großbritannien im Jahr 1925 die Chance, den bereits seit der Wende zum 20. Jahrhundert im Automobilbau aktiven Traditionshersteller Vauxhall Motors zu erwerben, der später unter dem eigenen Label von Opel oder GM entwickelte Modelle baute. Zunächst jedoch übernahm Vauxhall im Konzernverbund von GM eine Rolle als Konstrukteur und Hersteller eigener Modelle. Die Vermarktung der Produkte beschränkte sich dabei allerdings vornehmlich auf die britischen Inseln und Irland sowie auf einige mit Großbritannien verbundene Überseemärkte. Um Vauxhall dort breiter aufstellen zu können, investierte GM Kapital in die Gründung einer eigenständigen Nutzfahrzeugsparte von Vauxhall, die im Jahr 1930 unter dem Namen Bedford etabliert wurde. Obwohl Bedford lange Zeit auch Busse sowie schwere Lkw herstellte, rückten die Baureihen der Kleintransporter-Klasse bei dem Hersteller im Laufe der Zeit immer stärker in den Vordergrund.
Mit dem Kleintransporter Opel Blitz ist Bedford auch außerhalb Englands präsent
Der Hintergrund für diese Entwicklung war die Ausgliederung des Geschäfts mit schweren Lastkraftwagen in den 80er Jahren, der bald darauf die Einstellung der Busproduktion in England folgte. Dank einer Kooperation mit dem japanischen GM-Partner Isuzu blieb Bedford als Marke für Kleintransporter in Großbritannien jedoch noch bis zum Jahr 1994 bestehen. Auf den Festlandsmärkten war Bedford während seines knapp 60-jährigen Bestehens mit seinen schweren Nutzfahrzeugen für den militärischen und zivilen Einsatz sowie mit Bussen stets nur in einigen wenigen Ländern vertreten gewesen, da die Fahrzeuge in der Regel als Rechtslenker vom Band liefen. Nur mit einem Modell war Bedford dort für einige Jahre offiziell präsent: Im Zeitraum von 1973 bis 1988 war in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Festlandsstaaten der Kleintransporter Bedford Blitz zu haben. Er wurde im englischen Stammwerk Luton produziert, erhielt jedoch in der Version als Linkslenker das Markenzeichen von Opel. Der Name Blitz verwies auf die historische Nutzfahrzeugbaureihe der Rüsselsheimer.
Mit seinem Design gilt der Bedford Blitz als Alternative zu einem US-Van
Hintergrund für den Modellaustausch zwischen den GM-Töchtern Bedford und Opel war vor allem der unbefriedigende Absatz der letzten Blitz-Generation des deutschen Herstellers. Mit dem Modell der Baureihe CF hatten die Briten Ende der 1960er Jahre im boomenden Segment der Kleintransporter das modernere Fahrzeug im Programm, das auf ihrem Heimatmarkt mit seinen verschiedenen Versionen bereits sehr erfolgreich war. Als Kombi mit hinterer Sitzreihe und als Kastenwagen mit vorderer Sitzbank brachte der Bedford Blitz zudem eine Eigenschaft mit, die ihn deutlich von den Opel-Vorgängern unterschied: Der Kurzhauber übernahm das Design typischer US-Vans dieser Zeit und bot sich daher als Alternative zu den sonst oft nur über freie Importeure erhältlichen Vans amerikanischer Produktion an.
Bedford bietet seine Kleintransporter in unterschiedlichen Bauformen an
Kastenwagen mit geschlossenem Ladeabteil, Kombi mit großen Seitenfenstern, Chassis mit Fahrerhaus für individuelle Aufbauten, mit diesen Varianten hatte Bedford bereits die Verkaufszahlen des Kleintransporters seiner von 1952 bis 1969 gefertigten Baureihe CA nach oben gebracht. Das bewährte Prinzip behielten die Briten auch mit dem Wechsel zum Nachfolger der CF-Serie bei, der wiederum als Van für den Personentransport, Lieferwagen mit Kastenaufbau und als Pritschenwagen für Aufbauten externer Ausstatter vom Band lief. Damit eröffnete sich zugleich die Möglichkeit, die Bedford Kleintransporter zum Campingmobil umzubauen.
Umbauten von Bedford Vans zu Camping- und Wohnmobilen
In England kamen diese speziell ausgestatteten Vans der Baureihen CA und CF seit der zweiten Hälfte der 50er Jahre oft unter dem Namen Bedford Dormobile in den Handel. Besonderheiten waren etwa ein Aufstelldach oder ein erhöhter fester Dachaufbau sowie eine Innenausstattung mit Schränken, Kochgelegenheit und zum Bett umwandelbaren Rücksitzen. Auch außerhalb Englands waren auf dem Markt für Gebrauchtwagen ab und zu solche Dormobile von Bedford als Oldtimer zu finden. Darüber hinaus gab es auch in Deutschland Anbieter, die auf Basis der Fahrgestelle des Bedford-Kleintransporters Wohnmobile in integrierter Bauweise oder mit Alkoven fertigten.
Isuzu liefert mit dem Fargo einen Nachfolger der Bedford-Vans
Nach dem Verkauf der Lkw-Sparte und dem Ende der Busproduktion war Mitte der 80er Jahre bereits absehbar, dass die traditionsreiche Nutzfahrzeugmarke Bedford im GM-Konzern keine Zukunft haben würde. Als Nachfolger für den Blitz Kleintransporter nutzten die Briten daher den vom japanischen GM-Partner Isuzu entwickelten Fargo, der in der Zeit von 1986 bis 1991 in einigen europäischen Ländern unter dem Namen Bedford Midi in den Handel kam. Gebaut wurde der Blitz-Nachfolger nur in den beiden für die Klasse der Kleintransporter üblichen Bauformen als Kleinbus mit bis zu acht Sitzplätzen sowie als Kastenwagen. Waren die Lieferwagenversionen zunächst als 2-Sitzer ausgelegt, so änderte der Hersteller mit der Modellpflege des Jahres 1989 sein Konzept und brachte den Kastenwagen nun als 3-Sitzer auf den Markt. Besonderheit des letzten Kleintransporters von Bedford: Der Midi stand als 8-Sitzer und Lieferwagen mit einem optionalen Allradantrieb zur Verfügung. Darüber hinaus wurde der Van in zwei unterschiedlichen Radständen sowie zwei Dachhöhen angeboten. Insbesondere die bis zu 2,18 Meter aufragenden Hochdachmodelle mit dem auf knapp 4,70 Meter gestreckten Radstand wurden von externen Ausrüstern auch wieder genutzt, um auf Basis des japanischen Bedford-Modells weitere Campingversionen zu realisieren.
Kleinlieferwagen der Baureihe Bedford HA
Um sein Programm nach unten auszubauen, nutzte Bedford Anfang der 1960er Jahre die Kombi-Version Viva des Mutterunternehmens Vauxhall, um daraus einen kleinen Lieferwagen mit verschweißten Seitenfenstern und einem zu den beiden Vordersitzen hin offenen Laderaum zu machen. Kaum war das Bedford HA genannte Modell als Neuwagen auf dem Markt, kümmerten sich die Dormobile-Ausrüster auch um die Campingausstattung des Einstiegsmodells, das mit der Freizeitausrüstung an Bord als Bedford Beagle oder Roma bis Anfang der 1970er Jahre gefertigt wurden. Als Gebrauchtwagen waren diese umgebauten Bedford HA später allerdings nur sehr selten zu finden, da in der knapp zehnjährigen Produktionszeit nur relativ wenige Einzelumbauten dieser Art entstanden.